Meine Jugendliebe - 11. Teil
Aus dieser Umarmung mag weder er noch ich mich lösen. Doch wir können ja hier nicht ewig stehenbleiben, halb im Treppenhaus, halb in meiner geöffneten Wohnungstür. Also sage ich „komm erstmal rein“ und trete zurück in den Hausflur meiner kleinen Wohnung.
Peter hat Blumen mitgebracht. Rote Rosen, fünf große langstielige, in Cellophan eingeschlagen, die überreicht er mir nun mit den Worten „rot ist doch deine Lieblingsfarbe“. Ich muss lachen, strahle ihn an, sage „ja“. Und denke mir dabei, wenn es nur um die Farbe ginge, wären Tulpen auch in Ordnung. Die Rosen hat er sicher nicht nur einfach so gewählt.
Ich lege den Rosenstrauß aufs Sideboard, nehme Peter die Jacke ab und bitte ihn, seine Schuhe auszuziehen. Jetzt habe ich die Gelegenheit, ihn erst einmal so im Ganzen zu betrachten. Ich hatte ja keine Ahnung, was für ein Typ bei mir ankommen würde. Dass er einen – wenn auch noch recht kurzen – Zopf trägt, wusste ich noch nicht. Das war auf dem aktuellen Foto, was er mir letztens geschickt hatte, nicht zu erkennen gewesen. Hm, Mann mit Zopf ist eigentlich nicht so mein Fall, Zopf ist mein Part. Ansonsten gefällt mir sein Mix aus Jeans und Outdoor aber gut. Einen geschniegelten Typen, businesslike oder so hätte ich auch eh nicht erwartet.
Dann nehme ich den Blumenstrauß und wir gehen in meine Küche. Auf dem Weg dahin schaut sich Peter schon neugierig um. Er sei so gespannt, zu sehen wie ich lebe, sagt er. Während ich die Rosen vom Cellophan befreie und in der Vase arrangiere, lässt Peter seinen Blick in der Küche und dem angrenzenden Wohnbereich umherschweifen. Er grinst, sagt „deine Lieblingsfarbe ist unschwer zu erkennen“. Dann beobachtet er aber doch lieber mich.
Einen Rosenstiel musste ich kürzen, doch nun sieht der Strauß in meiner schlanken Rosen-Vase echt schön aus. Doch wohin nun damit, auf dem Küchentisch stehen wie immer in dieser Zeit Tulpen? Auf der Ecke von meinem großen Schreibtisch machen sich die Rosen gut, stelle ich fest. Peter lehnt immer noch an der Küchenzeile. Ich frage ihn, ob er einen Begrüßungs-Sekt möchte. Auf dem Weg zum Kühlschrank schwenke ich doch um und gehe wieder auf ihn zu. Wir schauen uns schon wieder direkt und tief in die Augen und können nicht anders, als uns zu umarmen. Wir schmiegen uns aneinander, es ist so schön. Irgendwann löse ich mich etwas, schaue Peter wieder in die Augen. Sein Lächeln ist der Hammer, und diese Vertrautheit …
Ich zittere schon wieder leicht, frage ihn „magst du mich nicht küssen?“. In seine Augen kommt ein Strahlen, er gibt keine Antwort auf meine Frage, er küsst mich einfach. Erst vorsichtig, dann heftiger, mmmmmhhhhh! Mein Zittern lässt nach, dafür läuft mir ein leichter Schauder über den Rücken. Ist es möglich, sich an Küsse vor etwa 30 Jahren zu erinnern? Mir kommt es so vor, vielleicht bilde ich es mir auch ein. Egal, es ist so schööööön!
lilliberlin am 11. März 13
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