Mittwoch, 30. Januar 2013
Warum ruft er nicht an?
Warum ruft er nicht an?

Mein Erlebnis vor vier Jahren zeigt wieder einmal, dass es nicht daran liegt, dass er nicht anrufen mag.

Patrick hatte ich an einem Samstag in der Kulturbrauerei kennengelernt. Wir standen zufällig nebeneinander an der Bar, weil wir nach dem Tanzen durstig waren. So kamen wir ins Gespräch und verbrachten den Rest des Abends im Wesentlichen gemeinsam. Ein bisschen Flirterei und beim Tanzen ein wenig Körperkontakt. Er lud mich auf einen Drink ein und wir unterhielten uns – so wie es bei der Lautstärke überhaupt möglich war – prima.

Meine Freundin Maja war an dem Abend auch dabei. Irgendwann wurden wir müde und wollten nachhause. Patrick fragte nach meiner Telefonnummer und weil es so laut war gab er mir einfach sein Handy, um die Nummer einzugeben. Dann verabschiedeten wir uns.

An der Garderobe trafen Maja und ich Patrick zufällig wieder. Patrick war mit einem Freund da und sie hatten sich entschieden, nun auch zu gehen. Patricks Freund war mit dem Auto da und fragte, wie wir heim kommen und wo wir denn hin müssten. Maja und ich wollten eigentlich ein Taxi nehmen. Da aber Schöneberg auf dem Weg nach Steglitz liegt, bot uns Patricks Freund an, uns mitzunehmen.

Wir wollten den Männern nicht unbedingt gleich zeigen wo wir wohnen und ließen uns daher bis zum Winterfeldtplatz bringen. Wenn Maja und ich ein Taxi teilen, fahren wir auch immer bis dahin, da der Winterfeldtplatz direkt zwischen unseren Wohnungen liegt.

Am Dienstag fragte ich mich dann mal so langsam „Wie lange darf sich ein Mann Zeit lassen, bis er sich meldet, nachdem man sich kennengelernt hat?“ Patrick schien ja am Samstag sehr interessiert zu sein. Zwar nicht interessiert genug, mich gleich mit nachhause nehmen zu wollen, aber das ist ja auch völlig in Ordnung. Mittwoch hörte ich auch nichts von ihm. Hm.

Als ich Donnerstag mal wieder zu meinem Auto kam hatte ich einen Flyer unter dem Scheibenwischer. Oh, ich hasse es, wenn immer Werbung unter die Wischer geklemmt wird. Die einfach da belassen ist aber auch nicht gut, denn spätestens wenn es regnet, klebt sie an der Scheibe fest. Also holte ich den Flyer unter dem Scheibenwischer hervor. Ich wollte ihn schon in den Müll werfen, da fiel mir auf, dass es nur ein Zettel mit einer handschriftlichen Notiz war.

„Hi!

Gehörst du zu Lilli?

Dann sag ihr, sie möchte sich bei Patrick melden,

er hat nämlich ihre Nummer nicht mehr.

xxxx / yyy zzzz“

Oh, wie geil war das denn! Aber wieso hat er meine Nummer nicht mehr? Mein Auto kannte Patrick eigentlich auch nicht, aber ich hatte ihm erzählt dass ich einen weißen Qashqai fahre und davon gibt es rund um den Winterfeldtplatz nicht so viele.

Also rief ich Patrick an. Er freute sich mächtig. Er war Samstagnacht dann zuhause ganz entsetzt gewesen, dass meine Nummer nicht abgespeichert war. Klar, ich hatte sie eingegeben, da ich aber seinen Handytyp nicht kannte, wusste ich nicht, wie ich sie nun abspeichere. Ich hatte ihm das Handy zurückgegeben und er hatte es nur zusammengeschoben. Damit war die Nummer dann anscheinend nicht gespeichert worden.

Dann hatte er überlegt, wie er mit mir Kontakt aufnehmen könne. Auf ein nächstes zufälliges Treffen in der Kulturbrauerei wollte er nicht warten. Ich hatte ja auch erzählt, dass ich da gar nicht so häufig hin gehe. Ihm fiel dann ein, dass er wusste, was ich für ein Auto fahren würde. Also hatte er sich am Dienstag spätabends auf den Weg zum Winterfeldtplatz gemacht und nach weißen Qashqais Ausschau gehalten. Zwei hatte er in der näheren bis weiteren Umgebung (das ist es ja nicht so einfach mit den Parkplätzen) gefunden. An beide hatte er einen Zettel gepinnt und gehofft, dass einer mir gehören würde.

Da hatten wir ja Glück mit dem Wetter gehabt, kein Regen in den letzten Tagen. Sonst wäre es dem Zettel nicht so gut gegangen. Ich bin ja eher weniger mit dem Auto unterwegs, so steht mein Qashqai schon mal ein paar Tage rum.

