Es gibt auch noch andere Männer
Sonntagabend waren Maja und ich in der Gainsbourg-Bar. Ein alter Freund von Maja hatte mit seiner Firma irgendwas zu feiern und sie mit Begleitung eingeladen. Da Majas Freund üblicherweise für solche Events nicht zu haben ist, hat sie mich mitgenommen.
Als wir gegen halb neun eintrafen, schienen wir schon ziemlich die letzten zu sein. Anscheinend geht man zu solchen Einladungen besser etwas pünktlicher, und anscheinend auch ein wenig gestylter. Mit unseren Jeans und Winterstiefeln waren wir schon etwas underdressed. Immerhin hatten wir ausgehtaugliche enge schwarze Oberteile an.
Wir sagten dem Gastgeber „Hallo“, standen mit unseren Drinks eine Weile in dessen Nähe rum und begaben uns dann zum Buffet. Wir hätten doch etwas eher kommen sollen, das Buffet sah schon ziemlich geräubert aus. Aber ein paar leckere Sachen gab es noch. Dass wir keine weiteren Leute kannten, störte uns nicht so, denn wir hatten uns schon wieder ein paar Tage nicht gesehen und viel zu bequatschen, speziell meine Probleme mit Jonas.
Nach dem Essen mussten neue Drinks her und so gingen wir zur Bar. Ein Typ fragte – eigentlich überflüssigerweise – ob er uns etwas bestellen dürfe. Aber er durfte, auch wenn wir das selbst gekonnt hätten, die Getränke waren ja frei. Mit ihm und seinem Freund kamen wir dann ins Gespräch. Der übliche Small-Talk, woher wir den Gastgeber kennen etc. Sein Freund, Bernd wie er sich vorstellte, war mehr daran interessiert, sich mit mir zu unterhalten. Das passte gut, denn er selbst unterhielt sich mit Maja.
Maja stupste mich an. Es war inzwischen elf, ihr Freund war da, um uns abzuholen. Also musste ich mich schnell von Bernd verabschieden. Ich drückte ihm eine Visitenkarte in die Hand „wär schön, wenn du dich mal meldest“. Dann gab es noch das übliche Abschieds-Bussi-Bussi.
Noch in derselben Nacht erhielt ich eine E-Mail von ihm, auch wenn sie nur ein Smile und seine Handynummer enthielt. Die Webpage aus seiner E-Mail-Adresse musste ich erst einmal googlen. Aha, er hat eine eigene Firma, macht wohl was mit Webdesign und so, interessant! Ich wusste ja nichts über Bernd. Es gab ja nur den Smalltalk über die verschiedenen Bars und die Jazz-Szene.
Ich antwortete ihm am Montagabend
„Hej,
du warst ja anscheinend noch etwas länger unterwegs. Als deine Mail kam, hab ich schon längst geschlafen.
Deine E-Mail-Adresse weckt Interesse. Bin gespannt, mehr über dich zu erfahren.
Bussi
Lilli!“
Seine Antwort kam ein paar Stunden später
„Ja, schade, dass du so früh gegangen bist, ich hätt gerne noch ein wenig gequatscht mit dir.
Interessierst du dich für Kunst? Ich schick dir hier mal einen Link zu einem Projekt von mir.“
Ich hatte die Mail nur auf dem Handy gelesen, da ich unterwegs war, und wollte darüber nicht auf den Link zugreifen.
Lust zu antworten hatte ich aber schon
„Na klar,
ich geh morgen auf eine Vernissage, magst du vielleicht mitkommen?“
Jonas würde eh nicht mitkommen wollen, ihm war es generell zu anstrengend unter der Woche einen Abend in Berlin zu verbringen. Und in der derzeitigen Stimmung zwischen uns war ich ganz froh, alleine oder mit Maja, oder eben mit Bernd gehen zu können.
Bernd antworte „Sorry, Liebelein, ich bin Dienstag auf einem Projekt in Hamburg, frühestens Mittwochabend wieder für dich verfügbar.“
Na, das war doch eine süß verpackte Absage.
Auch wenn Bernd so gar nicht in mein Beutechema passt, tut mir seine Aufmerksamkeit gerade echt gut. So wie mir Jonas eben gerade gar nicht gut tut. So wirklich mag ich aber gerade nicht darüber nachdenken. Ich lass das mal auf mich zukommen.
lilliberlin am 06. Februar 13
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