Sonntag, 1. Januar 2012
Männer soll eine(r) verstehen
Ich bin verwirrt! Habe ich irgendetwas geschrieben, was zwischen den Zeilen zu lesen war?
Markus kenne ich vom Longboarden und von einigen Partys aus dieser Community, vorletztes Jahr war er auch auf meiner Geburtstagsparty. Großen Kontakt hatten wir bislang nicht, sind aber auf Facebook ins Chatten gekommen, weil ich bei ihm angefragt hatte, ob er uns Vanessas Freund (mit ihm ist er auch gut befreundet) abnehmen kann, wenn wir bei ihr Mädels-Abend machen.
Markus ist gerade längerfristig krank geschrieben, weil er beim Muay Thai unglücklicherweise einen heftigen Unfall hatte. Wir kamen dann irgendwie auf weitere Zukunftspläne zu sprechen und er sagte, dass er sich eine berufliche Neuorientierung vorstellen könne. Sein Job macht ihm nicht so wirklich Spaß, aber er weiß noch nicht, was er machen will. Ich habe ihm dann angeboten, ihm „Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will“ auszuleihen. Das Buch habe ich ihm vor einer Woche dann vorbei gebracht und er hat für mich gekocht.
Sonntag habe ich dann für ihn gekocht, weil wir über das Buch, unsere frischen Trennungen etc. reden wollten. Wir waren um 18 Uhr verabredet, er war pünktlich da, und als ich danach das 1. Mal auf die Uhr schaute war es fast Mitternacht, so dass ich ihm sagte, dass es jetzt Zeit wäre zu gehen. Daraufhin erfolgte ein etwas überstürzter Aufbruch, wie ich fand. Es war ein prima Abend und geflirtet haben wir nicht, meine ich. Klar gab es zur Begrüßung und zum Abschied eine Umarmung, aber das ist ja in unser Community nichts Ungewöhnliches.
In meinem Wohnungseingang liegt eine Fußmatte mit dem Spruch „you look nice today“.
Markus schrieb mir noch in der Nacht über Facebook:
Vielen Dank für den schönen Abend! Deine Spaghetti waren große Klasse! Schlaf gut und komm gut in die neue Woche…
P.S.: Deine Fußmatte untertreibt!
Die Nachricht habe ich erst heute Mittag gelesen und dann geantwortet:
Es war wirklich ein feiner Abend, die Zeit mit dir verging wie im Flug. Ich hoffe, dir war nicht zu kalt auf dem Heimweg. Hattest du überhaupt Handschuhe dabei?
Knuddel
Lilli
Daraufhin seine Antwort zwei Stunden später:
Grins, habe verstanden und freue mich auf ein baldiges platonisches Wiedersehen, ehrlich!
Jetzt erst recht Bussi
Markus
Jetzt wo ich das aufschreibe kommt mir der Gedanke, dass er vielleicht das Bussi, das ich oft unter einen Nachricht gesetzt habe, falsch verstanden haben könnte. Und ich wollte vorhin nicht einfach wieder „Bussi“ schreiben und habe mir noch überlegt, ob „Knuddel“ vielleicht zu gewagt ist.
Übrigens: „Spaghetti“ ist unser gemeinsamer Code für Essen überhaupt. Als ich die Woche vorher bei ihm war, wollte er Spaghetti für mich kochen. Da ich total untalentiert im Spaghetti-Essen bin, hatte ich ihm angeboten, dass ich eine andere Nudelform mitbringe und hatte dann auch Penne mitgebracht. Wir sind aber bei „Spaghetti“ geblieben, auch wenn ich gestern eine griechische Fischpfanne gemacht habe, in der keinerlei Pasta war.



Keine Angst vor Fünfzig
Heute Morgen der übliche Blick in den Spiegel, bevor ich zur Zahnbürste greife. Die Haare verstrubbelt, noch ein bisschen verschlafen... mir gefällt, was ich da sehe - eigentlich. Meine Lesebrille sollte ich nur nicht aufsetzen. Nicht dass meine Lesebrillen nicht schön sind oder mir nicht stehen, nein, mit Lesebrille sehe ich alle meine Falten, besonders die um die Lippen fallen mir auf, und die Haut sieht verdammt großporig und unschön aus.
