Er ist so ganz anders
Mittwochmittag rief Bernd mich an, fragte, ob ich am Abend mit ihm Essen gehen würde, vielleicht zum Spanier in Charlottenburg. Ich freute mich. klar, gerne zum Spanier. Er fragte, ob er mich abholen solle oder ob wir uns dort treffen sollten. Da zwei meiner Freundinnen ihn bereits kannten, fand ich Abholen echt okay und bei dem üblen Wetter war das eh die bessere Alternative.

Ich mailte ihm dann noch meine Adresse und fragte, was er für ein Auto fahren würde. Seine Antwort war „Du liebst ja das Abenteuer, da wirst du das Auto überstehen.“ Das Abenteuer war eine Anspielung auf meine sportlichen Hobbys.

Bernd war fast eine Viertelstunde zu spät. Er sagte, er hatte das Navi nicht mitgenommen, dann aber doch die Straße nicht gleich gefunden, war aber zu stolz gewesen, mich anzurufen und zu fragen. Na, das war zu akzeptieren, wir hatten ja auch gegen acht und nicht um acht ausgemacht.

Das abenteuerliche Auto entpuppte sich als ein schon recht betagter kleiner Jeep. Ich musste lachen, „ein typisches Stadtauto“ sagte ich zu ihm. Es war natürlich schwierig in Charlottenburg einen Parkplatz zu finden, doch als wir die zweite Runde drehten, hatten wir Glück.

Als wir das Borriquito betraten wurden Bernd und ich gleich von – anscheinend – dem Chef begrüßt, er herzlicher, ich ein wenig zurückhaltender. Auch die Kellner begrüßten uns mit Handschlag. Bernd sagte, mit dem Chef sei er schon ewig nahezu befreundet. Wir wurden anscheinend auch etwas bevorzugt behandelt, so schnell wurde ich noch nie bedient. Bernd fragte, ob ich Fleisch mögen würde, das sei dort immer sehr gut. Ich war hungrig und gegen Fleisch habe ich nie etwas. Er fragte, den Kellner, was er empfehlen würde und wir wählten daraus, ohne in die Karte zu schauen. Bei der der Wahl des offenen Weines verließ sich Bernd auch auf den Kellner, der würde schon einen passenden aussuchen.
Es war ein wirklich schöner, anregender und interessanter Abend bei leckerem Essen und gutem Wein.

Bernd und ich tauschten uns über den Job, Hobbys (er fotografiert auch), Freunde, Ausgehen und Urlaub aus. Er schien in allem sehr offen, erzählte bereitwillig auch recht persönliche Dinge und fragte auch nach. Auch als ich ihn fragte, woher er denn meine Freundin Lucia kennen würde, erzählte er bereitwillig. Er hatte sie mal beim Ausgehen kennengelernt und dann hatten sie sich ein paarmal getroffen. Letztendlich passte es aber nicht so ganz und so hatten sie das aufgegeben.

Die Rechnung brachte der Chef persönlich. Er setzte sich auch noch kurz zu uns, um Bernd zu fragen, wie es so geht und ein paar Neuigkeiten auszutauschen.

Die Zeit war total schnell vergangen. Es war schon fast Mitternacht, als Bernd mich nachhause brachte. Zum Abschied gab es wie zur Begrüßung eine feste Umarmung. Bernd sagte „hoffentlich bis ganz bald, wenn du dann wieder aus Düsseldorf zurück bist“. Ja, das wäre fein.

Ich war froh, dass Bernd keinen Versuch gestartet hatte, mich zu küssen. Immerhin hatten wir uns im Restaurant auch direkt in die Augen gesehen und viel angelächelt. Ich muss erst einmal die Sache mit Jonas regeln. Bernd ist so genau das Gegenteil von Jonas, was Kommunikation und Geselligkeit angeht, und besonders auch Interesse an mir. Der Abend mit ihm tat mir so richtig gut. Allerdings ist Bernd rein äußerlich so gar nicht mein Typ!