Das 1. Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 9. April)
Um 18:30 Uhr wollte Malte zu mir kommen, es kam aber erst einmal nur eine SMS „komme etwas später!“.
Irgendwie hat der Kerl es nicht so mit den Terminen, oder wie? Okay, es war jetzt kein Problem, da ich nicht extra früher heim gekommen bin, weil ich mit ihm verabredet war, aber so ganz passend fand ich das jetzt nicht. Immerhin konnte ich die Zeit nun nutzen, um meine restlichen Urlaubsfotos ins Album zu kleben. Ich war gerade damit fertig, da klingelt es. Es war bereits 19 Uhr.
Die Begrüßung fiel mit einer Umarmung und mit einem kleinen Kuss weniger heftig aus, als der Abschied am Abend davor. Meine geplante ironische Bemerkung zum Einhalten von Terminen konnte ich nicht anbringen, da Malte gleich sagte, dass er meine Wohnung kennen würde und fragte, ob ich eine Bekannte von Katja sei. Die Welt ist wieder mal so klein. Meine Vormieterin und ihr Freund, wegen dem sie die Wohnung aufgegeben hatte, sind Freunde von Malte. Ich hatte die Wohnung ja über einen Makler angeboten bekommen und kannte Katja nur flüchtig, weil ich die Wohnung vermessen hatte, als sie noch darin wohnte.
Malte bekam seinen Kaffee und wir verquatschten über eine halbe Stunde mit Themen wie Wohnung, Radfahren, Klettern, Lieblingsessen etc. Er sagte, es käme nicht so darauf an, dass wir wie verabredet um 19:30 Uhr beim Italiener seien. Da konnte ich dann doch noch anbringen, dass er es wohl mit der Pünktlichkeit nicht so habe. Das hatte ich nicht vorwurfsvoll sondern eher mit einem Smile von mir gegeben. Malte entschuldigte sich nun doch noch, dass er kurzfristig noch etwas zu erledigen hatte.
Er war heute etwas gediegener angezogen. Nein, das trifft es nicht wirklich. Die Jeans war nur nicht ganz so geschreddet und er trug dazu ein hellgraues (gut sitzendes) Hemd, sogar in die Jeans gesteckt und eben auch Lederschuhe (stylisch mit Schnalle) statt Sneaker. Ich fragte, nicht ganz ernst gemeint, ob ich mich noch umziehen müsse, da ich ja deutlich legerer angezogen sei als er. Er schaute mich an und sagte „du siehst gut aus so“.
Wir fuhren dann mit unseren Rädern zum Italiener, um festzustellen, dass der wegen Umbau geschlossen hatte. Nun war die Frage, wohin. Malte schlug libanesisch vor, nicht das Baharat um die Ecke, sondern ein richtiges Restaurant. Wir wollten uns gerade auf den Weg machen, da kamen uns die Freunde von Malte entgegen, genau so erstaunt, dass der Italiener geschlossen hatte. Die beiden hatten allerdings keine Lust auf libanesich und schlugen japanisch vor. Malte hatte mir gut zugehört und sagte gleich, dass wir dabei bleiben würden, zum Libanesen zu gehen. Ich mag nämlich weder Sushi noch japanische Suppen. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit den Beiden und machten uns dann in getrennte Richtungen auf den Weg.
So hatten wir doch unser Essen nur zu zweit, somit ein klassisches Date. Malte war schon häufiger in dem Restaurant gewesen und ich nahm seine Empfehlungen gerne an. Den Wein durfte allerdings ich aussuchen, da er sich damit nicht so gut auskennt. Wir teilten uns zwei Vorspeisen und naschten beim Hauptgericht vom Teller des anderen. Dazu tranken wir eine Flasche Rotwein und Wasser.
Als ich Malte so direkt gegenüber saß, hatte ich den Eindruck, er würde vielleicht doch älter sein als ich. Er hat auch jetzt Ende Winter leicht gebräunte Haut und ein schon recht faltiges Gesicht. Als er vom 75. Geburtstag seiner Mutter erzählte und dabei seine Geschwister erwähnte, merkte er, dass ich anfing zu rechnen. Ich fragte dann auch ganz frech, wie alt er sei. 46, oh doch jünger, das hatte ich nicht gedacht, aber ich war ganz froh darüber.
Mit einem Grinsen fragte er dann „… und du? Aber Frauen fragt man ja so etwas nicht.“. Ich grinste zurück „Stimmt, Frauen über 28 fragt man nicht nach dem Alter. Ich feiere in sechs Wochen einen runden Geburtstag.“. Jetzt guckte er etwas irritiert und als ich „den 50.“ Hinterher schob, guckte er noch irritierter. „Alle Achtung! Das hätte ich nicht gedacht, da hast du dich echt gut gehalten.“ Ich habe ihn nicht gefragt, für wie alt er mich gehalten hat, aber anscheinend noch nicht einmal für 40.
Es war echt schön, mit Malte im Restaurant zu sitzen, zu essen, zu reden und zu flirten. Uns gingen irgendwie gar nicht die Gesprächsthemen aus. Zwischendurch klingelte 2x sein Handy, was er mit der Bemerkung „jetzt nicht“ weg drückte. Beim 3. Klingeln sagte er „jetzt muss ich aber mal ran gehen“. Es waren Freunde von ihm, die immer aus Süddeutschland zu Sonderprojekten nach Berlin kommen und gerade angekommen waren. Nachdem er aufgelegt hatte, fragte er, ob ich noch kurz mitkommen würde, in die Kneipe am Hotel, wo die beiden immer wohnen, wenn sie hier sind.
Es war inzwischen schon nach elf, aber eine halbe Stunde konnte ich mir vorstellen.
Dann kam die Rechnung. Ich war mir nicht sicher, ob er mich einladen würde. Er hat zwar einen guten Job, aber Unterhalt für drei Kids im Teenie-Alter zu zahlen, somit sicher deutlich weniger Geld als ich. Ich schlug also vor, die Rechnung einfach zu teilen. Er schaute mir in die Augen und sagte "Ich lade dich ein.". Dazu konne ich dann nur "Danke" sagen.
Zum Hotel war es nicht weit und so lernte ich die beiden Süddeutschen auch noch kennen, die sehr nett fanden, dass Malte mich mitgebracht hatten. Gegen Mitternacht wollte ich dann aber heim und verabschiedete mich von den beiden.
Malte brachte mich noch zum Fahrrad. Zum Abschied gab es wieder eine recht heftige Knutscherei und seine Frage „Magst du morgen Abend zu mir kommen, ich habe morgen noch frei und du bist ja danach erst mal nicht da?“. Die Antwort war einfach „Nach dem Sport so gegen 20:30 Uhr?!“ Er sagte noch, dass er sich darauf freuen würde und dann fuhr ich mit dem Rad nachhause.
Ich hatte ja schon fast damit gerechnet, dass ich an diesem Abend mit Malte im Bett landen würde, aber da kamen ja dann seine süddeutschen Freunde dazwischen.
lilliberlin am 10. April 12
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