Whatsapp oder das rosa Poloshirt
Über ein Jahr ist Lucias Geburtstag her und dass ich die Nacht mit Marc aus Hamburg, einem ihrer Gäste verbracht hatte. Ich hatte ihn seitdem nicht wiedergesehen. Es war zwar eine nette Nacht, aber ein Typ aus Hamburg ist für mehr als eine sporadische Affäre nicht geeignet. Also war mir das auch nicht so wichtig.
Im April hatte ich eine whatsapp mit einem einfachen „Hey willkommen bei whatsapp“ bekommen und Ende Mai noch einmal eine „Bin morgen in Berlin… Hast Lust dich mit mir zu treffen?“. Ich konnte damals den Absender nicht zuordnen. Wie sich später herausstellte hatte ich nicht alle Nummern vom alten Handy auf mein neues Smartphone übertragen. Auf die erste whatsapp hatte ich gar nicht geantwortet und auf die zweite dann mit „Oh Honey, das ist ganz schlechtes Timing“. Ich wollte den Kerl einfach ein wenig herausfordern, da ich gerne gewusst hätte, wer mir da schreibt. Doch danach kam dann erst einmal nichts mehr.
Zwischenzeitlich hatte der whatsapp-Absender ein Foto in sein Profil aufgenommen, auf dem ich aber auch nicht wirklich jemanden erkannte, lediglich das rosa Poloshirt war auffällig. Und ich dachte, ich kenne niemanden, der rosafarbene Poloshirts trägt. Poloshirts gehen gar nicht, und dann noch rosa, autsch!
Als ich dann im August zufällig Lucia getroffen hatte und wir noch einmal über die Party quatschten, hatte sie mich auch gefragt, ob ich denn Marc mal wieder getroffen hatte. Da fiel mir ein, dass der Typ damals ein rosa Poloshirt getragen hatte. Zuhause verglich ich dann die Nummern und konnte somit dem whatsapp-Absender einen Namen geben.
Heute Mittag kommt dann die nächste whatsapp von Marc „Moin Moin! Geht’s gut in Berlin?“.
Ich gucke etwas erstaunt auf mein Smartphone und entscheide mich zu antworten „Yep, tut es. Und wie sieht’s bei dir aus?“
„Sitze in London am Flughafen und warte … Und da musste ich an dich denken.“
„Was für ein Zusammenhang?! Wo geht’s denn hin?“
„Wieder nach HH zurück. Nur so an dich gedacht. Du Longboarderin.“
Warum denkt der Kerl plötzlich an mich? Hat er seine Kontakte durchstöbert und überlegt, wem er mal schreiben kann? Hm, allerdings bin ich wahrscheinlich die einzige Longboarderin die er kennt. Ich wüsste gerne mehr. Also musste ich die Kommunikation aufrecht erhalten „Business oder kommste grad aus dem Urlaub?“
„Business. Versuche nachher noch ne Runde Boarden zu gehen, wenns nicht nass ist.“
„War dieses Jahr kaum mit dem Longboard unterwegs.“
„Ach … wie kommts?“
„Immer wenn das Wetter gut war, war ich verreist oder hatte andere Pläne.“
„Schade, ich war ständig damit unterwegs. Bist am arbeiten?“
„‘türlich“
Dann ist erst einmal Pause, wahrscheinlich sitzt Marc im Flieger. Dann aber „So, wieder in HH. War gestern Abend noch gut mit Kollegen unterwegs. Jetzt hab ich ein kleines Hangover.“
„Dagegen soll eine besonders scharfe Bloody Mary helfen.“ antworte ich. Das kenne ich aus "Die Nacht vor der Hochzeit".
„Willst du meine scharfe bloody Mary sein?“ Ach, jetzt kommt er zur Sache.
„Aber doch nicht, wenn du einen Hangover hast, Baby!“
„Wann dann?“
Was antworte ich denn nun darauf? Will ich ihn wiedersehen? Ich bin nicht ganz so sicher. Er hat sein whatsapp-Foto geändert, es zeigt jetzt ein Porträt mit mehr als einem 3-Tage-Bart. Er wirkt zwar symphatisch, aber irgendwie bieder, dabei ist er gerade mal Ende Dreißig. Und Bart mag ich auch nicht so. Der Sex damals war ganz in Ordnung, dafür dass es nur eine Nacht war. Aber er ist einer der wenigen, die auch Longboard fahren. So bieder kann er dann gar nicht geworden sein.
Na, ein bisschen weiter schreiben kann ich ja mal. „Wenn es dir gut geht, grinz!“
„Hangover ist zum Glück nicht so groß …“ schreibt er und als ich eine ganze Weile nicht antwortete „Noch mal auf ne scharfe bloody Mary zu kommen …“
Ja und nun? Eine Stunde später schickt ich ihm ein paar Cocktailgläser und Sterne.
Darauf kommt umgehend von ihm „Ist denn ne scharfe Lilly zufällig mal in der nächsten Zeit in HH?“
Na, das kann er knicken, dass ich einfach so zu ihm fahre. Da muss er schon herkommen. „Nee, hab keine HH-Pläne. Wie sieht’s bei dir mit Berlin aus, Honey?“
„Eigentlich keine konkreten Pläne, aber ich kann dich ja trotzdem besuchen kommen. Wenn du magst …“
Ich wüsste wirklich zu gerne, wie er gerade jetzt auf mich kommt, also frag ich ihn einfach „Wie kommste eigentlich grad jetzt auf mich, Honey?“
„Wie meinst du das?“ Hmph, was soll denn diese Antwort?
„So wie gefragt, ohne irgendwelche Interpretationen. Knutscha!“
„Und so wie ich gesagt, ich musste an dich denken … War ja ein lustiger Abend mit dir.“
„Yeeees, aber schon verdammt lang her.“ Ja, warum meldet er sich erst jetzt! Okay, er hatte es im April versucht, aber da war unsere Nacht auch schon über ein halbes Jahr her. Dass ich seine Nummer nicht mehr abgespeichert hatte, konnte er ja nicht wissen.
Dann kommt noch von ihm „Müssten wir mal wieder auffrischen.“
Ich antworte nicht mehr.
Eigentlich bin ich gerade ganz gut beschäftigt, hatte einige Telefonate mit Finya-Kontakten und auch schon ein Date. Also absolut keine Langeweile und auch kein sexuelles Defizit. Da muss es dann nicht unbedingt Marc sein.
lilliberlin am 23. November 12
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