Sonntag, 15. April 2012
Kein richtiges Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 7. Januar)

Das ist doch jetzt echt vier Monate her, dass ich Christian meine Visitenkarte im Club gegeben hatte. Er hatte ja dann versucht, sich mit mir zu verabreden, aber vor Weihnachten hatte ich so überhaupt keine Zeit. Und so umgehauen hatte mich der Typ auch nicht. Ich hatte eher Interesse daran, ihn zu kontaktieren um meinem Bekanntenkreis zu erweitern. Männer haben ja üblicherweise auch Freunde und Kollegen.

Mittwoch kam dann nach etwa drei Monaten wieder eine Mail von Christian, wo ich kurz überlegen musste, wer das überhaupt ist. Er floskelte das übliche „lange nichts voneinander gehört“ und fragte dann, ob wir uns mal auf einen Drink treffen könnten. Außerdem sei er Freitag im Club und das wäre doch auch eine Möglichkeit. Na, das passte ja wieder, wir wollten eh mit den Mädels in den Club, um Frances‘ Geburtstag nachzufeiern. Ich antwortete ihm dann Freitagmittag, dass wir auch mit ein paar Mädels da sein würden.
Als klassisches Date würde ich das nun nicht bezeichnen.

Wir waren dann also mit dem Mädels im Club. Irgendwann tauchte Alex auf, den hatte ich vor einem knappen Jahr dort kennengelernt. Damals zuerst ganz viel Blickkontakt, dann ein paar Drinks bei guter Unterhaltung und eine kleine Knutscherei zum Abschied.

Alex wollte mich gerne wieder sehen, aber da ich zu der Zeit gerade dabei war, mich von Roland zu trennen, hatte ich keine Lust auf Beziehungschaos und habe ihn auf August vertröstet. Im Sommer hatten wir dann lediglich auf facebook Kontakt, kleine Flirt-lastige Messages und ab und an der Versuch von Alex, sich mit mir zu verabreden, aber ich wollte (noch) nicht. Bis es August und ich bei Roland ausgezogen war, war der Kontakt dann aber nahezu eingeschlafen, so dass es dann auch nicht zu einer Verabredung gekommen ist.

Alex erkannte mich gleich wieder und kam mit „hallo Lilli, schön dich wieder zu sehen“ auf mich zu. Er hatte einen Freund dabei, den er mir auch gleich vorstellte. Wir unterhielten uns erst bei einer Runde Drinks zu Dritt, doch dann kamen andere Freunde von Alex vorbei. Ich verbrachte die nächsten zwei Stunden mit Flo, das war so richtig nett. Wir waren im Winter beide in Kapstadt gewesen und hatten dadurch viel zu erzählen. Später kamen wir auf andere Themen und hatten gar kein Interesse daran, uns mit anderen Freunden zu beschäftigen.

Flo musste dann gehen, da er Samstag früh einen Termin hatte, er addete mich noch mit seinem I-Phone auf facebook und wir verblieben, dass wir uns auf jeden Fall wieder treffen sollten. Er hat zwar eine Freundin, dass hatte er beiläufig erwähnt, aber wir waren beide der Meinung, dass es prima war, dass wir uns hier kennengelernt haben. Zum Abschied gab es eine innige Umarmung.

Die Stimmung im Club war inzwischen sehr ausgelassen, ich tanzte mit den Mädels und hatte schon ganz vergessen, dass Christian ja eigentlich auch kommen wollte. Irgendwann stand er dann vor mir, noch in dicker Jacke, da die Garderobe voll war. Er erzählte, er hätte zwei Stunden angestanden. Das hätte ich ja nicht gemacht, aber er meinte, er wolle mich unbedingt sehen. Das schien echt keine Floskel zu sein, denn der Typ wich mir nicht mehr von der Seite.

Ich hatte ihn irgendwie anders in Erinnerung, fand ihn nun gar nicht mehr interessant. Seine Einladung auf einen Drink nahm ich aber gern an, in der Hoffnung, dass ich an der Bar vielleicht einen anderen Mann treffen würde, den ich kannte. So machten uns auf den Weg zur Bar. An der Bar stand zum Alex, juhu! Ich bin also zu Alex und gab ihm zu verstehen, dass er mich retten müsse. Alex grinste mich an und zog mich in seine Arme, was ich sehr gern mit mir machen ließ. Er bestellte mir einen Aperol-Sprizz und ließ mich nicht mehr los. Der DJ wechselte zu Latin und wir fingen an zu schwofen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Christian immer noch fast neben uns stand. Wie blöd ist der denn? Er verzog sich dann aber, als ich das erste Mal mit Alex knutschte.

Später kamen Freunde von Alex dazu und ich wechselte wieder rüber zu den Mädels. Dort fand ich Christian wieder, im Gespräch mit einer Freundin von Frances, die er sicher vorher noch nicht gekannt hatte. Anscheinend steht Christian auf blonde Locken, die hat Steffi ebenso wie ich.

