Er ist sicher schon um die Sechzig - hm!
Claus saß zufällig im Flugzeug auf dem Gangplatz neben mir, als ich auf dem Rückflug von Düsseldorf war. Ich hatte den Fensterplatz und er Mittelplatz war netterweise frei geblieben, was häufig vorkommt, wenn man einen Platz in einer der letzten Reihen bucht. Claus war auch bei Freunden zum Karneval zu Besuch gewesen. Wir unterhielten uns über unsere Eindrücke von Karneval und den Düsseldorfern überhaupt. Er war schon häufiger zum Karneval in Düsseldorf gewesen, er mochte das.
Es war gut, dass der Mittelplatz frei war, so konnten wir uns bei unserer Unterhaltung easy anschauen. Claus sagte, er hätte mich schon im Wartebereich gesehen und war begeistert, dass wir zufällig die Plätze nebeneinander hatten. Aus weh, das war ja schon sehr direkt.
Claus hatte überhaupt sehr offen schon verdammt viel erzählt, was ich bei einem ersten Kontakt eigentlich noch gar nicht wissen will. Er ist geschieden, seit zwei Jahren, zwei Kids hat er, fast erwachsen. Der 17jährige lebt noch bei ihm, der Ältere ist schon zu seiner Freundin gezogen. Er hätte spät geheiratet, sagte er. Anhand der Daten, die ich von ihm erfahren hatte, rechnete ich, wie al Claus sein könnte und kam auf Ende Fünfzig, Anfang Sechzig. Hm.
Er wirkt überhaupt nicht wie ein Sechzigjähriger, ich dachte, er könnte Fünfzig sein, vielleicht sogar etwas jünger. Klar die Haare sind grau, aber die Ohren sind noch auffällig klein und vielleicht ist es eine Gleitsichtbrille, die er trägt. Er war lässig angezogen, trug das blaue Hemd in den Jeansbund gesteckt, durch den offenen Kragen blitzte ein dunkleres T-Shirt vor. Die Jeans waren nicht zu eng und wurden mit einem schönen Ledergürtel auf den Hüftknochen gehalten. Die schwarzen Lederschuhe waren auch in Ordnung, man muss man ja nicht unbedingt Sneaker tragen.
Natürlich hat er auch gefragt, ob ich verheiratet war/bin und Kinder habe. Ich erzählte ein wenig aus meinem beruflichen Werdegang und stellte fest, dass auch er rechnete. Er meinte „so jung wie du wirkst und aussiehst kannst du irgendwie nicht sein oder du bindest mir hier einen Bären auf“. Ich schaute ihm in die Augen „ich bin Fünfzig“. Darauf er „nein, das kann nicht sein, ich würde dir noch nicht einmal Vierzig geben“. Das schmeichelte natürlich, war aber sicher nicht gelogen. Irgendwie halten mich alle, die mich nur sehen und noch nicht viel über mich wissen, für Ende Dreißig. Ich grinste und sagte, was ich immer in so einer Situation sage „warum sollte ich das erfinden“. Darauf wusste auch Claus keine Antwort.
Als der Flieger landete, fragte er nach meiner Telefonnummer. Ich gab sie ihm gerne, Claus schien ein interessanter Typ zu sein und eines Näher-Kennenlernens wert. Er hatte erzählt, dass er in einer leitenden Position am Theater sei. Das mit dem Theater fand ich richtig interessant, die Erwähnung der leitenden Position allerding etwas aufschneiderisch und auch überflüssig.
Na mal schauen, was sich so daraus ergibt, dachte ich mir. Auf jeden Fall tat mir ein Mann, der Interesse an mir hat, der jetzigen ungeklärten Situation mit Jonas echt gut.
lilliberlin am 14. Februar 13
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