Montag, 9. April 2012
Auf dem Weg zum 1. Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 3. April)
Sonntag wollte ich endlich mal in die Masterclass-Ausstellung, bevor sie zu Ende ist, ohne dass ich sie gesehen habe. So geht es mir leider oft, ich will irgendwohin und wenn ich endlich wieder daran denke, weil ich Zeit habe, hat das Programm schon wieder gewechselt.
Da ich Samstag ja nicht so spät im Bett war, war ich entsprechend früh wach und kam auf den Gedanken, Malte zu fragen, ob er mit in die Ausstellung will. Ich war mir zwar nicht sicher, ob 9:30 Uhr für eine SMS an ihn vielleicht doch zu früh ist, doch wenn er nicht gestört werden will, kann er ja sein Handy aus lassen, dachte ich mir. Also schrieb ich „haste lust heute mittag mit ins c/o berlin zu kommen? bussi. lilli.“. Ich nahm an, dass er wissen würde wovon ich rede, da wir uns schon ein wenig über die Kunstszene unterhalten hatten.
Trotz der frühen Uhrzeit – er hatte sicherlich noch länger gefeiert – kam sofort seine Antwort „immer gerne, wann denn?“. Da ich gerade noch im Bad beschäftigt war, versuchte ich erst nach etwa 20 Minuten ihn anzurufen. Er ging nichts ans Handy, hm, also schickte ich eine SMS „so gegen 12, ich hab nur bis 15 uhr zeit“.
Es kam keine Antwort, also bin ich alleine in die Ausstellung gegangen. Das hatte ich ja eh vor gehabt, somit war ich nicht enttäuscht, aber etwas verwundert. Gegen eins schickte ich dann noch eine SMS hinterher „hej, biste wieder eingeschlafen? wie sieht’s denn mit heut abend aus? cheers. lilli.“
Entweder hatte ich recht mit meiner Vermutung oder ich hatte ihm mit meiner SMS eine Vorlage für die passende Ausrede geliefert. Ich konnte mir aber schon gut vorstellen, dass ihn meine SMS heute Morgen geweckt hatte. Seine Antwort kam etwa eine halbe Stunde später „sorry, du hattest mich geweckt und ich bin wirklich wieder eingeschlafen, die nacht war kurz. wollte mich heute abend mit freunden treffen und etwas essen gehen, so gegen 19:30 uhr. wenn du lust hast, komm doch mit! gruss malte“.
Hm, so nach einem Date in trauter Zweisamkeit klang das jetzt nicht. Aber warum nicht mit ihm und seinen Freunden etwas Essen gehen. Ich hatte ja eh noch nichts für den Abend geplant. Außerdem finde ich es gut, sich anfangs nicht unbedingt allein zu treffen und sich dann vielleicht doch nichts zu sagen zu haben. Daher hatte ich auch vorgeschlagen zusammen in die Ausstellung zu gehen.
Zu einfach wollte ich es ihm jetzt aber nicht machen, also ließ ich mir mit der Antwort Zeit und rief ihn erst kurz vorm Zumba-Kurs an. Ich fragte, mit wem er denn Essen gehen wolle – ein Pärchen, mit dem er gut befreundet ist, die aber Samstag nicht dabei waren. Sie würden sich häufiger zum Essen treffen, wenn er frei habe, er freue sich auch immer darauf und ich würde gut dazu passen. Na denn, kein Thema, ich würde mitkommen. Wir verabredeten, dass er etwa eine Stunde vorher bei mir auf einen Aperitiv oder Kaffee vorbei kommt und wir dann gemeinsam zum Restaurant radeln.
Beim Zumba war ich schon ein wenig abgelenkt und am Überlegen, was ich am Abend anziehen sollte. Klar irgendwelche süße Underwear, nicht zu sexy, aber ein bisschen, vielleicht die mit schwarzen Punkten auf rotem Grund. Mit den richtigen Dessous, fühle ich mich auch angezogen mehr sexy. Außerdem würde ich ja schon mehr aus dem Abend machen wollen, wenn sich mein Eindruck von Malte bestätigt. Und da muss frau ja entsprechend vorbereitet sein.
Malte trägt ja genau die Sachen, die ich an Männern mag. Auch wenn er sicher um die 50 ist, trug er die beiden letzten Tage leicht zerschlissene Jeans, genau richtig auf der Hüfte, dazu Sneaker und z. B. ein verwaschenes rotes Surf-T-Shirt. Das T-Shirt natürlich lose über der Jeans, nicht in den Bund gesteckt. Ich kann es ja gar nicht leiden, wenn Männer zu enge Jeans tragen und die dann auch noch ewig weit hoch ziehen, dass die Hose im Schritt schon fast kneift und die Genitialen so richtig betont. Die richtigen Schuhe sind auch wichtig, darüber hatte ich mich am Freitag mit Corinna unterhalten, Cowboystiefel gehen z. B. gar nicht.
Also würde ich hüftige, leicht baggy Jeans, die Booties aus Kapstadt und ein türkises figurnahes Snowboard-Longsleeve anziehen. Das würde passen, im Style ähnlich wie seine Outfits. Außerdem war es zu kalt zum Radfahren im Minirock. Sicherlich gehört Malte auch zu den Männern, die Miniröcke und Stiefel an Frauen mögen, aber es muss ja auch noch Steigerungsmöglichkeiten geben. Kennengelernt hat er mich ja auch in shreddigen Jeans und frechem Pussy-de-Luxe-T-Shirt.
Auch wenn ich nur an einer Affäre interessiert bin, will ich den Kerl schon vorher besser kennenlernen. Und ein bisschen Verliebtheit schadet auch einer Affäre nicht.