War das jetzt ein Date?
Samstagnachmittag, eine unbekannte Festnetznummer im Display. Wer mochte das denn sein? „Ja, hallo!“ ist meine übliche Ansage, wenn ich nicht weiß, wer da anruft.
Eine Stimme mit deutlich rollendem R sagte „Hi, hier ist Marko. Bist du Lilli?“
„Ja, bin ich.“ Ich hatte immer noch keine Ahnung, doch er klärte die Sache nun auf. „Wir haben uns vor drei oder vier Wochen im WILD AT HEART kennengelernt.“ Er lachte „Na, kennengelernt ist vielleicht übertrieben gesagt. Als du gegangen bist, bin ich dir in die Arme gelaufen. Du hast mir dann deine Karte gegeben.“
Ich musste lachen, das hatte er gut ausgedrückt. Corinna und ich waren auf einem Konzert gewesen, ein paar Kumpels von ihr hatten einen Vodka-Lemon nach dem anderen ausgegeben. Als wir nach dem Konzert gegangen sind, war ich etwas angeschickert und in Flirtlaune. Marko kam gerade rein, als wir gingen. Unsere Blicke trafen sich, ich hatte aber keine Zeit zu bleiben. So hatte ich nur zu ihm gesagt „Ich würde dich gerne kennenlernen.“ und ihm eine Visitenkarte gegeben, die ich griffbereit in meiner kleinen Umhängetasche hatte. Ich weiß nur, dass er lächelte und die Karte genommen hat. Kann mich nicht mehr erinnern, ob er mir seinen Namen gesagt hat.
„Hey, schön, dass du anrufst. Da hab ich ja gar nicht mehr mit gerechnet.“ Ich hatte echt nicht mehr damit gerechnet. Jemanden, von dem man gar nichts weiß, seine Telefonnummer zu geben, ist eh ein Glücksspiel. Es kann einige Gründe geben, warum er nicht anruft. Ein wesentlicher ist, dass er gebunden sein könnte. Klar, es könnte auch sein, ich würde ihm nicht gefallen, aber sein Blick war ganz klar auf Flirt ausgelegt gewesen. Ich hatte mir also keine großen Sorgen gemacht, als er sich nicht nach ein paar Tagen meldete. Hatte ihn als liiert abgehakt und auch inzwischen vergessen.
„Wie geht es dir?“ fragte er. Ich war gerade auf dem Sprung zum BodyCombat, hatte somit gar keine Zeit zu telefonieren, sagte ihm das auch.
Er rief ausgerechnet an diesem Samstag an, da am Abend THE PEACOCKS im WILD AT HEART spielten und wollte wissen, ob ich dort hingehen würde. Ja, das hatte ich eh vor. Corinna und ich hatten die Schweizer Band schon einmal Ende 2011 gesehen, waren damals ganz begeistert gewesen. Leider konnte Corinna heute nicht, so musste ich alleine gehen.
Marko schlug vor, sich kurz vor Konzertbeginn zu treffen. Ich meinte, an der Bar wäre gut. Er stimmte zu „Ist sicher besser, vielleicht erkennen wir uns ja mal nicht so eben.“ Ach, er hat also auch keine so richtig klare Erinnerung. Na, dann bin ich damit ja nicht alleine. Ich kann mich überhaupt nicht mehr an ihn erinnern, weiß nur, dass er mir gefallen hat. Somit vermutete ich kurze dunkle Haare, keinen Bart, vielleicht 1,80 groß und schlank.
Als ich im WILD AT HEART recht früh auflief, war es noch recht leer. Das war auch beabsichtigt von mir, denn ich würe es einfacher haben, wenn ich schon an der Bar stünde und er zu mir kommen müsste. Netterweise traf ich einen Bekannten von Corinna, den ich auf dem letzten Psychobilly-Konzert kennengelernt hatte. Es gab wieder den üblichen Vodka-Lemon. Wir unterhielten uns und ich ließ die Blicke über die bislang anwesenden Männer schweifen. War schon komisch, ich entdeckte einen, der mir bekannt vorkam, aber der konnte es eigentlich nicht sein.
Dann kam noch ein weiterer von Corinnas Bekannten vorbei und gesellte sich zu uns an die Bar. Na klasse, sah jetzt nicht so aus, als ob ich als Frau allein hier war. Aber es war nett, mit den beiden zu quatschen und wer weiß, was das Date mit Marko bringen würde.
Der Laden füllte sich langsam. Es kam ein Typ rein, in Begleitung von drei Frauen. Der entsprach meinem Beutechema, könnte es somit sein. Hm. Sie blieben auch in der Nähe der Bar und ich merkte, wie er sich – anscheinend suchend – umschaute. Dann trafen sich unsere Blicke, er fing an zu grinsen, das musste er dann wohl sein. Aber er kam nicht zu mir rüber, seltsam.
Die Frau hinter der Bar kannte ich schon ein wenig, wir quatschten häufiger mal, kannten uns eigentlich vom Fit Bo. Ich beugte mich zu ihr rüber, fragte sie, ob sie einen Marko kennen würde. Sie grinste „Ja, der steht da drüben. Was willste denn mit dem?“. Ich erzählte ihr die Geschichte, dass wir verabredet seien, aber ich mich nicht erinnern könne, wie er aussieht. Sie musste lachen „Das ist schon ein Süßer, aber auch ein ziemlicher Schlawiner. Mit der Frau, die neben ihm steht, war er wohl mal ne Weile zusammen. In letzter Zeit hab ich ihn aber meist alleine hier gesehen. Und manchmal schien er nicht allein nachhause gegangen zu sein.“ Ich grinste „Thx für die Details, Süße!“.
