Sahneschnitte
Hätte ich doch nicht alleine nachhause gehen sollen?
Ich komme gerade aus dem Club. Wir waren schon länger nicht mehr dort, aber für Halloween, auch wenn man nicht verkleidet ist, war es genau das Richtige.
Lars wollte mich mit nachhause nehmen. Er beteuerte mir, er wolle mich nur im Arm halten und mir morgen früh ein leckeres Frühstück machen. Ich grinste ihn an, da würde ich aber mehr wollen, aber eben nicht heute. Ich war müde, unentspannt wegen Hans und hatte auch ein wenig zu viel Vodka. Außerdem waren wir vorher noch beim Falafel-Laden gewesen, hatten drinnen gesessen und dementsprechend rochen meine Haare und meine Klamotten.
Lars wohnt nicht weit weg, aber eben vom Club doch in die andere Richtung. Er ist echt eine Sahneschnitte, hat einen durchtrainierten, aber nicht übertrieben muskulösen Body, ein wenig Bart, blaue Augen und millimeterkurzgeschorene dunkle Haare. Ich wollte auf keinen Fall bei ihm übernachten, ihm nicht am nächsten Morgen den Geruch nach Imbissbude zumuten, war aber nicht sicher, ob ich von ihm später so einfach auf der Straße ein Taxi nachhause kriegen würde.
Isabelle, Frank und ich hatten Lust auf libanesich und uns am Winterfeldtplatz getroffen. Ich hatte Hans bereits letzte Woche gefragt, ob er Halloween mitkommen würde und dass wir vorher irgendwo essen würden. Ich fragte ihn dann Montag noch einmal, ob er nun mit zum Essen kommen oder mit seinen Kids essen würde. Er antwortete „beides“. Ich dachte, das muss doch nun nicht sein, er hat in letzter Zeit eh zu viel Bauch zugelegt. Heute stellte sich dann raus, dass er die Kids zum Essen mitbringen wollte. Das hat er dann auch getan, Malte wollte anschließend auf eine Party und der 14jährige Finn musste um 22 Uhr allein nachhause radeln. Isabelle fand das auch etwas unpassend und auch keine gute Idee, den Kurzen um die Uhrzeit allein heim radeln zu lassen.
Die Stimmung zwischen Hans und mir war etwas angespannt. Ich hatte ihm nicht so viel zu sagen und wollte den Abend auch nicht mit Schlussmachen verbringen. So hielt ich mich eher an Isabelle und Piet und die anderen Freunde, die wir später noch im Mr. Hu trafen. Später sind wir dann alle zusammen in den Club.
Die Stimmung war wie immer ausgelassen und ich freute mich total, als überraschenderweise mein guter Freund Markus auftauchte. Hans, der Markus noch nicht kannte, hat die überschwengliche Begrüßung (Markus hob mich dabei in die Luft und wir knuddelten ganz heftig) doch wohl etwas irritiert und er hat sich erst einmal abgewandt. Nach etwa einer weiteren Stunde, in der ich mich nicht um ihn kümmerte – immerhin waren auch Leute da, die er kannte - verabschiedete er sich dann, er sei doch müde und müsse ja morgen früh raus. Das per whatsapp angekündigte „ich kann ja noch zu dir kommen, auch wenn ich dann zuhause schlafe“ hat er nicht noch einmal wiederholt.
Nachdem Hans weg war, ging ich mit Isabelle auf eine Zigarette vor die Tür. Als wir wieder rein kamen, fand ich mich plötzlich in einer heftigen Umarmung wieder. Der Kerl stellte sich mit Lars vor und versuchte mich zu küssen. Erst wehrte ich mich und versuchte ihn auf Abstand zu halten, doch nachdem wir ein wenig gequatscht hatten, ließ ich es zu. Es war wunderbar. So weiche, aber auch feste Lippen und überhaupt ein Body, der sich überall fest und gut anfühlt.
Irgendwann fingen wir an zu Tanzen, das ging schon fast gen Rock’n’Roll, Hüfte rechts, Hüfte links, Drehungen etc., knutschten weiter. Nach einer Weile ergatterte er einen Platz auf der Bank in der Ecke und zog mich auf seine Knie. „Du fühlst dich so gut an, ich will dich im Arm halten, will, dass du heute Nach in meinem Arm schläfst.“
Er fühlte sich auch verdammt gut an und das Knutschen war himmlisch. Überhaupt tat es mir so richtig gut, von dieser vielleicht Mitte dreißigjährigen Sahneschnitte begehrt zu werden. Aber aus oben erwähnten Gründen wollte ich nicht mit ihm heim gehen. Irgendwann hat er es dann akzeptiert und war dafür, dass ich mich bei ihm melde, um den Abend ein andern mal fortzusetzen. Er gab mir seine Handynummer, die ich auch gerne abspeicherte.
Isabelle und Frank machten sich bemerkbar wollten sich verabschieden. Ich ging kurz zu ihnen rüber, Isabelle wünschte noch mit einem Grinsen einen schönen Abend. Ich sagte nur „ich gehe auch gleich, aber ohne diese Sahneschnitte“.
Dann verabschiedete ich mich von Lars. Markus und die anderen waren inzwischen anscheinend auch schon gegangen, wir müssen ja alle morgen arbeiten. Netterweise kriegte ich gleich ein Taxi und nun bin ich zuhause.
Hm, es wäre schon schön, jetzt diesen schönen festen Body zu spüren und Lars zu küssen. Aber ich merke doch den Vodka in meinem Kopf und daher werde ich ihn jetzt nicht anrufen.
lilliberlin am 01. November 12
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