Wie sehen mich andere, frage ich mich. Solange sie mir nicht zu Nahe kommen – immerhin stand ich etwa 30 cm vor dem Spiegel – sollten sie die Falten um die Lippen doch nur so sehen können, wie ich ohne Lesebrille, also kaum wahrnehmbar. Oder? An meine Naso-Labial-Falte und die Denkerfalten oberhalb der Nasenwurzel habe ich mich ja gewöhnt, aber die Falten um die Lippen mag ich gar nicht.
Die einzige Freundin, die bislang nicht gesagt hat, ich sähe noch echt jung aus, ist Mona aus Düsseldorf. Als ich Ende Sommer bei ihr zu Besuch war, fragte sie, ob ich denn schon mal über Botox nachgedacht hätte. Ich war schockiert! Sie meinte, ich könnte doch langsam etwas für meine weiterhin jugendlichere Ausstrahlung tun. Auf gezielte Nachfrage, meinte sie aber, ich solle mir die Naso-Labial-Falte unterspritzen lassen, von den Falten um die Lippen war nicht die Rede. Vielleicht hat sie die einfach nicht gesehen, Mona ist 45 und trägt eine Brille, allerdings noch keine Gleitsichtbrille. Sie ist so gar nicht der Kosmetik-Junkie, fast immer ungeschminkt und mag es auch nicht, sich sexy in Szene zu setzen.
Ich denke, ich sollte mal meine Freundinnen fragen, die jünger sind und noch besser sehen, wie die mich sehen. Nicht dass ich mich doch langsam auf ältere Männer einstellen muss... die haben dann aber auch wieder Lesebrillen, seufz.



Keine Angst vor Fünfzig
Ungebunden und frei zu sein bedeutet alles allein entscheiden zu dürfen... und selbst die Verantwortung dafür zu tragen. Da habe ich dann schon manchmal Angst, die falsche Entscheidung zu treffen.



Das rote Kleid
Anfang November 2011:
Da bekomme ich doch gerade eine SMS von Alan: „hey lilli. bin gestern Nacht aus NY zurück gekommen, möchte dich endlich verwöhnen“. Ups, damit habe ich gar nicht mehr gerechnet, ich hatte ihn schon fast vergessen und habe dasselbe von seiner Seite vermutet. Es ist jetzt immerhin schon ein paar Wochen her, dass ich die letzte SMS von ihm bekommen habe.
An diesem genialen warmen, fast heißen Spätsommertag im September war ich mit meiner Freundin Jules zum Longboarden verabredet. Jules kam ziemlich sauer an, „dieser Scheiß-Kerl!“. Ihr Freund hatte sie mal wieder versetzt, was die gemeinsame Samstagabend-Gestaltung angeht, er hatte es einfach vergessen, dass sie auf einem Geburtstag eingeladen waren und sich anderweitig verabredet. Jules wollte sich auf das Ding am liebsten am Abend daheim verkriechen und die Kante geben, doch im Laufe des Nachmittags entspannte sie sich und meinte „dann geh ich halt ohne ihn und du kommst mit“.
„hey Jules, wohin denn und zu wem?“
„Robert, der Amateurfotograf, der die Longboard-Fotos von mir gemacht hat, feiert seinen 33sten, und ich bin mit Begleitung eingeladen“
„oh, wird das ein Pärchen-Event?“
„ich weiß nicht, aber ich ruf ihn eben an und frage“
Robert war auch gleich erreichbar und sagte, dass er es viel besser finden würde, wenn Jules eine Freundin mitbringen würde, es sei alles ganz ungezwungen, kein Pärchen-Event.
Wir berieten uns noch, was wir anziehen wollten. Jules meinte, Jeans und Sneaker seien sicher das richtige für die Szene um Robert. Doch da das Wetter so ungewöhnlich warm war, schlug ich Sommerkleidchen vor und Jules fand die Idee auch prima.
Jules wollte mit dem Auto fahren, da Spandau ja doch etwas weit draußen ist und holte mich gegen acht ab. Sie war inzwischen wirklich wieder gut drauf und hatte keine Ambitionen mehr, sich zu betrinken.
Ich hatte mich für mein rotes knielanges Baumwollkleid mit den Spaghettiträgern entschieden, recht figurnah aber nicht eng geschnitten. Der Rock beginnt direkt unter dem Busen, kein heftiger Ausschnitt aber ein feines Dekolleté, das bringt meine definierten Schultern etc. gut zur Geltung. Ich hatte erst überlegt, die bunten Schläppchen anzuziehen, zog dann aber doch die zierlichen schwarzen Buffalo-Sandalen mit den 5cm-Pfennigabsätzen an. Jules trug ein Batik-Kleid und süße Reef-Flip-Flops, was bei ihren 180 cm auch keine schlechte Wahl ist.
