Montag, 11. Februar 2013
Ein unmoralisches Angebot
Eine kleine Affäre wäre genau das Richtige, ja, aber das?!?!

Samstag hatten wir bei Mona mit zwei Freundinnen von ihr vorgeglüht, natürlich wieder mit Aperol Sprizz. Damit der zu erwartende Alkohol auf unserem Zug über die Ratinger Straße (das ist wohl in der Nähe der Altstadt) uns nicht umwerfen würde, gab es dazu dann noch Wagner-Pizzen und -Flammkuchen. Wir trafen uns etwa drei Stunden vor Start, um uns zu Verkleiden und Aufzubrezeln, es gab eine Rokoko-Lady, ein Manga-Girl, Aschenputtel und mich als bayerisches Madl. Mona verpasste mir sogar noch eine schöne passende Flechtfrisur zu meinem original bayerischen Dirndl.

Das Dirndl hatte ich mir vor fast zwei Jahren in München gekauft, als ich eine Freundin besuchte und ich eigentlich vor hatte, in dem Jahr mit ihr auf das Oktoberfest zu gehen. Es war nicht einfach, ein passendes zu finden, die Dirndl waren alle so unterschiedlich geschnitten. Ich meine es war das 17. oder so, was ich dann genommen hatte, es war knielang. Dazu noch Bluse, Dirnd-BH (mega push-up), Unterrock, Schürze, Brustkorbkordel (das heißt sicher nicht so), Schuhe und Handtasche. Das volle Programm eben, schon chic.

Wir fuhren mit dem Taxi zur Ratinger Straße. Boah, was waren wieder viele Menschen unterwegs, alle kostümiert, viele Piloten und Polizisten, das war auffällig! Vor den Brauerei-Kneipen hingen Menschentrauben, wir stellten uns dann vorm FÜCHSCHEN an und waren nach ca. 20 Minuten auch drin. Drinnen war es proppevoll, Karnevalsmukke, deutsche Schlager etc. wurden gespielt. Wir kämpften uns durch die Menge und fanden schließlich einen Platz an einem Stehtisch mit ein paar netten Männern. Es war wie Donnerstag auch, es dauerte nicht lang, da hatten wir ein Altbier in der Hand. Das schmeckte genau so übel, wie im UERIGE, obwohl es ja wohl von einer anderen Brauerei war.

Das Flirtpotenzial war hoch und schnell befand ich mich wieder im Arm von einem netten Mittvierziger. Irgendwann gesellte sich ein französiches Pärchen zu uns, er Pirat und sie eine Art Piratenbraut, allerdings ohne Hut, dafür mit mega Dekolleté, er war bestimmt Fünfzig, sie vielleicht zehn-fünfzehn Jahre jünger. Sie konnte kein Deutsch und ich kein Französisch, doch ich kam schnell mit ihr auf Englisch ins Gespräch. Sie waren nur für Karneval nach Düsseldorf gekommen. Sie fragte mich, was ich trinken wolle und war etwas erstaunt über meinen Wunsch nach Wasser. Ich war etwas erstaunt, dass sie mich einlud.

In den Brauhäusern kann man auch eigentlich nur Altbier oder Wasser bestellen, alles andere ist zu Karnevalszeiten zu kompliziert. Die Kellner drängeln sich einfach mit gefüllten Tabletts mit hauptsächlich Altbiergläsern und ein paar Mineralwassern durch die Menge.

Der französische Pirat tanzte mal mit seiner Piratenbraut, mal mit einer Freundin von Mona und dann holte er sich mich zum Tanzen. Nach dem Tanz gab er mir einen Kuss auf den Mund. Heh, was war das? Er war doch mit seiner Frau da! Ich fragte ihn auf Englisch, was das nun war, er sei doch mit seiner Frau da. Er guckte mich fragend an, also wiederholte ich die Frage auf Deutsch. Er antwortete in recht gutem Deutsch „Das ist meine Freundin, das ist in Ordnung.“ Aha, na wenn er meinte. Der Pirat war nicht so wirklich mein Typ, wirkte zu blass und zu streng.

Ich schäkerte und tanzte weiter mit den anderen Männern bei uns am Tisch. Dann gesellte ich mich mal wieder zu der Französin, fragte sie, wie es ihr gefiele, hielt ein wenig den üblichen Karnevals-Small-Talk. Mona und ihre Freundinnen hatten auch so richtig Spaß mit den Typen bei uns am Tisch. Ich bekam auch mal wieder ein Altbier in die Hand gedrückt, nippte wie schon üblich dran und stellte es dann ab. Irgendwie schienen sich die Franzosen gut in unsere Gruppe einzufügen.

Dann wollte der Pirat wieder mit mir tanzen. Drückte mir zwischendurch schon mal wieder einen Kuss auf den Mund und erzählte mir dann, dass er mit seiner Freundin ein schönes Appartement in der Altstadt gemietet hätte. Ich hatte ihn erst nicht richtig verstanden, weil es so laut war, musste noch einmal nachfragen. Ja, ein schönes Appartement mit einem großen Bett. Er und seine Freundin würden sich freuen, wenn ich nachher mit zu ihnen kommen und über Nacht bleiben würde.

Erst war ich sprachlos, doch dann danke ich ihm lächelnd für das Angebot. Ich würde mich darüber freuen, doch das wäre für mich nicht möglich. Mein Freund würde erwarten, dass ich irgendwann nachhause kommen würde. Das war eine kleine Ausrede, aber ein Dreier mit den Beiden war für mich wirklich kein Thema!

Ich musste das gleich mal Mona erzählen und sie fand es genau so unglaublich wie ich.
Die Franzosen blieben noch eine Weile und verhielten sich weiterhin ganz normal, so wie vorher auch. Sie tanzte auch mal mit den anderen Männern und er auch noch einmal mit mir. Peinliche Situationen gab es keine. Irgendwann verabschiedeten sie sich, sie wie auch er mit dem französischen Bussi-Bussi-Bussi. Nicht zur Bussi-Bussi wie bei uns.

Wir ließen die Nacht nicht gar so alt werden und fuhren gegen zwei Uhr mit dem Taxi heim. Mona war ganz schön angeschickert, ich nur erschöpft vom vielen Tanzen. Auf dem Heimweg kicherten wir noch einmal über die Franzosen. Ich fand sie, bzw. ihn ganz schön mutig. Ich fragte Mona, warum er wohl ausgerechnet mich gewählt hatte. Mona lachte „Na klar dich! Mit dem Dirndl bist du einfach echt sexy und du hast sowieso eine offene und positive Ausstrahlung, die kommt doch sowieso bei den Männern gut an.“ Ach so. Gerade über das letzte Statement freute ich mich sehr.