Dienstag, 24. Januar 2012
Schwarz oder Weiß?
Muss man alles gleich schwarz oder weiß sehen oder kann man mit Nuancen leben? Muss ich gleich eine Entscheidung treffen?
Das Wochenende mit Achim war irgendwie ganz schön, allerdings nicht leidenschaftlich genug. Die fehlende Leidenschaft ist ein wichtiger Punkt, der gegen eine längerfristige (sofern man das überhaupt schon weiß) Affäre spricht. Frances hatte ja prophezeit „ihr kommt eh nicht aus der Kiste“. Na, von wegen. Es war schon eher schwierig ihn da hinein zu bekommen. Ich weiß nicht, ob er da einfach nur Gentleman und deshalb zurückhaltend ist oder ob es bei ihm auch nicht so richtig gefunkt hat.
Eben habe ich mit ihm telefoniert. Er hätte gestern schon gerne ein längeres Telefonat gehabt, aber ich war abends noch bei Roland zum Arbeiten, da hatte ich keine Zeit dazu. Er hat mich gestern wie auch heute mit „Süße“ angeredet, das hatte er vor dem Wochenende nicht getan. Im Laufe des Gespräches sagte er auch, dass er mich vermisst. Ich fragte, wie sich das äußert. Ja, er hätte mich einfach jetzt gern bei sich. Darauf lachte ich und sagte zu ihm, dass mir das natürlich schmeichelt.
Achim hatte, bevor er Sonntag gefahren ist, gesagt, er müsse die Eindrücke vom Wochenende erst einmal sacken lassen. Ich hatte mir nicht groß Gedanken darüber gemacht, ob das irgendetwas zu bedeuten hat. Ich habe ihn aber vorhin danach gefragt. Er sagte, dass es ja schon viele Eindrücke waren am Wochenende und dass er mich ja nun auch näher kennengelernt hätte und dass er das wirken lassen wollte. Er fand es sehr schön und er freut sich darauf, mich bald wieder zu sehen.
Das wollte ich jetzt nicht so im Raum stehen lassen, also Flucht nach vorn. Ich bin halt nicht sicher, ob ich in gut einer Woche schon wieder ein Wochenende mit ihm verbringen will. Es war mir eben ein wenig viel, 48 Stunden aufeinander zu hocken. Klar war es auch schön, aber ich brauche auch meine Zeit für mich.
Ja, das könne er auch verstehen, denn meine letzte Beziehung sei ja schon etwas her und ich sei das nicht mehr gewohnt. Darauf konnte ich ihm nur sagen, dass genau das das Problem mit Roland war. Der war zu anhänglich und wollte ständig Zeit mit mir verbringen, das war mir zu viel.
Achim versuchte dann noch mir klarzumachen, dass er mich nicht unter Druck setzen will. Ich lachte und sagte ihm, das könne er gar nicht, ich komme nur zu ihm, wenn ich das wirklich möchte.
Dass mir schon klar ist, dass ich das übernächstes Wochenende nicht schon wieder haben möchte, habe ich ihm aber nicht gesagt. Man muss nicht alles gleich schwarz oder weiß sehen, dazwischen gibt es doch Nuancen und ich will ihn ja nicht gleich verschrecken. Mal wieder Zeit möchte ich schon mit ihm verbringen, mich interessiert auch wie er lebt. Aber ich werde das dann wohl mit einem Besuch bei Ina verbinden, denke davon habe ich dann mehr.
Ich bin ja schon etwas erstaunt, dass ich es ihm so angetan habe. Er hat mich nämlich gar nicht so sehr kennengelernt wie er meint und das lag einfach daran, dass er etwas zu wenig Interesse gezeigt hat. Klar habe ich ihm viel von meinem Berlin gezeigt. Er hat sich auch dazu geäußert, was er mag und was nicht so. Im Muntagnola fand er es prima, aber das Mr. Hu fand er zu szenig und das Café M erst recht, da wollte er auf keinen Fall rein.
Auffällig war, dass er in meiner Wohnung nicht neugierig war. Mich interessiert, was ein Mann (oder auch eine Freundin) für Bücher liest, welche Musik er hört etc. Mir würde auffallen, dass sie bestimmt 200 DVDs im Regal hat, da würde ich nachfragen, was sie so gerne guckt und warum. Sogar die Bücher auf dem Boden vorm Bett ließ er unbeachtet. Da lag natürlich immer noch „Keine Angst vor Fünfzig“ und dazu „Saftig“, erotische Kurzgeschichten mit nacktem Busen auf dem Cover. Aber vielleicht hatte er gerade auch bei den beiden Büchern Angst vor einer Antwort. Vielleicht hat er sie heimlich angeschaut, als ich im Bad war. Ich denke aber, noch nicht mal das hat er getan. Oder er hat sie wieder ganz genau so hingelegt, wie sie lagen. Er weiß immer noch nicht, wie alt ich bin, hat auch nicht nachgefragt.
