War das jetzt ein Date?
Samstagnachmittag, eine unbekannte Festnetznummer im Display. Wer mochte das denn sein? „Ja, hallo!“ ist meine übliche Ansage, wenn ich nicht weiß, wer da anruft.
Eine Stimme mit deutlich rollendem R sagte „Hi, hier ist Marko. Bist du Lilli?“
„Ja, bin ich.“ Ich hatte immer noch keine Ahnung, doch er klärte die Sache nun auf. „Wir haben uns vor drei oder vier Wochen im WILD AT HEART kennengelernt.“ Er lachte „Na, kennengelernt ist vielleicht übertrieben gesagt. Als du gegangen bist, bin ich dir in die Arme gelaufen. Du hast mir dann deine Karte gegeben.“
Ich musste lachen, das hatte er gut ausgedrückt. Corinna und ich waren auf einem Konzert gewesen, ein paar Kumpels von ihr hatten einen Vodka-Lemon nach dem anderen ausgegeben. Als wir nach dem Konzert gegangen sind, war ich etwas angeschickert und in Flirtlaune. Marko kam gerade rein, als wir gingen. Unsere Blicke trafen sich, ich hatte aber keine Zeit zu bleiben. So hatte ich nur zu ihm gesagt „Ich würde dich gerne kennenlernen.“ und ihm eine Visitenkarte gegeben, die ich griffbereit in meiner kleinen Umhängetasche hatte. Ich weiß nur, dass er lächelte und die Karte genommen hat. Kann mich nicht mehr erinnern, ob er mir seinen Namen gesagt hat.
„Hey, schön, dass du anrufst. Da hab ich ja gar nicht mehr mit gerechnet.“ Ich hatte echt nicht mehr damit gerechnet. Jemanden, von dem man gar nichts weiß, seine Telefonnummer zu geben, ist eh ein Glücksspiel. Es kann einige Gründe geben, warum er nicht anruft. Ein wesentlicher ist, dass er gebunden sein könnte. Klar, es könnte auch sein, ich würde ihm nicht gefallen, aber sein Blick war ganz klar auf Flirt ausgelegt gewesen. Ich hatte mir also keine großen Sorgen gemacht, als er sich nicht nach ein paar Tagen meldete. Hatte ihn als liiert abgehakt und auch inzwischen vergessen.
„Wie geht es dir?“ fragte er. Ich war gerade auf dem Sprung zum BodyCombat, hatte somit gar keine Zeit zu telefonieren, sagte ihm das auch.
Er rief ausgerechnet an diesem Samstag an, da am Abend THE PEACOCKS im WILD AT HEART spielten und wollte wissen, ob ich dort hingehen würde. Ja, das hatte ich eh vor. Corinna und ich hatten die Schweizer Band schon einmal Ende 2011 gesehen, waren damals ganz begeistert gewesen. Leider konnte Corinna heute nicht, so musste ich alleine gehen.
Marko schlug vor, sich kurz vor Konzertbeginn zu treffen. Ich meinte, an der Bar wäre gut. Er stimmte zu „Ist sicher besser, vielleicht erkennen wir uns ja mal nicht so eben.“ Ach, er hat also auch keine so richtig klare Erinnerung. Na, dann bin ich damit ja nicht alleine. Ich kann mich überhaupt nicht mehr an ihn erinnern, weiß nur, dass er mir gefallen hat. Somit vermutete ich kurze dunkle Haare, keinen Bart, vielleicht 1,80 groß und schlank.
Als ich im WILD AT HEART recht früh auflief, war es noch recht leer. Das war auch beabsichtigt von mir, denn ich würe es einfacher haben, wenn ich schon an der Bar stünde und er zu mir kommen müsste. Netterweise traf ich einen Bekannten von Corinna, den ich auf dem letzten Psychobilly-Konzert kennengelernt hatte. Es gab wieder den üblichen Vodka-Lemon. Wir unterhielten uns und ich ließ die Blicke über die bislang anwesenden Männer schweifen. War schon komisch, ich entdeckte einen, der mir bekannt vorkam, aber der konnte es eigentlich nicht sein.
Dann kam noch ein weiterer von Corinnas Bekannten vorbei und gesellte sich zu uns an die Bar. Na klasse, sah jetzt nicht so aus, als ob ich als Frau allein hier war. Aber es war nett, mit den beiden zu quatschen und wer weiß, was das Date mit Marko bringen würde.