Party in einer kleinen 1-Zimmer-Wohnung. Als wir kamen waren etwa zehn Typen da und ein Pärchen, sie hockten auf allen Sitzgelegenheiten. Auf dem Sofa wäre noch Platz gewesen, aber wir blieben lieber im Eingang zur offenen Küche stehen. Wir unterhielten uns eigentlich nur mit Robert, bis dann noch ein Mädel (gerade mal 20) kam. Robert versuchte das Ganze aufzulockern, zu erreichen dass wir uns unter die Jungs (Mitte 20 bis Mitte 30) mischten. Das klappte aber so nicht und passierte erst, als die ersten sich etwas zu Essen holten.
Alan saß, als wir kamen, mit dem Rücken zu uns in einem Sessel, dann holte er sich eine Portion Chili und ich dachte „wow“. Als er sich dann Nachschlag holte, blieb er bei mir stehen und seine Bandkollegen kamen dazu. Die Unterhaltung entwickelte sich dann im Wesentlichen zwischen ihm und mir, ich war natürlich neugierig, was für Musik er macht und wie es mit der Karriere voran geht. Sie hatten schon einen Nachwuchswettbewerb gewonnen und jetzt die erste CD heraus gebracht, aber von Erfolg könne man noch nicht wirklich reden.
Später kam Robert dazu und die Themen wurden heftiger. Besonders Robert war echt nicht ernst zu nehmen, aber ich konnte gut mithalten, ohne rot zu werden. Robert sagte, er würde gern mal ne Dreier zusammen mit Alan haben. Ich warf ein, die Phantasie wäre doch eher zwei Frauen und ein Mann. Robert darauf: „nee“ und so entwickelte sich das Gespräch entsprechend weiter, wir haben viel gelacht.
Gegen halb zwölf wollten Jules und ich los, da wir am nächsten Tag ins Elbsandsteingebirge fahren wollten. Ich wollte von Alan die Web-Adresse von seiner Band haben. Da ich in meiner Tasche keinen Stift fand, gab ich dann die Web-Adresse in mein Handy ein, bei der Gelegenheit bekam ich auch Alans Handy-Nummer. Er erzählte, er würde auch gleich gehen, da er am Sonntag um fünf Uhr aufstehen müsse, er habe ja auch noch einen regulären Job als Elektroniker.
Alan ist 34, ca. 178 cm groß, stämmig (er könnte vielleicht ein paar Kilo abspecken), er hat kurz geschorene Haare, einen kleinen trendy Bart, neben seinem Job mit Schichtdienst ist er Drummer und auch Organisator/Ansprechpartner der Band, er raucht recht viele Gauloises.
Als ich zu Hause war musste ich natürlich eine SMS schicken.
Lilli an Alan: gibt’s demnext eine nacht, wo du nicht um fünf uhr früh aufstehen musst? cheers. lilli.
A an L also wenn du lust hast, komm vorbei
A an L etwas später: hast mich irgendwie echt scharf gemacht.
L an A: sweetheart, ich muss und will morgen fit sein, sonst wird’s zu gefährlich, weil unkonzentriert. wie wär’s mit morgen abend? aber nur wir zwei, smile.
A an L: klar nur wir zwei, ein fläschchen wein und du und ich, hast mich echt geil gemacht heute abend. lass morgen einfach schreiben
L an A: ich fand dich spannend vom 1. blick an, der 2. hat das dann bestätigt. bin morgen gen 20 uhr zurück, muss jetzt schlafen, seufz! bis morgen… lilli
A an L: danke, kann ich nur zurück geben. schlaf schön und viel spaß morgen
Am nächsten Tag war es ist doch leider schon 21:45 Uhr, als ich zurück kam. Also schicke ich eine SMS.
L an A: hm, das ist jetzt vielleicht ein bissl spät, oder?
Zwei Stunden später A an L: hey, sorry, war selber nicht zuhause den ganzen tag. hoffe du hattest nen coolen tag. sehen wir uns die woche vielleicht?
L an A: eigentlich sehr gern, hab bloß ein termin-problem und bin ab freitag in hh. wie wär’s mal mit telefonieren? bussi. lilli.