Auch die Blechschilder an den Wänden fanden keine Aufmerksamkeit, selbst mein Mountainbike nicht, wo er doch auch selbst Mountainbike fährt. Seltsam.
Ich will ja keine Beziehung, aber auch bei einer Affäre verlange ich Interesse, und eben Leidenschaft!



Das richtige Alter
Sonntag hatte ich Achim mit zum BodyCombat genommen. Als 1. liefen wir gleich Erkan über den Weg, der aber nur kurz grüßte. Keine Ahnung, was Erkan da gedacht haben mag, was der Typ in meiner Begleitung für einen Status hat.
Ich finde prima, dass Achim daran interessiert ist, was ich für einen Sport mache und daher beim BodyCombat mitgemacht hat. Achim ist der Ansicht, dass er schon sehr gut trainiert sei, er macht Krafttraining im Studio, teils auch Spinning, geht Laufen und – außer im Winter auch Rennrad- und MTB-Fahren. Die Stunde BodyCombat hatte ihm aber doch ziemlich zugesetzt, er war nicht nur anschließend sondern auch schon mittendrin fast am Ende seiner Kräfte. Aber immerhin hatte es ihm Spaß gemacht, wie er sagte. Ich fand gut, dass er dabei war, auch wenn er keine so gute Figur gemacht hat… aber das ist bei Anfängern in dem Kurs immer so. Nicht so gut fand ich, dass er sein T-Shirt nicht über seiner Trainingshose trug, sondern in den Bund gestopft hatte. Das sieht man leider bei Männern in der Altersgruppe häufig.
Anschließend trafen wir uns in der Sauna. Als ich gerade die Sauna betreten wollte kam Jan vorbei und grüßte lächelnd mit einem kurzem „Hallo“ und „Gutes neues Jahr“. Ich hatte leider die Tür zur Sauna schon leicht geöffnet und konnte so nur mit guten Neujahrswünschen antworten.
Ich war ein wenig durch den Wind, als ich mich in der Sauna auf der Bank oberhalb von Achim hinlegte. Jan zu treffen, damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet. Jan war wie immer sehr nett anzusehen. Er hat einen kaum behaarten Körper, wenig Bartwuchs und ein recht jungenhaftes Gesicht. Na, er ist ja auch erst 31. Und er trägt sein T-Shirt über der Hose.
Ich war schon das ganze Wochenende, hm, oder nicht erst dieses Wochenende, sondern auch schon die Wochen davor, als ich nur mit Achim telefoniert hatte, am Überlegen ob der Mann nicht zu alt für mich ist. Jetzt Jan zu treffen bestätigt mir schon fast, dass Achim nicht das passende Alter hat.
Achim ist schon attraktiv für seine 47. Ein gut trainierter Body, etwa 1,80 m groß. Volle Lippen, die oft lächeln, blaue Augen, gepflegte Fingernägel und Augenbrauen und manchmal etwas Bartschatten.
Ich denke, seinen Bartwuchs ist er gewöhnt. Wenn es darauf ankommt, rasiert er sich zweimal täglich. Die recht starke Körperbehaarung rasiert er auch. Nicht nur an den Beinen, wie das bei Rennradfahrern üblich ist. Okay, starker Bartwuchs und Körperbehaarung sind keine Alterserscheinung. Das ist aber eben trotzdem etwas, was ich nicht so gut finde.
Die Falten um die Augen und sonst im Gesicht stören mich nicht. Die nicht mehr so straffe Haut, auch bei einem gut trainierten Body, ist aber eine Alterserscheinung. Und diese Haut fühlt sich besonders am Körper in Verbindung mit den rasierten – und in zwischen nachwachsenden – Haaren nicht so schön an. Glatte Haut finde ich einfach anregender. Wenn ich darüber streiche erweckt das eher die Leidenschaft in mir.
So richtig ist der Funken zwischen Achim und mir nicht übergesprungen. Ich hatte Lust darauf, endlich mal wieder einen Mann in meinem Bett zu haben und das habe ich auch bekommen. Der Sex war nicht besonders spannend, aber das ist er ja oft beim 1. Mal nicht. Er hat mich speziell am Freitagabend dann irgendwann etwas gelangweilt. Achim hatte zwar eine feine Erektion, aber er war nicht in der Lage war, zu kommen. Das lag an der Aufregung oder zu viel Alkohol wie er am folgenden Abend dann meinte. Im 2. Anlauf war es auch besser gelaufen, aber ich war nicht so wirklich mit Leidenschaft dabei. Ich weiß nicht, wie es ihm da ging. Vielleicht ist er ja sowieso eher der ruhigere Typ.
Und dann läuft mir jetzt plötzlich Jan über den Weg. Auch wenn Jan gerade bestimmt nicht verfügbar ist, zeigt er mir doch, dass ich da mit dem falschen Mann unterwegs bin.