Ja, das waren ja schon mal gute Infos. Mehr als ein Flirt würde das sicher nicht werden, auf einen Kerl der ständig eine abschleppt hab ich keine Lust. Ich unterhielt mich weiter mit Corinnas Bekannten bis das Konzert begann. Marko stand immer noch mit seinen Mädels an der gleichen Stelle und warf ab und zu ein Smile rüber.
Dann ging ich weiter nach vorne Richtung Bühne, musste dafür an Marko vorbei und schaute bei der Gelegenheit noch einmal in seine Augen. Zwei, drei Songs später stand er dann neben mir, legte mir den Arm um die Schultern, gab mir nen Kuss auf die Wange und schrie mir ein „Schön dich zu sehen!“ ins Ohr.
In der Umbaupause fragte Marko, ob ich was trinken wolle und so gingen wir zur Bar. Wir hatten gerade unsere Getränke (ich nur ein Wasser), da stand seine (anscheinend) Ex neben ihm „Ich bin jetzt mal dran mit ner Runde.“ Er zeigte ihr sein frisches Bier und schob sie an sich vorbei an den Tresen. Dann nahm er meine Hand und zog mich wieder richtig Bühne. Oh, ich denke, er hätte sich besser nicht gerade für diesen Abend mit mir verabredet. Das schien ein ziemliches Chaos für ihn zu sein.
Da ich sowieso auf das Konzert wollte, war es für mich einfach nur ne nette Möglichkeit, diesen Typen zu treffen, an den ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte – auch jetzt nicht, nachdem ich ihn gesehen und mit ihm geredet hatte. Aber dass er seine Ex, oder was auch immer sie war, da einfach stehen gelassen hatte, fand ich nicht so gut. Ganz klar, war ihr „Ich bin jetzt dran mit ner Runde.“ eine Eifersuchtsreaktion.
Ich hatte echt keine Lust auf solche Dramen, also sagte ich ihm „Das war jetzt nicht nett, sie einfach stehen zu lassen.“ Er schaute mich irgendwie erstaunt an „Meinst du?“. Nach meinem „Ja!“ verschwand Marko wieder Richtung Bar.
Ich gesellte mich wieder zu Corinnas Bekannten, die nun auch vor der Bühne standen. Nachdem das Konzert zu Ende war, wollte ich auch bald nachhause. Ich schaute noch einmal bei Marko vorbei, um mich zu verabschieden. Er umarmte mich und sagte „ich melde mich wieder bei dir“. Na, da bin ich ja gespannt!
lilliberlin am 25. Februar 13
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Er ist so ganz anders
Mittwochmittag rief Bernd mich an, fragte, ob ich am Abend mit ihm Essen gehen würde, vielleicht zum Spanier in Charlottenburg. Ich freute mich. klar, gerne zum Spanier. Er fragte, ob er mich abholen solle oder ob wir uns dort treffen sollten. Da zwei meiner Freundinnen ihn bereits kannten, fand ich Abholen echt okay und bei dem üblen Wetter war das eh die bessere Alternative.
Ich mailte ihm dann noch meine Adresse und fragte, was er für ein Auto fahren würde. Seine Antwort war „Du liebst ja das Abenteuer, da wirst du das Auto überstehen.“ Das Abenteuer war eine Anspielung auf meine sportlichen Hobbys.
Bernd war fast eine Viertelstunde zu spät. Er sagte, er hatte das Navi nicht mitgenommen, dann aber doch die Straße nicht gleich gefunden, war aber zu stolz gewesen, mich anzurufen und zu fragen. Na, das war zu akzeptieren, wir hatten ja auch gegen acht und nicht um acht ausgemacht.
Das abenteuerliche Auto entpuppte sich als ein schon recht betagter kleiner Jeep. Ich musste lachen, „ein typisches Stadtauto“ sagte ich zu ihm. Es war natürlich schwierig in Charlottenburg einen Parkplatz zu finden, doch als wir die zweite Runde drehten, hatten wir Glück.
Als wir das Borriquito betraten wurden Bernd und ich gleich von – anscheinend – dem Chef begrüßt, er herzlicher, ich ein wenig zurückhaltender. Auch die Kellner begrüßten uns mit Handschlag. Bernd sagte, mit dem Chef sei er schon ewig nahezu befreundet. Wir wurden anscheinend auch etwas bevorzugt behandelt, so schnell wurde ich noch nie bedient. Bernd fragte, ob ich Fleisch mögen würde, das sei dort immer sehr gut. Ich war hungrig und gegen Fleisch habe ich nie etwas. Er fragte, den Kellner, was er empfehlen würde und wir wählten daraus, ohne in die Karte zu schauen. Bei der der Wahl des offenen Weines verließ sich Bernd auch auf den Kellner, der würde schon einen passenden aussuchen.
Es war ein wirklich schöner, anregender und interessanter Abend bei leckerem Essen und gutem Wein.
Bernd und ich tauschten uns über den Job, Hobbys (er fotografiert auch), Freunde, Ausgehen und Urlaub aus. Er schien in allem sehr offen, erzählte bereitwillig auch recht persönliche Dinge und fragte auch nach. Auch als ich ihn fragte, woher er denn meine Freundin Lucia kennen würde, erzählte er bereitwillig. Er hatte sie mal beim Ausgehen kennengelernt und dann hatten sie sich ein paarmal getroffen. Letztendlich passte es aber nicht so ganz und so hatten sie das aufgegeben.