Es war inzwischen fast zwei Uhr und wir vermissten Corinna. Wir hatten vorher zusammen gekocht und waren gemeinsam her gekommen und wollten uns auch zurück ein Taxi teilen. Maja meinte, wir sollten langsam gehen und so machten wir uns auf die Suche nach Corinna. Die hatte inzwischen schon heftig viel getrunken, da sie sich den Club schön trinken musste, wie sie meinte. Sie war nur mitgekommen, da Frances Geburtstag hatte, eigentlich ist der Club nicht so ihr Ding. Aber jetzt war sie nur mit Anstrengung dazu zu bewegen, heim zu fahren. Netterweise hat uns der Typ, mit dem sie schon eine Weile getanzt hatte, dabei geholfen. Der hatte wohl auch den Eindruck, dass sie zu viel getrunken hatte und dringend heim musste.

Alex war nicht mehr zu entdecken, also ging ich ohne mich zu verabschieden.

Ich lag im Bett, war gerade am Einschlafen, da klingelte mein Handy. Alex: „Hey, wo steckst du denn, ich finde dich nicht mehr.“ An seiner Aussprache war deutlich zu merken, dass er einiges getrunken hatte.
„Ich bin schon zuhause im Bett.“

„Du hast dich gar nicht verabschiedet und ich wollte doch mitkommen. Du kannst doch nicht einfach so gehen…“ Der Rest war nicht so ganz zu verstehen, da es zu laut im Hintergrund war. Ich war hundemüde und dadurch entsprechend unkonzentriert beim Zuhören. Er hat noch ähnliche Dinge von sich gegeben, ich habe dann einfach nur gesagt „In deinem Zustand hätte ich dich eh nicht mitgenommen.“ und aufgelegt. Danach hat noch zweimal das Handy geklingelt, aber ich bin nicht mehr ran gegangen.

Alex war an dem Abend genau richtig gewesen, die Knutscherei war okay, aber mehr will ich nun wirklich nicht von ihm. Der trinkt mir einfach zu viel. Auch als wir uns vor einem Jahr kennengelernt hatten, war er ziemlich angetrunken und seine Posts auf facebook sprechen auch dafür, dass er eher heftiger ausgeht.

Samstag gen Mittag bekam ich dann eine SMS von ihm „na wieder nüchtern?“. Ich musste grinsen und antwortete „wer, du? wie läuft das tennis?“ Er hatte Freitag noch gesagt, dass er am Samstag ein Tennisspiel hat. Auf seine Antwort „fahren gleich los… spiele aber nicht – meine schulter tut weh, kuss“ habe ich dann nicht mehr geantwortet.

Kurz darauf kam noch eine andere SMS, von Christian „hi lilli, noch schön gefeiert gestern? heute abend auch wieder auf tour? gruss. christian.“ Unglaublich, der Kerl hat echt nichts gelernt!



Haare schneiden
Wie intim ist das eigentlich, Haare schneiden?

Ich schneide ja gerne Haare, Kurzhaarschnitte eben. Das macht Spaß, ab und zu habe ich da Lust drauf, aber es sollte eben nicht in Arbeit ausarten. Das mache ich üblicherweise bei meinem Freund und vielleicht noch bei guten Freunden. Da die meisten nicht wissen, dass ich das kann, ist die Nachfrage danach nicht groß.

Mein Ex-Freund, Roland, hat aber wieder nachgefragt. Nachdem er nach der Trennung letzten Sommer zu Anfang wieder zu seinem Friseur gegangen ist, hatte er mich Anfang dieses Jahres dann das erste Mal gefragt, ob ich ihm nicht wieder die Haare schneiden könnte. Er sah – wie ich fand – auch echt schlimm aus und meinte „du kannst das besser“. Ich weiß ja nicht, zu wem er da geht und 34 Euro finde ich jetzt für einen Herrenhaarschnitt auch nicht wirklich billig. Also brachte ich mein Werkzeug mit, als ich das nächste Mal zu ihm zum Arbeiten kam.

Es machte richtig Spaß, ihm wieder eine passende Frisur zu seiner beginnenden Pleete zu verpassen. Ich hatte vorher schon angekündigt, dass die Haare deutlich kürzer werden würden und er wirkte sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ihm den Nacken auszurasieren fand ich dann nicht so toll. Er musste sein Shirt ausziehen, da sich der Haarwuchs ziemlich weit runter zieht. Als Gegenleistung wollte er mich dann mal zum Essen einladen.

Vor etwa sechs Wochen hatte er dann das nächste Mal gefragt, ob ich ihm wieder die Haare schneiden würde. Da hab ich ihn – mangels Zeit – zum Friseur geschickt, ich meinte, er könne ja mal den ausprobieren, zu dem ein Freund von uns geht. Wenn er sagen würde, dass der letzte Schnitt fünf Wochen her sei, wäre das ja nicht so schwer, das wieder genauso hinzukriegen. Danach war er dann auch recht zufrieden und ich fand auch, dass es gut aussah.

Nun hat er wieder gefragt, ob ich ihm die Haare schneide. Ich hätte heute zwar Zeit, aber echt keine Lust, ihm wieder den Nacken auszurasieren. Außerdem hatte er mich wegen des letzten Haarschnitts noch nicht zum Essen eingeladen. Ich habe auch nicht wirklich Lust, mit ihm Essen zu gehen, so viel zu sagen haben wir uns nun nicht mehr. Also schob ich erst einmal mangelnde freie Termine vor und sagte ihm, er solle besser zum Friseur gehen. Auf das Thema Essengehen hatte ich jetzt keinen Nerv. Vielleicht sollte er besser mein Fahrrad warten, als Ausgleich für den letzten Haarschnitt. Ja, das ist eine gute Idee.