A an L: ich lauf ja nicht weg! ja klar, können wir mal telefonieren. und an das rote kleid muss ich echt oft denken… damit und mit deinem körper hast du mich echt angemacht!
L an A: braucht’s dazu wirklich ein rotes kleid? ich wollte erst in baggy jeans, t-shirt und sneakern zur party gehen, aber es war so warm
A an L: nein… aber es war sexy!! und da ich sexy gut finde… hat es mich tierisch angemacht wie du ausgesehen hast!!
L an A na, da muss ich mir aber mühe geben, dass ich die gleiche wirkung erziele, wenn wir uns nächste Woche wieder sehen
A an L: ich glaub nicht, dass das ein problem sein wird! du hast nen sehr geilen körper!
L an A: sweetheart, den konntest du doch bislang nur ahnen… treffen wir uns dann bei dir?
A an L: ahne aber sehr gutes!! magst du wein? gern bei mir!
L an A: warum ist das denn noch ne woche hin… seufz. mag trockenen wein, lieber rot als weiß, wenn ich die wahl hab. wo ist bei dir?
A an L: würde dich auch am liebsten heute schon bei mir haben! bei mir ist in charlottenburg in der nähe vom theoder-heuss-platz!
L an A: so viel weiß ich doch schon honey, das ist ne fahrrad-entfernung. falls ich’s mittwoch noch hinkriege wird’s recht spät und sekt-selig (mädels-abend), soll ich mich dann noch melden? und name und adresse brauch ich, cheri!
(warum zickt er mit seiner Adresse eigentlich so rum? die steht sogar auf der Band-Webpage … das hatte ich später festegestellt)
A an L: melden kannst du dich auf jeden fall! ich werde aber selber mittwoch erst einmal nicht zuhause sein! vielleicht klappt es aber doch!
Am Mittwoch hatte ich ihn dann telefonisch nicht erreicht, als ich gegen Mitternacht heim gekommen bin. Darauf schickte ich eine SMS.
L an A: hab die flipflops von den füssen gestreift, die baggy jeans fallen gelassen und bin aus meinem shirt und den dessous (rot) geschlüpft. jetzt lieg ich frisch geduscht auf dem bett und versuch mir vorzustellen, wie du unter deinem shirt so aussiehst und sich dein body so anfühlen könnte… mmmmhhmmhh… lilli.
…. (Fortsetzung folgt)



Keine Angst vor Fünfzig
Es ist nicht einfach sich daran zu gewöhnen, plötzlich eine Frau mittleren Alters zu sein, man war doch immer die niedliche Kleine. Damit spricht Erica genau das an, was ich auch empfinde. Die Kleine bin ich immer noch, aber niedlich?
Ich bin immer noch eine Mädchenfrau, so vom Style. Keine High Heels, außer getuschte Wimpern und gepuderter Teint keine weitere Schminke, auf den Lippen nur ein Pflegestift. Meine Lehrerin an der Sprachschule in Cape Town meinte letzten Winter zu mir, dass sie – wenn sie mich von Weitem sieht – denken würde, da käme ein College-Girl. Na, aber eben von Weitem, die Figur und das Styling passt, aber vom Nahen sind eben schon ein paar Falten zu sehen.
In den letzten ein zwei Jahren habe ich mich aber doch auch ein wenig vom Style verändert. Die Absätze meiner Business-Schuhe erreichen jetzt schon manchmal die 6 cm und ich ich trage sie auch mal beim Ausgehen. Und Samstag habe ich mir doch mal einen Lippenstift (mit gleichfarbigen Konturenstift gegen das in-die-Falten-Kriechen) gekauft, in einem dezenten bräunlich-rotem Ton. Eigentlich wollte ich einen richtig roten Lippenstift, aber irgendwie stand mir das gar nicht. Den Lippenstift hatte ich dann auch gleich ausgeführt und Joachim gefiel das gut. Auf Partys ziehe ich auch schon mal gerne ein sexy Kleid an, was auch echt gut ankommt, wie ich feststellen durfte.
Immerhin werde ich unterwegs immer noch mit „junge Frau“ angeredet. Ich weiß aber auch gar nicht, ob man heutzutage noch „gnädige Frau“ sagt und ich frage mich, wie werde ich in Zukunft angeredet. In den Trendsportläden und Szene-Kneipen, auch im Fitnessstudio werde ich inzwischen aber immer öfter gesiezt. Das ignoriere ich dann aber und antworte mit „Du“.