Die Rechnung brachte der Chef persönlich. Er setzte sich auch noch kurz zu uns, um Bernd zu fragen, wie es so geht und ein paar Neuigkeiten auszutauschen.
Die Zeit war total schnell vergangen. Es war schon fast Mitternacht, als Bernd mich nachhause brachte. Zum Abschied gab es wie zur Begrüßung eine feste Umarmung. Bernd sagte „hoffentlich bis ganz bald, wenn du dann wieder aus Düsseldorf zurück bist“. Ja, das wäre fein.
Ich war froh, dass Bernd keinen Versuch gestartet hatte, mich zu küssen. Immerhin hatten wir uns im Restaurant auch direkt in die Augen gesehen und viel angelächelt. Ich muss erst einmal die Sache mit Jonas regeln. Bernd ist so genau das Gegenteil von Jonas, was Kommunikation und Geselligkeit angeht, und besonders auch Interesse an mir. Der Abend mit ihm tat mir so richtig gut. Allerdings ist Bernd rein äußerlich so gar nicht mein Typ!
lilliberlin am 08. Februar 13
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Entspannter Abend oder geplatztes Date?!
Mir geht es so richtig gut. Unverhofft habe ich einen freien Abend.
Eigentlich hatte ich ja angenommen, dass ich mich mit der Sahneschnitte treffen würde. Doch nun bin ich allein daheim und habe einfach mal Zeit für mich. Kann lesen, chillen, meine Musik hören, Fotos gucken… das ist mal so richtig schön.
Heute Morgen, gerade im Büro angekommen bekam ich einen Anruf. Mein Handy zeigte „Lars“, doch am Telefon war eine Frau „der Lars möchte dich sprechen, ich geb das Telefon weiter“.
Ich musste lachen „Hey, hast du deine persönliche Vermittlung?“ Ja, den Luxus gönne er sich, meinte er mit einem Schmunzeln in der Stimme.
Ich fragte, was denn heute Nacht noch so wichtig gewesen sei, ich hatte ihn sieben Mal auf der Anrufliste gehabt.
„Ach, ich hätte auch noch weiter angerufen, aber ich bin eingeschlafen. Nur kurz, wie sieht’s mit heute Abend aus?“
„Ich kann so gegen acht, denke ich. Ich habe vorher noch etwas Wichtiges zu erledigen.“
„Das passt.“
„Hast du schon Ideen für heute Abend?“
„Nee, lass mal später noch genaueres besprechen. Ich muss jetzt auch los.“
„Okay, bis denne.“
„Ciao.“
„Winke-winke“
Als ich aufgelegt hattn, musste ich noch einmal lachen. Wahrscheinlich saß Lars mit einer seiner Mitbewohnerinnen am Frühstückstisch und hatte erzählt, dass er auf meinen Anruf warten würde. Er hatte ja gestern Nacht zu mir gesagt "Aber du rufst auch morgen an, ja?!". Dreist wie sie ist, hat sie dann sein Handy genommen und die inzwischen abgespeicherte Nummer angerufen.
Artig wie ich bin, habe ich ihn natürlich kurz nach sieben angerufen. Er ging allerdings nicht ran, nur seine Mailbox nach ein paar Mal klingeln (so kenne ich jetzt immerhin auch seinen Nachnamen). Ich hab ihm dann eine Nachricht hinterlassen, dass er sich bitte melden möge, wegen heute Abend. Seitdem habe ich nichts von ihm gehört.
Als ich ihn angerufen habe, hatte ich schon Lust ihn zu treffen, hatte aber andererseits wegen des üblen Wetters gar nicht wirklich Lust noch einmal die Wohnung zu verlassen. Daher kommt mir das jetzt ganz gelegen, dass unser Date geplatzt ist.
Es ist so gemütlich hier in meiner kleinen Wohnung! Das hatte ich schon ewig nicht, einen ganzen langen Abend mit Zeit nur für mich. Ich bin ihm nicht böse, dass er sich nicht meldet. Auch wenn mich natürlich interessiert, was ihn davon abhält.
lilliberlin am 01. November 12
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Das 1. Date
Während ich noch im Büro war, hatte Kai angerufen. Wir sprachen nur kurz und verabredeten uns für 20 Uhr vorm Viktoria.
Ich wusste nicht so recht, was ich anziehen sollte. War es für einen kurzen Rock schon zu kühl? Ich entschied mich für den weit schwingenden weißen Rock mit geringeltem Blutsgeschwister-Shirt und meinen Chucks mit den Blümchen. Das wirkt jung und verspielt, so wie ich mich manchmal fühle und so wie ich auch gern gesehen werden will. Ich nahm noch die Jeansjacke mit, falls es kälter werden würde. Durch meine Unentschlossenheit und ein paar Vorbereitungen, wie die richtige CD einlegen und die Kiste mit den Kondomen bereitstellen, war es dann doch schon fast Acht, bis ich los kam. Mit dem Rad sind es allerdings nur ein paar Minuten bis zur Eisdiele.
Als ich zwei oder drei Minuten nach Acht ankam, wartete Kai schon auf mich, sein Mountainbike hatte er noch nicht angeschlossen. Der Mann ist pünktlich, fein! Ich hatte es nicht darauf angelegt, später zu kommen, wollte ja eigentlich auch pünktlich sein.