Der Laden füllte sich langsam. Es kam ein Typ rein, in Begleitung von drei Frauen. Der entsprach meinem Beutechema, könnte es somit sein. Hm. Sie blieben auch in der Nähe der Bar und ich merkte, wie er sich – anscheinend suchend – umschaute. Dann trafen sich unsere Blicke, er fing an zu grinsen, das musste er dann wohl sein. Aber er kam nicht zu mir rüber, seltsam.
Die Frau hinter der Bar kannte ich schon ein wenig, wir quatschten häufiger mal, kannten uns eigentlich vom Fit Bo. Ich beugte mich zu ihr rüber, fragte sie, ob sie einen Marko kennen würde. Sie grinste „Ja, der steht da drüben. Was willste denn mit dem?“. Ich erzählte ihr die Geschichte, dass wir verabredet seien, aber ich mich nicht erinnern könne, wie er aussieht. Sie musste lachen „Das ist schon ein Süßer, aber auch ein ziemlicher Schlawiner. Mit der Frau, die neben ihm steht, war er wohl mal ne Weile zusammen. In letzter Zeit hab ich ihn aber meist alleine hier gesehen. Und manchmal schien er nicht allein nachhause gegangen zu sein.“ Ich grinste „Thx für die Details, Süße!“.
Ja, das waren ja schon mal gute Infos. Mehr als ein Flirt würde das sicher nicht werden, auf einen Kerl der ständig eine abschleppt hab ich keine Lust. Ich unterhielt mich weiter mit Corinnas Bekannten bis das Konzert begann. Marko stand immer noch mit seinen Mädels an der gleichen Stelle und warf ab und zu ein Smile rüber.
Dann ging ich weiter nach vorne Richtung Bühne, musste dafür an Marko vorbei und schaute bei der Gelegenheit noch einmal in seine Augen. Zwei, drei Songs später stand er dann neben mir, legte mir den Arm um die Schultern, gab mir nen Kuss auf die Wange und schrie mir ein „Schön dich zu sehen!“ ins Ohr.
In der Umbaupause fragte Marko, ob ich was trinken wolle und so gingen wir zur Bar. Wir hatten gerade unsere Getränke (ich nur ein Wasser), da stand seine (anscheinend) Ex neben ihm „Ich bin jetzt mal dran mit ner Runde.“ Er zeigte ihr sein frisches Bier und schob sie an sich vorbei an den Tresen. Dann nahm er meine Hand und zog mich wieder richtig Bühne. Oh, ich denke, er hätte sich besser nicht gerade für diesen Abend mit mir verabredet. Das schien ein ziemliches Chaos für ihn zu sein.
Da ich sowieso auf das Konzert wollte, war es für mich einfach nur ne nette Möglichkeit, diesen Typen zu treffen, an den ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte – auch jetzt nicht, nachdem ich ihn gesehen und mit ihm geredet hatte. Aber dass er seine Ex, oder was auch immer sie war, da einfach stehen gelassen hatte, fand ich nicht so gut. Ganz klar, war ihr „Ich bin jetzt dran mit ner Runde.“ eine Eifersuchtsreaktion.
Ich hatte echt keine Lust auf solche Dramen, also sagte ich ihm „Das war jetzt nicht nett, sie einfach stehen zu lassen.“ Er schaute mich irgendwie erstaunt an „Meinst du?“. Nach meinem „Ja!“ verschwand Marko wieder Richtung Bar.
Ich gesellte mich wieder zu Corinnas Bekannten, die nun auch vor der Bühne standen. Nachdem das Konzert zu Ende war, wollte ich auch bald nachhause. Ich schaute noch einmal bei Marko vorbei, um mich zu verabschieden. Er umarmte mich und sagte „ich melde mich wieder bei dir“. Na, da bin ich ja gespannt!
lilliberlin am 25. Februar 13
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2 Kommentare
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auf deine frage im titel zu antworten:
nein,war es nicht.
der herr scheint feige,unentschlossen zu sein und nicht zu wissen,was er will.
solche männer bezeichnet eine amerikanische autorin(schluss mit single ab 40) als nicht verfügbar.
damit sollte frau sich nicht abgeben,endet nur als affaire.
auch,dass er sich so spät gemeldet hat,spricht bände.
mich hat dieses "Date" einfach nur amüsiert