Macht Sport alt oder hält er mich jung?
Die aktuelle Cosmobeauty schreibt „zu viel Training macht alt“ und dass es ab etwa 40 Jahren immer wichtiger ist, auf die richtige Sportart und einen moderaten Trainingslevel zu achten, sonst würde man dem Körper eher schaden als helfen. Viermal 30 Minuten „Wohlfühltraining“ pro Woche sollen Experten für den idealen Jungmacher halten.
Da muss ich mir ja nun echt die Frage stellen, ob ich mir mit dreimal 55 Minuten Zumba, zwei- bis dreimal eine Stunde PowerYoga (oder manchmal alternativ Pilates) sowie meinem werktags üblichen morgendlichen 10minütigem Workout (20 Liegestütz, 30 Trizeps-Übungen, insgesamt acht verschiede 20er Einheiten Crunches sowie noch ca. 60 Bankstütz-Übungen) zu viel zumute. Daneben fahre ich ja auch noch mit dem Fahrrad ins Büro (wo ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitze, leider sehr förderlich für die sogenannten Reiterhosen), laufe die fünf Treppen in meine Dachgeschosswohnung usw.
Für Herz und Kreislauf ist das alles sicher prima, und ich denke, gegen Osteoporose beuge ich damit auch gut vor. Gesund bleiben ist erklärtes Ziel, denn wenn ich schon – wie der Focus Test eben ausgerechnet hat – 96,34 Jahre alt werde, dann macht das nur Spaß, wenn ich dabei gesund bin. Es wär toll, wenn ich dabei auch noch gut aussehen würde.
Beim Ausdauersport läuft der Stoffwechsel (auch danach noch) lange Zeit auf Hochtouren und das ruft die freien Radikale auf den Plan, die alt machen. Sind 55 Minuten Zumba, bei dem man ordentlich ins Schwitzen gerät, schon als solchen Ausdauersport zu sehen?
Gestern hatte ich bei meinem Freund Joachim in Potsdam übernachtet. Er fragte mich heute früh, als er mich in Unterwäsche (verspielter rot-weiß-gepunkteter Push-Up mit String) sah, was ich denn überhaupt meinen würde, mit dem schlechten Bindegewebe am Bauch. Er kenne keine Frau (nicht nur in meinem Alter, sondern überhaupt), die solche ausgeprägt sichtbaren Bauchmuskeln hätte. Und das hat er ernst gemeint, und das ist ja auch objektiv, ich bin stolz auf meine Bauchmuskeln… wenn sie dann sichtbar sind. Ich sollte ihn vielleicht mal mit ins Fitness-Studio nehmen, dass er sich meine eine Trainerin anguckt, die hat gut sichtbare heftig ausgeprägte Bauchmuskeln! Wobei ich das bei ihr schon fast zu extrem finde, und außerdem ist sie erst 28, das zählt als Vergleich nicht!
Heute früh war mein Bauch auch nicht das richtige Beispiel für schlechtes Bindegewebe. Morgens ist anscheinend der Bauch noch in Ordnung, wenn man am Abend vorher eine Pizza gegessen und zwei Cocktails getrunken hat. Er war schon straff, weil eben noch gut gefüllt, und trotzdem sah man die schrägen und die oberen Bauchmuskeln gut. Da habe ich doch das 8-Pack, von dem meine Trainerin immer spricht, das wir erreichen würden, wenn wir regelmäßig trainieren. Ich wollte Joachim dann nicht zeigen, wie mein Bauch hängt, wenn ich mich im Bank- oder Liegestütz befinde – die Position, die frau ja auch beim Sex häufiger einnimmt.
Joachim ist 48 Jahre alt, also ein Jahr jünger als ich, ca. 180 cm groß, ohne jeglichen Bauchansatz, aber auch nicht zu dünn oder übertrieben trainiert. Er macht im Fitnessstudio Gerätetraining und geht sonst Laufen. Er hat irgendwie gar kein Problem mit dem Älterwerden, er ist eben ein Mann, die haben es leichter, so von der Einstellung. Dass er keinen Bauch oder Rettungsring ansetzt, dafür tut er aktiv etwas. Und jetzt hat er auch noch eine 25-jährige Freundin, eine Frau aus Prag, die er aus dem Internet-Portal für internationale Beziehungsanbahnung hat. Er sucht nach einer Frau, mit der er eine Familie gründen will, und dass sie so viel jünger ist findet er dafür sogar gut. Männer in meinem Alter ticken wirklich anders! Joachim ist mein bester Freund, wir kennen uns nun seit etwa sieben Jahren, hatten nie etwas miteinander und so darf er sich von mir schon Einiges zu seinen Frauengeschichten anhören.