Ich war so gespannt gewesen auf das Wiedersehen. Nun radelte ich auf einen Typen zu, den ich in dem Outfit sicher nicht angesprochen hätte. Er trug eine ¾-lange schwarze Hose aus einem sportlichen Polyester-Material, dazu ein ärmelloses weißes Shirt in ähnlichem Style und derbe Sneaker in schwarz mit ein wenig Gold. Immerhin trug er kein Tank-Top oder Joggingschuhe! Durch das recht enge aber nicht zu enge Shirt kam sein sportlich trainierter Oberkörper gut zur Geltung. Das war dann doch sexy.
Wir begrüßten uns mit Bussi-Bussi, schlossen die Fahrräder an und fanden auch gleich einen Tisch. Kai wusste schon, dass er einen Eiskaffee wollte, da das Viktoria seine Lieblingseisdiele ist. Ich war noch nie dort gewesen und schaute erst einmal in die Karte. Auf einen großen Eisbecher hatte ich aber auch nicht so die Lust, so fragte ich die Bedienung nach einem Eiskaffee mit Schokoladeneis. Schokoladeneis muss einfach sein.
Dann musste ich Kai erst einmal genauer betrachten. Die braunen Augen sind schon der Hammer, und dazu seine gebräunte Haut! Eigentlich fühle ich mich in Gegenwart solcher Menschen meist zu blass und dadurch etwas unattraktiver. Doch jetzt, wo ich gerade aus dem Urlaub zurück bin, habe ich eine schöne Bräune und somit ein gutes Gefühl. Wir saßen uns also gegenüber, schauten uns an und sagten erst einmal nichts, nachdem wir bestellt hatten.
Kai griff dann zu seinem Tabak, um sich eine Zigarette zu drehen und ich begann das Gespräch mit der Frage nach seiner Tochter, die er heute zu seiner Schwester gebracht hatte. Damit hatte Kai erst einmal etwas zu erzählen und ich konnte seiner dunklen Stimme mit dem noch unverkennbaren Dialekt lauschen. Danach kam er dann auf meinen Urlaub zu sprechen und ich hatte zu erzählen.
Nachdem wir unsere Eiskaffees verzehrt hatten, meinte Kai, er würde mit mir gerne noch in den Tiergarten fahren. Es war noch schön warm und so brachen wir auf.
Wir fuhren an Kais Wohnung vorbei. Ich bewachte die Bikes, während er eine Decke holte. Danach besorgte er unterwegs noch ein Bier für sich und ein Becks Lemon für mich. Er holte wirklich zur die zwei Flaschen, nicht wie vielleicht ein anderer Kerl gleich mehrere. Das sprach für ihn.
Es war noch ziemlich viel los im Tiergarten, doch wir fanden schnell ein ruhiges Plätzchen unter einem Baum. Wir schlossen die Bikes aneinander und ließen uns auf der Decke nieder. Ich hatte etwas Angst vor Mückenstichen, doch Kai meinte mit einem Grinsen, wenn er dabei wäre, dann sei er es, der gestochen werden würde. Ich war nicht so ganz sicher, doch wollte das erst einmal gerne glauben. Mein Autan stand ja zuhause, was blieb mir also anderes übrig.
Wir erzählten uns gegenseitig unsere halbe Lebensgeschichte. Irgendwann fragte Kai „wann war das?“, also ich von den Anfängen im Inline-Skaten erzählt hatte. Ich antwortete „1990“. Autsch, jetzt wird er sicher anfangen zu rechnen, dachte ich mir. 1990 war er ja grad mal elf Jahre alt. Ich fragte dann auch nach, ob er das nicht schon aus meinen facebook-Foto-Ordnern kannte. Nein, davon hatte er keine Fotos gesehen. Wie ich mir schon gedacht hatte, war er also nicht auf die Foto-Ordner aus der 80ern gestoßen.
Es war ganz chillig, mit Kai auf der Deck zu sitzen, die Sonne untergehen zu sehen und zu reden. Eine erotische Spannung oder ein Flirt entstand aber nicht. Schade, ich hatte mir das ein wenig anders vorgestellt. Das machte jetzt schon eher den Eindruck als würde es sich in Richtung Freundschaft entwickeln. Hm.
Gen Mitternacht schlug Kai vor zurück zu fahren, da meine Eltern sich ja schon für früh morgens angekündigt hatten. Das war mir ganz recht, denn von dem Eiskaffee und Mix-Bier musste ich bald mal auf die Toilette. Obwohl Kais Wohnung auf dem Weg lag und er kein Licht an seinem Mountainbike hatte, wollte er mich noch nachhause bringen. An „meiner“ Laterne, wo ich üblicherweise mein Rad anschließe, verabschiedeten wir uns mit einer etwas längeren Umarmung und der Aussage, dass wir uns bald wiedersehen wollten.
Ich nehme an, er hat noch gewartet, bis ich im Hauseingang verschwunden bin. Ich hatte noch überlegt, mich umzudrehen und nach ihm zu schauen, ließ es dann aber bleiben.
Daheim setzte ich mich noch eine Weile auf den Balkon, rauchte eine Zigarette und dachte über den Abend und Kai nach. Kai hatte bestimmt acht Zigaretten geraucht, während wir im Tiergarten waren, ich nur zwei. Mehr hatte ich nicht dabei und wollte auch nicht mehr. Kai sagt, er raucht ein Päckchen Tabak pro Tag. Wir sind uns ja nicht so nahe gekommen, als dass ich feststellen konnte, ob der schon den für starke Raucher üblichen Körpergeruch hat.
Vielleicht hätte ich doch etwas offensichtlicher mit ihm flirten sollen, dann wären wir uns sicher näher gekommen und dann wüsste ich jetzt auch wie er riecht.
lilliberlin am 10. Juli 12
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Wann gibt es endlich das 1. Date?
