Sonntag, 10. Februar 2013
Mädelsabend im Karneval
Mona wollte nicht das ganze Wochenende durchfeiern, so verabredeten wir uns für Freitag bei Ramona zuhause. Ramona steht eh nicht so auf Karneval, deshalb war sie auch Altweiber nicht mit gewesen.
Wie auch Mona hatte ich Ramona lange nicht gesehen. Klar, ab und zu telefonieren wir mal, aber dass wir uns sehen ist eben etwas seltener, Düsseldorf ist ja nicht gleich um die Ecke von Berlin. Und Mona ist ja überhaupt nur selten da, die meiste Zeit verbringt sie in Neapel bei ihrem Freund. Die beiden kannten sich nur flüchtig durch mich, aber da beide genau so offen sind wie ich, passte das mit dem Mädelsabend prima.

Es gab wieder den üblichen Mumm extra dry, diesmal als Aperol Sprizz. Da unterscheiden sich die Düsseldorfer von meinen Berliner Mädels echt nicht. Es war Winter und kalt, also gab es keine Rohkost mit Dip. Wir schnippelten schnell Möhren, Sellerie, Kartoffeln und Ingwer und Ramona machte eine leckere Gemüsecremesuppe daraus. Mit geröstetem Kerne-Mix war das sehr lecker.

Nach dem üblichen Small-Talk kamen sie zur Sache „Was ist nun mit Jonas, du warst doch so verliebt?“ Die letzte Woche hatten wir drei telefonisch nur unsere Termine abgeklärt, für längere Gespräche war keine Zeit. Und mit Mona war ich auch noch nicht dazu gekommen, darüber zu reden. Mona hatte Freitag gearbeitet und ich war ein wenig Bummeln und zu Fitness First gegangen. Da ich eine internationale Mitgliedskarte habe, kann ich in jeder Stadt ins Studio gehen. Es gab zwar keinen BodyCombat-Kurs, aber ich hatte ein wenig Yoga und ein Bauch-Workout gemacht und war dann ausgiebig im Wellnessbereich gewesen.

Tja, Jonas. Seit unseren Gesprächen am Samstag und Sonntag hatte ich nur am Montagabend eine whatsapp von Jonas bekommen: „Hi Lilli, bin nicht gut drauf, brauch mal meine Ruhe. Kuss. Jonas.“. Keine Ahnung, ob das mit unserem Gespräch zusammenhing, möglich. Aber es war müßig darüber zu spekulieren, das meinten Mona und Ramona auch.

Am Samstag ging es um seine Erektionsprobleme (siehe auch mein Blog „Online-Dating – Jonas – nach zwei Monaten Beziehung“) und am Sonntag sagte ich ihm, dass ich immer nicht wüsste, ob er mich wirklich gern sehen würde. Er würde nie ein Date vorschlagen und ich würde das jetzt mal nicht mehr machen und abwarten, dass er sich meldet. Er hatte nichts dazu gesagt. Ich hatte schon festgestellt, dass er sich nicht nur bei mir nicht meldet, sondern auch bei seinen Freunden nicht. Er wartet immer, dass sie ihm ein Treffen vorschlagen. Selbst bei Verabredungen zum Rennradfahren oder Laufen verhält er sich so. Er hat mit seinen Sport-Kumpels wohl vage Absprachen, aber für konkrete Verabredungen lässt er sie immer die Initiative ergreifen. Daher muss er dann auch oft alleine Laufen oder Biken. Komisches Verhalten, und nachdem ich festgestellt habe, dass das für ihn Standard ist, für mich nicht mehr akzeptabel.

Wegen des Fetisch-Outings auf Facebook (siehe auch mein Blog „Fetisch und Facebook“) hatte ich dann am Dienstagvormittag doch mal auf seine whatsapp geantwortet: „Na, ausgeruht?! Vielleicht bist du ja fit genug, deine Privatsphäre-Einstellungen auf facebook anzupassen. Schon komisch, es von dir über facebook zu erfahren, aber muss es deshalb gleich die ganze facebook-community wissen?! Lilli.“ Eigentlich etwas gemein von mir, denn im Büro konnte er nicht in facebook rein gehen, da konnte er sich dann den Arbeitstag lang ein wenig Sorgen machen.

Später am Abend erhielt ich seine Antwort „Ups, wie hab ich das denn nur hingekriegt … Männer und Technik! Sorry! Dicken Kuss. Jonas.“ Häh! Ich war etwas verwirrt, das konnte sich nicht auf die Fetisch-Sache beziehen. Als ich mich dann auf facebook einloggte, wusste ich auch, was er meinte. Er hatte wohl angenommen, dass er mich als Freund deaktiviert hatte und mir eine neue Freundschaftsanfrage geschickt. Ich musste lachen, denn ICH hatte ihn ja als Freund deaktiviert, Schadensbegrenzung wegen der Fetisch-Sache halt. Ich ging auf sein Profil, die Fetisch-Page war immer noch geliked und nun war auch seine Freundes-Liste wieder komplett öffentlich. Er hatte es wirklich nicht kapiert.