Also Mädels, ich denke, es gibt doch ab und zu Gründe, warum man nicht anrufen kann.

Ich denke, ein Mann fragt nicht nach der Nummer, wenn er gar nicht anrufen will.



Sonntag, 27. Januar 2013
Warum ruft er nicht an?
Diese Frage stellen sich Frauen häufig. Sie machen sich dann Gedanken darüber, woran es liegen könnte, dass er sich (noch) nicht meldet. Manchmal ist die Antwort so naheliegend.

„Warum ruft sie nicht an?“ muss sich der Mann, den ich im November mal eben kurz im A-TRANE kennengelernt hatte, auch gefragt haben.

Maja und ich hatten einen Tisch recht nah an der Bühne. Wir genossen die Musik, doch der Anblick der Musiker war nicht ganz so beeindruckend. Also ließ ich ab und zu meinen Blick schweifen. Gerade frisch gesinglet, muss man doch auch mal schauen, wer so unterwegs ist.

An der Bar lehnte ein Typ, recht groß, schlank und dunkelhaarig, vielleicht Mitte Vierzig, im Anzug etwas overdressed . Unsere Blicke trafen sich kurz und ließ meinen Blick weiter schweifen. Beim nächsten Mal schaute er auch wieder direkt zu mir. Lächeln hilft, dachte ich, und schenkte ihm eins. Aus dem Augenwinkel registrierte ich allerdings, dass er in Begleitung da war. Eine Frau im Hosenanzug, gestylt und onduliert, vielleicht Anfang Dreißig. Hm, entweder ist das ein Paar, was immer so rumläuft oder sie kommen gerade aus einem Business-Meeting.

Unsere Blicke trafen sich noch ein paarmal, ja immer, wenn ich in seine Richtung schaute. Ich saß ja auch in seiner Blickrichtung. Auch verzog jedesmal seinen Mund zu einem Lächeln oder fast Grinsen. Hm, was tun? Er würde sicher nicht zu uns an den Tisch kommen.

Also stand ich auf und machte mich auf den Weg zu den Waschräumen. Dabei musste ich an ihm vorbei, schaute ihn aber bewusst nicht an, um seine Begleitung nicht aufmerksam zu machen.

Als ich aus dem Damen-WC kam, wartete er auf mich. Er würde mich gerne kennenlernen, es ginge nur gerade nicht, weil er mit einer wichtigen Geschäftspartnerin unterwegs sei. Seine Stimme war sympathisch und anziehend fand ich ihn auch. Ich lächelte ihn an, sagte, wir könnten uns gerne mal verabreden.

Leider hätte er sein Handy und seine Visitenkarten im Auto liegen gelassen, sagte er. Aber in meiner Handtasche wäre doch sicher ein Handy oder ein Stift, dass er mir seine Nummer geben könnte. Klar hatte ich mein kleines Handy dabei und speicherte Jürgens Nummer ab. Ich versprach, mich in den nächsten Tagen zu melden. Dann trennten wir uns wieder.

Nachdem das Konzert vorbei war, musste ich Maja natürlich gleich von meinem neuen Flirt erzählen. Sie lachte, da sie gar nichts davon mitbekommen hatte. Jürgen konnte sie allerdings nicht mehr besichtigen, da er anscheinend schon auf dem Weg zum Ausgang war.

Als ich am nächsten Abend zu meinem Handy griff und Jürgen anrufen wollte, war es tot. Erst dachte ich „Akku leer“, aber nein, es tat sich gar nichts mehr. Wenn ich bislang abends ausgegangen war, hatte ich – aus Sicherheitsgründen – nur mein altes Nokia mitgenommen. Da hatte ich die wichtigsten Nummern drauf und wenn es wegkommen würde, wäre es nicht so schlimm. Mein Smartphone, was jede Nummer automatisch mit Google synchronisiert, ließ ich üblicherweise daheim.

Tja, dumm gelaufen, mit dem Smartphone hätte ich jetzt noch Jürgens Nummer. Aus dem kaputten Nokia war die nicht mehr rauszukriegen.

Da mir noch nie die Handtasche oder das Handy geklaut wurde, nehme ich seitdem einfach mein Smartphone mit, dann kommen mir keine Nummern von smarten Typen mehr abhanden. War schon schade, dass ich ihn nicht anrufen konnte.

Und er wird sich sicherlich genau wie jede Frau Gedanken machen „warum ruft sie nicht an?“. Ganz einfach, weil ihr das Handy kaputtgegangen ist. Ob er diese Antwort in Erwägung zieht?
Na, vielleicht treffe ich ihn ja mal wieder im A-TRANE. Wenn Jürgen an dem Abend nicht gerade zufällig da gewesen ist, müsste er den gleichen Musikgeschmack haben.