(Fortsetzung zum Eintrag vom 30. Juni)
Morgen fliege ich zurück nach Berlin. In den letzten Tagen hatte ich fast jeden Abend zu über whatsapp Kontakt zu Kai und auch einmal mit ihm über skype telefoniert. Er hat seine Urlaubspläne inzwischen begraben, da es ihm wichtiger ist, eine Dauerkarte für Hertha zu kaufen, als das Geld in Urlaub zu investieren.
Ein richtiger Fußball-Fan ist er also auch noch! Na, egal oder umso besser, dann hat er nicht so viel Zeit.
Unsere Chats und Gespräche gingen um eigentlich ganz alltägliche Sachen, was ich so im Urlaub treibe und um die kleinen Probleme, die er mit seiner Tochter hat. Was Lucy angeht, bin ich natürlich sehr vorsichtig mit meinen Äußerungen. Einerseits ist es schön, dass Kai da so Vertrauen hat, andererseits will ich mich keineswegs einmischen. Und außerdem habe ich ja überhaupt keine Ahnung von Kindern und somit auch nicht von Kinderpsychologie und -erziehung.
Besonders unser Telefonat war somit alles andere als ein Flirt, es war wie eine Unterhaltung unter guten Freunden. Na, warum auch nicht? Aber mit „schlaf gut und träum süß“ beendete er es dann doch.
Einen neuen guten Freund könnte ich auch wieder gebrauchen, nachdem Markus und auch Joachim akut schwer verliebt sind und fast nur noch mit ihren Freundinnen beschäftigt sind. Das ist bei den Männern anscheinend auch nicht anders, als bei den Frauen. Doch die akute Verliebtheitsphase wird auch irgendwann wieder abebben.
Allerdings hatten Kai und ich auch schon darüber geredet, dass wir vielleicht ein Wochenende an die Ostsee fahren könnten oder so, wenn er nicht in Urlaub fährt. Das war mein Vorschlag gewesen und er ist auch gleich begeistert darauf eingegangen.
Und gestern, als er mir über whatsapp vom Dauerkartenkauf und dass es somit mit dem Verreisen nichts wird, schrieb, da meinte er noch, dass „wir zwei“ vielleicht auf eine Incentive-Reise gehen könnten. „Näheres beim Eiskaffee“. So eine Nachricht von ihm erzeugte bei mir natürlich ein breites Smile.
Ich sitze hier gerade wieder und muss echt schmunzeln. Die ganze Sache ist schon viel größer, als sie nach einem kleinen Gespräch beim Achtelfinale (war das das, hm?) eigentlich sein sollte. Das Fußballspiel ist immerhin fast zwei Wochen her und wir hatten keine Zeit uns zu treffen.
Ich meine, Kai wird morgen Lucy zu seinen Eltern nach Jena bringen, die dann mit ihr zwei Wochen in die Ferien fahren. Mein Flieger landet bereits am frühen Vormittag, ich muss dann zwar noch ins Büro, aber vielleicht ist Kai ja zeitig aus Jena zurück, dass wir uns noch am Abend treffen können. Ab Samstag habe ich nämlich meine Eltern zu Besuch, da wird es dann auch wieder nichts.
lilliberlin am 05. Juli 12
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Kein richtiges Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 7. Januar)
Das ist doch jetzt echt vier Monate her, dass ich Christian meine Visitenkarte im Club gegeben hatte. Er hatte ja dann versucht, sich mit mir zu verabreden, aber vor Weihnachten hatte ich so überhaupt keine Zeit. Und so umgehauen hatte mich der Typ auch nicht. Ich hatte eher Interesse daran, ihn zu kontaktieren um meinem Bekanntenkreis zu erweitern. Männer haben ja üblicherweise auch Freunde und Kollegen.
Mittwoch kam dann nach etwa drei Monaten wieder eine Mail von Christian, wo ich kurz überlegen musste, wer das überhaupt ist. Er floskelte das übliche „lange nichts voneinander gehört“ und fragte dann, ob wir uns mal auf einen Drink treffen könnten. Außerdem sei er Freitag im Club und das wäre doch auch eine Möglichkeit. Na, das passte ja wieder, wir wollten eh mit den Mädels in den Club, um Frances‘ Geburtstag nachzufeiern. Ich antwortete ihm dann Freitagmittag, dass wir auch mit ein paar Mädels da sein würden.
Als klassisches Date würde ich das nun nicht bezeichnen.
Wir waren dann also mit dem Mädels im Club. Irgendwann tauchte Alex auf, den hatte ich vor einem knappen Jahr dort kennengelernt. Damals zuerst ganz viel Blickkontakt, dann ein paar Drinks bei guter Unterhaltung und eine kleine Knutscherei zum Abschied.
Alex wollte mich gerne wieder sehen, aber da ich zu der Zeit gerade dabei war, mich von Roland zu trennen, hatte ich keine Lust auf Beziehungschaos und habe ihn auf August vertröstet. Im Sommer hatten wir dann lediglich auf facebook Kontakt, kleine Flirt-lastige Messages und ab und an der Versuch von Alex, sich mit mir zu verabreden, aber ich wollte (noch) nicht. Bis es August und ich bei Roland ausgezogen war, war der Kontakt dann aber nahezu eingeschlafen, so dass es dann auch nicht zu einer Verabredung gekommen ist.