Meine Freundinnen mussten auch über die facebook-Geschichte lachen und sich gleich mal einloggen, um Jonas‘ öffentliche Chronik-Angaben zu sehen. Die Fetisch-Page fanden sie genau so heftig wie ich. Wir diskutierten den Zusammenhang von Erektionsproblemen und Fetisch sowie darüber, dass Jonas den Eindruck vermitteln wolle, er sei der Kuschelsex-Typ, der denkt, man müsse erfühlen können, was dem anderen gefällt.

Mona und Ramona wussten auch nicht wirklich einen Rat, wie die sexuellen Probleme zu lösen sein. Klar, miteinander reden … aber wenn der Kerl nicht will. Aber demnächst wird er reden müssen, wenn ich ihn direkt auf das Fetisch-Ding anspreche.

Ich bin mir allerdings inzwischen nicht mehr sicher, ob ich das Problem überhaupt lösen will.
Die Art wie Jonas mit seinen Freunden umgeht, gefällt mir nicht. So wie er über sie redet, z. B. „das kleine Arschloch war doch echt schneller als ich“ und immer diese gönnerhafte Art, z.B. „der Dicke wollte sich Mittwoch mit mir treffen, ich muss mal schauen, ob ich das einrichten kann“ (Jonas hat einfach keine besonderen Termine abends!). Da überlege ich mir, wie redet er vor seinen Kumpels (so richtige Freunde sind das ja nicht) über mich. Vielleicht „die kleine Schlampe…“, wer weiß!?

Und mit mir geht er ja genauso um. Da ich immer viele Termine (Sport, Freunde, Englisch, Nebenjob) habe, hatte ich bislang immer vorgeschlagen, wann wir uns sehen. Er hatte dann zugestimmt, aber von ihm kam nie ein Vorschlag. Außerdem schien er – jedenfalls nach den ersten Wochen – zu erwarten, dass ich die Organisation unseres Zusammenseins übernehme, also Aktivitäten, Essen etc.

In den ersten Wochen hatte er noch ein paar Ideen, besorgte z. B. mal geräucherte Forellen für’s Abendessen, schlug eine Ausstellung in der Nähe vor etc. Danach wurde nur noch Essen bestellt oder Essen gegangen, wenn ich mich nicht darum gekümmert hatte, dass wir gemeinsam kochen. Klettern ist er gerne mit mir gegangen, aber auch das war immer mein Vorschlag.

Das mag ja sein, dass Jonas einfach so ist. Dass er schon an mir interessiert ist, aber eben gewohnt ist, dass die Frauen und auch Freunde immer auf ihn zu kommen. Mir fehlt aber seine Initiative, ich möchte einfach spüren, dass mich jemand gerne sehen will. Auch hätte ich gern ab und zu mal ein Kompliment, zu so etwas ist Jonas leider auch nicht in der Lage.

Mona sagte, damit käme sie auch nicht klar. Ihr Freund sei da ganz anders. Ramona, gerade Single war auch der Ansicht, das würde gar nicht gehen.

Jonas hatte sich bislang auch nicht wieder bei mir gemeldet. Einfach so schaut er ja eh nicht vorbei, doch es gab auch keinen Anruf oder eine whatsapp. Wahrscheinlich hat er sich noch nicht einmal gemerkt, dass ich übers Wochenende nach Düsseldorf geflogen bin.

Das Gespräch mit den Freundinnen tat gut und brachte mich weiter. Sie meinten auch, ich hätte mich doch schon von Jonas gelöst, somit sei das ein auslaufendes Modell.

Mona sagte „Ach deshalb hast du den Karneval schon gut ausgekostet.“ und grinste. Ja, die Knutscherei mit dem caribischen Piraten hatte gut getan. Und ach ja, der Matrose hatte auch schon eine lange SMS geschickt „Na, habt ihr durchgemacht, ich hatte doch gesagt, pass auf dich auf. Ich weiß nicht mehr ganz genau, was wir gestern noch gemacht haben, aber ich glaube, wir haben uns vorbildlich benommen. Genieß den Karneval noch. Liebe Grüße. Jochen.“

„Ach“ sagte Mona „Telefonnummern tauschen, aber doch nicht gleich ein weiteres Date vereinbaren?! Er weiß doch, dass du nur übers Wochenende da bist.“. Ich grinste „Ich denke, er ist verheiratet. Er hatte gesagt, er würde mich schon gerne wiedersehen und wir seien ja keine Vierzehn mehr. Dabei hatte er mich schelmisch angegrinst.“.

„Na dann ist ja wohl alles klar“ mein Ramona kichernd.

„Klar, ist bloß die Frage, wie er das in dieser kurzen Zeit anstellen will, ich fliege ja Montagfrüh wieder. We will see.“

„Wie gut gefiel er dir denn?“ fragte Ramona. „ Tja, 54jährige sind nicht unbedingt meine Zielgruppe. Aber auf rothaarig steh ich schon immer, auch wenn Jochens Haare sehr kurz und schon fast grau sind. Vom Typ ist er der typisch Rothaarige. Und nett war er, keine Frage. Ne gute Figur und die richtige Größe hatte er auch. So wie ich jetzt gerade drauf bin, wäre eine kleine Affäre genau das Richtige!“