Angst vor dem 30. Geburtstag
Erica ist zwanzig Jahre älter als ich und ihr Buch startet am Tag vor dem 50. Geburtstag. Sie hat gar keine Lust, diesen Geburtstag groß zu feiern.
Mein 20. Geburtstag war prima, noch besser der 18., da gab es wirklich etwas, worauf ich mich freuen konnte. Endlich durfte ich Auto fahren, in jede Disco rein und wie ich dachte selbst entscheiden. Letzteres war dann doch nicht immer möglich, denn meine Eltern hatten ein neues Druckmittel gefunden, mir ihre Entscheidungen aufzudrücken. Ich habe dann eben Mamas Auto nicht bekommen, wenn ich mich nicht so verhalten habe, wie es meine Eltern wollten. Ein paar Monate nach meinem 19. Geburtstag, zum Ende der Ausbildung, bin ich dann bei meinen Eltern ausgezogen und war dann auch finanziell unabhängig von ihnen, da konnte ich dann wirklich selbst entscheiden - abgesehen von den gesellschaftlichen Zwängen, aber zu denen später dann mal.
Den 30. Geburtstag wollte ich gar nicht erleben. Ich hatten den Eindruck nun der Welt beweisen zu müssen, dass ich erwachsen war. Erwachsen im Sinne von etabliert und seriös. Ich war total schlecht drauf an meinem Geburtstag… und dann hatte mein Mann ihn auch noch vergessen, also keine Gratulation, kein Geschenk. Es war ihm dann natürlich unangenehm, als später meine Eltern und Freunde angerufen haben. Den 30. Geburtstag hatte ich dann aber schnell vergessen und habe so weiter gelebt, wie bisher. Kein Gedanke an Familiengründung oder ein typisches Eheleben. Wir hatten ja eh nur geheiratet, weil wir meine Steuererstattung für unsere Geschäftsgründung brauchten. Wir waren verliebt und ein prima Team, unser "Baby" wuchs und gedieh prächtig, Ringe trugen wir nicht und den Hochzeitstag konnte ich mir nie merken.
Der 40. Geburtstag war mir eigentlich egal, ich habe ihn gefeiert wie jeden anderen auch. Aber meinem Freund war es nicht egal, dass ich plötzlich nicht mehr in den 30ern war. Er war gerade erst 34 und hatte mich dann gebeten, doch zu sagen, ich sei 35, wenn wir neue Leute kennenlernten. Ich meine, ich wäre auch mit 30 durchgekommen, so vom Aussehen, war eher stolz darauf jung auszusehen und entsprechend reif (kicher, na wie man's nimmt) zu sein. Das hat mich dann schon getroffen, dass ich mich nun jünger machen sollte. Ich dachte, er hatte kein Problem mit dem Altersunterschied sondern war eher stolz auf mich.
Seit dem ich ungefähr 40 bin, vermeide ich es, irgendwo mein Alter anzugeben. Auf Xing ist das absolut klar, ich will mich ja nicht um Job-Chancen bringen, auf Xing fehlen auch die 1. elf Jahre in meinem Lebenslauf. Ja und sonst, besonders wenn ich in der Freizeit und beim Sport oft mit Menschen in den 20ern zusammen bin, da mach ich mich manchmal zehn Jahre jünger, wenn ich gefragt werde. Denn für Menschen in den 20ern ist jemand über 40 so etwas von jenseits der Vorstellungskraft, die kommen gar nicht darauf, dass jemand in dem Altern noch denselben Funsport betreibt. Also erspar ich mir ungläubige Blicke und Diskussionen.
Generell ist es aber doch in unserer Gesellschaft schon so, dass eine Frau ab 40 schon für alt gehalten wird, und ab 50 dann erst recht! Ich weiß nicht, soll ich zu meinem Alter dann stehen und eher darum kämpfen, dass Frauen in dem Alter anerkannt werden, egal was sie tun? Oder gelte ich dann als die verrückte Alte? Oder will ich einfach meine Ruhe haben und mich vor Altersangaben drücken?



Mit dem Älterwerden legt man an Gewicht zu?