Alex erkannte mich gleich wieder und kam mit „hallo Lilli, schön dich wieder zu sehen“ auf mich zu. Er hatte einen Freund dabei, den er mir auch gleich vorstellte. Wir unterhielten uns erst bei einer Runde Drinks zu Dritt, doch dann kamen andere Freunde von Alex vorbei. Ich verbrachte die nächsten zwei Stunden mit Flo, das war so richtig nett. Wir waren im Winter beide in Kapstadt gewesen und hatten dadurch viel zu erzählen. Später kamen wir auf andere Themen und hatten gar kein Interesse daran, uns mit anderen Freunden zu beschäftigen.
Flo musste dann gehen, da er Samstag früh einen Termin hatte, er addete mich noch mit seinem I-Phone auf facebook und wir verblieben, dass wir uns auf jeden Fall wieder treffen sollten. Er hat zwar eine Freundin, dass hatte er beiläufig erwähnt, aber wir waren beide der Meinung, dass es prima war, dass wir uns hier kennengelernt haben. Zum Abschied gab es eine innige Umarmung.
Die Stimmung im Club war inzwischen sehr ausgelassen, ich tanzte mit den Mädels und hatte schon ganz vergessen, dass Christian ja eigentlich auch kommen wollte. Irgendwann stand er dann vor mir, noch in dicker Jacke, da die Garderobe voll war. Er erzählte, er hätte zwei Stunden angestanden. Das hätte ich ja nicht gemacht, aber er meinte, er wolle mich unbedingt sehen. Das schien echt keine Floskel zu sein, denn der Typ wich mir nicht mehr von der Seite.
Ich hatte ihn irgendwie anders in Erinnerung, fand ihn nun gar nicht mehr interessant. Seine Einladung auf einen Drink nahm ich aber gern an, in der Hoffnung, dass ich an der Bar vielleicht einen anderen Mann treffen würde, den ich kannte. So machten uns auf den Weg zur Bar. An der Bar stand zum Alex, juhu! Ich bin also zu Alex und gab ihm zu verstehen, dass er mich retten müsse. Alex grinste mich an und zog mich in seine Arme, was ich sehr gern mit mir machen ließ. Er bestellte mir einen Aperol-Sprizz und ließ mich nicht mehr los. Der DJ wechselte zu Latin und wir fingen an zu schwofen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Christian immer noch fast neben uns stand. Wie blöd ist der denn? Er verzog sich dann aber, als ich das erste Mal mit Alex knutschte.
Später kamen Freunde von Alex dazu und ich wechselte wieder rüber zu den Mädels. Dort fand ich Christian wieder, im Gespräch mit einer Freundin von Frances, die er sicher vorher noch nicht gekannt hatte. Anscheinend steht Christian auf blonde Locken, die hat Steffi ebenso wie ich.
Es war inzwischen fast zwei Uhr und wir vermissten Corinna. Wir hatten vorher zusammen gekocht und waren gemeinsam her gekommen und wollten uns auch zurück ein Taxi teilen. Maja meinte, wir sollten langsam gehen und so machten wir uns auf die Suche nach Corinna. Die hatte inzwischen schon heftig viel getrunken, da sie sich den Club schön trinken musste, wie sie meinte. Sie war nur mitgekommen, da Frances Geburtstag hatte, eigentlich ist der Club nicht so ihr Ding. Aber jetzt war sie nur mit Anstrengung dazu zu bewegen, heim zu fahren. Netterweise hat uns der Typ, mit dem sie schon eine Weile getanzt hatte, dabei geholfen. Der hatte wohl auch den Eindruck, dass sie zu viel getrunken hatte und dringend heim musste.
Alex war nicht mehr zu entdecken, also ging ich ohne mich zu verabschieden.
Ich lag im Bett, war gerade am Einschlafen, da klingelte mein Handy. Alex: „Hey, wo steckst du denn, ich finde dich nicht mehr.“ An seiner Aussprache war deutlich zu merken, dass er einiges getrunken hatte.
„Ich bin schon zuhause im Bett.“
„Du hast dich gar nicht verabschiedet und ich wollte doch mitkommen. Du kannst doch nicht einfach so gehen…“ Der Rest war nicht so ganz zu verstehen, da es zu laut im Hintergrund war. Ich war hundemüde und dadurch entsprechend unkonzentriert beim Zuhören. Er hat noch ähnliche Dinge von sich gegeben, ich habe dann einfach nur gesagt „In deinem Zustand hätte ich dich eh nicht mitgenommen.“ und aufgelegt. Danach hat noch zweimal das Handy geklingelt, aber ich bin nicht mehr ran gegangen.
Alex war an dem Abend genau richtig gewesen, die Knutscherei war okay, aber mehr will ich nun wirklich nicht von ihm. Der trinkt mir einfach zu viel. Auch als wir uns vor einem Jahr kennengelernt hatten, war er ziemlich angetrunken und seine Posts auf facebook sprechen auch dafür, dass er eher heftiger ausgeht.
Samstag gen Mittag bekam ich dann eine SMS von ihm „na wieder nüchtern?“. Ich musste grinsen und antwortete „wer, du? wie läuft das tennis?“ Er hatte Freitag noch gesagt, dass er am Samstag ein Tennisspiel hat. Auf seine Antwort „fahren gleich los… spiele aber nicht – meine schulter tut weh, kuss“ habe ich dann nicht mehr geantwortet.
Kurz darauf kam noch eine andere SMS, von Christian „hi lilli, noch schön gefeiert gestern? heute abend auch wieder auf tour? gruss. christian.“ Unglaublich, der Kerl hat echt nichts gelernt!
lilliberlin am 15. April 12
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Er hat abgesagt
(Fortsetzung zum Eintrag vom 10. April)
Besonders aufgeregt war ich letzte Woche Montag nicht, wegen des bevorstehenden Abends bei Malte. Ich würde endlich Sex mit ihm haben, darauf freute ich mich. Wenn ich auch - wie immer - ein bisschen Schiss hatte, dass es mit dem Mann nicht passen könnte. Er ist immerhin schon 46! Die Erfahrung hat gezeigt, dass es mit Männern in der Altersklasse unter Umständen nicht mehr so einfach geht. Rein biologisch gesehen.
Im Büro ging die Arbeit gut voran und ich freute ich erst einmal aufs BodyCombat. Nach einem BodyCombat-Training fühle ich mich mit dem frisch gestählten Körper so richtig sexy, wenn ich dann einem Mann gegenübertrete. Irgendwann nachmittags fiel mir dann aber ein, dass ich Malte ja noch nach seinem Nachnamen fragen musste. Er hatte mir seine Adresse gegeben, aber seinen Nachnamen hatte er dabei nicht erwähnt.
Von mir hatte er ja eine Visitenkarte bekommen und ernsthaft angenommen, ich würde "Berlin" mit Nachnamen heißen. Als wir verabredeten, dass er mich abholt, hatte ich noch zu ihm gesagt "du brauchst noch meinen Nachnamen". Darauf reagierte er mit "ich hab doch deine Karte" und nachdem ich es ihm erklärte hatte, sagte er "also doch ein Künstlername, wie ich bereits am Freitag vermutet hatte".
Bevor ich Malte anrufen konnte, erhielt ich eine SMS von ihm "hallo lilli. ich hoffe dein arbeitstag ist oder war nicht zu stressig. ich muss unser treffen heute leider absagen, weil ich ganz vergessen habe, dass ich mich heute schon mit okan zum essen und quatschen verabredet habe. gruß. malte."
Eine Absage per SMS! Das finde ich nicht gut! Die Absage nicht und das Kommunikationsmittel dafür auch nicht. Andererseits: wir hatten nicht darüber gesprochen, ob ich im Büro von einem privaten Anruf gestört werden kann und es war klar, dass ich nachmittags um halb fünf üblicherweise im Büro bin. Somit war in anbetracht der Uhrzeit eine SMS schon okay. Der Inhalt war eben für eine SMS nicht passend. Außerdem hatte ich mich darauf eingestellt, endlich mit dem Kerl ins Bett zu gehen! Hmpf!
Ich bin dann erst nach dem BodyCombat dazu gekommen, Malte anzurufen, hatte keine Lust, mit einer SMS auf seine Nachricht zu reagieren. Leider ist er aber mal wieder nicht ans Telefon gegangen. Okay, das mache ich auch oft nicht, wenn ich mich mit Maja oder so zum Reden treffe. Okan hatte ich Freitag auch kurz kennengelernt, er ist wohl einer seiner besten Freunde, somit ist das in Ordnung.
Am Dienstag habe ich dann am Vormittag noch einmal versucht, Malte telefonisch zu erreichen, bevor er zu seinem Job los muss. Ich war wieder erfolglos. Somit entschied ich mich dann doch dazu, eine SMS zu schreiben "schade, dass ich dich nicht ans fon kriege. sms ist nicht so wirklich mein kommunikationsmittel. wär schön, wenn du mal anrufst, wenn's dir passt. bussi. lilli."
Ich bin ja nun echt kein SMS-Typ (mehr), besonders seitdem ich eine Lesebrille benötige. SMS zu lesen und zu schreiben erfordert eben immer die Brille aufzusetzen, und das nervt mich! Also telefoniere ich lieber, was einfacher ist und für so kurze Informationen auch schneller und sicherer. Dann weiß man eben, dass man denjenigen auch erreicht hat. Es kommt ja immer wieder mal vor, dass SMS verspätet oder vielleicht auch gar nicht ankommen.
lilliberlin am 11. April 12
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Das 1. Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 9. April)
Um 18:30 Uhr wollte Malte zu mir kommen, es kam aber erst einmal nur eine SMS „komme etwas später!“.
Irgendwie hat der Kerl es nicht so mit den Terminen, oder wie? Okay, es war jetzt kein Problem, da ich nicht extra früher heim gekommen bin, weil ich mit ihm verabredet war, aber so ganz passend fand ich das jetzt nicht. Immerhin konnte ich die Zeit nun nutzen, um meine restlichen Urlaubsfotos ins Album zu kleben. Ich war gerade damit fertig, da klingelt es. Es war bereits 19 Uhr.
Die Begrüßung fiel mit einer Umarmung und mit einem kleinen Kuss weniger heftig aus, als der Abschied am Abend davor. Meine geplante ironische Bemerkung zum Einhalten von Terminen konnte ich nicht anbringen, da Malte gleich sagte, dass er meine Wohnung kennen würde und fragte, ob ich eine Bekannte von Katja sei. Die Welt ist wieder mal so klein. Meine Vormieterin und ihr Freund, wegen dem sie die Wohnung aufgegeben hatte, sind Freunde von Malte. Ich hatte die Wohnung ja über einen Makler angeboten bekommen und kannte Katja nur flüchtig, weil ich die Wohnung vermessen hatte, als sie noch darin wohnte.