Die Waage zeigte heute Morgen 50,2 kg… autsch! Meine magische Grenze liegt bei 50 kg und die sollte echt nicht überschritten werden. Ich bin eben nur 165 cm groß und zierlich gebaut, trage Kleidergröße 34, manchmal in Hosen auch 32.
Man sagt, es sei normal mit dem Alter zuzunehmen, aber was bitte ist normal? Ich habe seitdem ich 20 bin drei bis vier kg zugenommen, das ist ein bisschen mehr als 1 kg pro Jahrzehnt. Meine Kleidergröße hat sich nicht geändert bzw. ist etwas kleiner geworden, aber letzteres liegt sicher daran, dass heute andere Schnitte verwendet werden als vor 30 Jahren.
Gemein ist, dass man nicht mehr genau so viel essen kann wie damals. Und ich esse doch so gerne! Wenn ich noch genau so viel essen würde, dann hätte ich sicher auch Hüftspeck angesetzt. Aber da ich es echt nicht leiden kann, wenn – was man auch schon bei Teenies sieht – der Speck über den Jeansbund quillt, muss ich mich wohl etwas zurück halten. Aber eben nur etwas, mein Stoffwechsel scheint noch ganz in Ordnung zu sein.
Dann nehme ich eben ein Viertel der Pizza von meinem Lieblings-Italiener mit nach Hause oder schwatz das Viertel einer männlichen Begleitung auf. Oder ich esse sie doch ganz (lecker aus dem Steinofen, mit Bressaola, Walnüssen, Rucola und Parmesan, das ist ja sooo lecker), weil ich es nicht lassen kann. Am nächsten Morgen muss das Frühstück dann etwas kleiner ausfallen. Nur vernünftig zu essen macht doch echt keinen Spaß.
Meine Mutter meint, ich könne schon etwas zulegen, dann würde ich jünger aussehen, weil man die Falten nicht mehr so sieht. Hm, noch jünger? Grins. Ich meine, ich sehe ja eh etwa zehn Jahre jünger aus. Und meine ausgeprägte Naso-Labial-Falte kommt vom vielen Lachen, die bekomme ich sicher mit zehn Kilo mehr nicht weg. Außerdem, mehr Kilos lagern sich doch eh immer eher da an, wo man sie nicht haben will. Und gegen schwaches Bindegewebe helfen die auch nicht, leider.
Bauchmuskeltraining – mein 10-minütiges Workout (fast) jeden Morgen – ändert auch nichts am Bindegewebe. Die Bauchmuskeln sind stahlhart, aber die übliche weibliche kleine Speckschicht darüber und die nicht mehr straffe Haut ändern sie nicht. Manchmal frage ich mich, wie schlimm würde das aussehen, wenn ich auch noch Kinder bekommen hätte. Und wenn ich in der Umkleide im Fitness-Studio bin, dann denke ich mir „da habe ich noch Glück gehabt“. Aber trotzdem, so gut wie mit 20 sieht mein Körper schon lang nicht mehr aus. Da muss ich mich wohl mit abfinden und daran gewöhnen, dass er noch unschöner werden wird.



Keine Angst vor Fünfzig
Das Buch ist da, und in einem super Zustand, macht den Eindruck, als sei es noch nie gelesen worden.
Ich hätte am liebsten gleich mit dem Lesen angefangen, doch ich bin dann doch erst einmal zum Zumba gegangen. In meinem Alter (nicht erst jetzt, smile) muss man auch etwas für seine Fitness tun. Und nebenbei stärkt das ganze Hüftkreisen auch noch den Beckenboden, was will ich mehr.



Keine Angst vor Fünfzig
Das ist der Titel eines Buches, welches Erica Jong geschrieben hat. 1995, als das Buch erschienen ist, war ich erst 33 Jahre alt, so dass ich mir das Lesen gespart habe, obwohl mich ihre anderen Bücher echt beeindruckt hatten. Besonders "Angst vorm Fliegen" und "Fanny".
Nun werde ich in einem guten halben Jahr fünfzig und weiß nicht so genau, ob ich das gut finden soll.
Ich habe mir gerade das Buch bestellt, ein gebrauchtes, wohl gut erhaltenes Exemplar. Es gibt eben nur die Auflage von 1995/96 und die ist vergriffen. Na ja, die Zeiten haben sich auch erheblich geändert, 16 Jahre machen eine Menge aus. Ich bin gespannt auf das Buch.