Malte bekam seinen Kaffee und wir verquatschten über eine halbe Stunde mit Themen wie Wohnung, Radfahren, Klettern, Lieblingsessen etc. Er sagte, es käme nicht so darauf an, dass wir wie verabredet um 19:30 Uhr beim Italiener seien. Da konnte ich dann doch noch anbringen, dass er es wohl mit der Pünktlichkeit nicht so habe. Das hatte ich nicht vorwurfsvoll sondern eher mit einem Smile von mir gegeben. Malte entschuldigte sich nun doch noch, dass er kurzfristig noch etwas zu erledigen hatte.
Er war heute etwas gediegener angezogen. Nein, das trifft es nicht wirklich. Die Jeans war nur nicht ganz so geschreddet und er trug dazu ein hellgraues (gut sitzendes) Hemd, sogar in die Jeans gesteckt und eben auch Lederschuhe (stylisch mit Schnalle) statt Sneaker. Ich fragte, nicht ganz ernst gemeint, ob ich mich noch umziehen müsse, da ich ja deutlich legerer angezogen sei als er. Er schaute mich an und sagte „du siehst gut aus so“.
Wir fuhren dann mit unseren Rädern zum Italiener, um festzustellen, dass der wegen Umbau geschlossen hatte. Nun war die Frage, wohin. Malte schlug libanesisch vor, nicht das Baharat um die Ecke, sondern ein richtiges Restaurant. Wir wollten uns gerade auf den Weg machen, da kamen uns die Freunde von Malte entgegen, genau so erstaunt, dass der Italiener geschlossen hatte. Die beiden hatten allerdings keine Lust auf libanesich und schlugen japanisch vor. Malte hatte mir gut zugehört und sagte gleich, dass wir dabei bleiben würden, zum Libanesen zu gehen. Ich mag nämlich weder Sushi noch japanische Suppen. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit den Beiden und machten uns dann in getrennte Richtungen auf den Weg.
So hatten wir doch unser Essen nur zu zweit, somit ein klassisches Date. Malte war schon häufiger in dem Restaurant gewesen und ich nahm seine Empfehlungen gerne an. Den Wein durfte allerdings ich aussuchen, da er sich damit nicht so gut auskennt. Wir teilten uns zwei Vorspeisen und naschten beim Hauptgericht vom Teller des anderen. Dazu tranken wir eine Flasche Rotwein und Wasser.
Als ich Malte so direkt gegenüber saß, hatte ich den Eindruck, er würde vielleicht doch älter sein als ich. Er hat auch jetzt Ende Winter leicht gebräunte Haut und ein schon recht faltiges Gesicht. Als er vom 75. Geburtstag seiner Mutter erzählte und dabei seine Geschwister erwähnte, merkte er, dass ich anfing zu rechnen. Ich fragte dann auch ganz frech, wie alt er sei. 46, oh doch jünger, das hatte ich nicht gedacht, aber ich war ganz froh darüber.
Mit einem Grinsen fragte er dann „… und du? Aber Frauen fragt man ja so etwas nicht.“. Ich grinste zurück „Stimmt, Frauen über 28 fragt man nicht nach dem Alter. Ich feiere in sechs Wochen einen runden Geburtstag.“. Jetzt guckte er etwas irritiert und als ich „den 50.“ Hinterher schob, guckte er noch irritierter. „Alle Achtung! Das hätte ich nicht gedacht, da hast du dich echt gut gehalten.“ Ich habe ihn nicht gefragt, für wie alt er mich gehalten hat, aber anscheinend noch nicht einmal für 40.
Es war echt schön, mit Malte im Restaurant zu sitzen, zu essen, zu reden und zu flirten. Uns gingen irgendwie gar nicht die Gesprächsthemen aus. Zwischendurch klingelte 2x sein Handy, was er mit der Bemerkung „jetzt nicht“ weg drückte. Beim 3. Klingeln sagte er „jetzt muss ich aber mal ran gehen“. Es waren Freunde von ihm, die immer aus Süddeutschland zu Sonderprojekten nach Berlin kommen und gerade angekommen waren. Nachdem er aufgelegt hatte, fragte er, ob ich noch kurz mitkommen würde, in die Kneipe am Hotel, wo die beiden immer wohnen, wenn sie hier sind.
Es war inzwischen schon nach elf, aber eine halbe Stunde konnte ich mir vorstellen.
Dann kam die Rechnung. Ich war mir nicht sicher, ob er mich einladen würde. Er hat zwar einen guten Job, aber Unterhalt für drei Kids im Teenie-Alter zu zahlen, somit sicher deutlich weniger Geld als ich. Ich schlug also vor, die Rechnung einfach zu teilen. Er schaute mir in die Augen und sagte "Ich lade dich ein.". Dazu konne ich dann nur "Danke" sagen.
Zum Hotel war es nicht weit und so lernte ich die beiden Süddeutschen auch noch kennen, die sehr nett fanden, dass Malte mich mitgebracht hatten. Gegen Mitternacht wollte ich dann aber heim und verabschiedete mich von den beiden.
Malte brachte mich noch zum Fahrrad. Zum Abschied gab es wieder eine recht heftige Knutscherei und seine Frage „Magst du morgen Abend zu mir kommen, ich habe morgen noch frei und du bist ja danach erst mal nicht da?“. Die Antwort war einfach „Nach dem Sport so gegen 20:30 Uhr?!“ Er sagte noch, dass er sich darauf freuen würde und dann fuhr ich mit dem Rad nachhause.
Ich hatte ja schon fast damit gerechnet, dass ich an diesem Abend mit Malte im Bett landen würde, aber da kamen ja dann seine süddeutschen Freunde dazwischen.
lilliberlin am 10. April 12
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Auf dem Weg zum 1. Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 3. April)
Sonntag wollte ich endlich mal in die Masterclass-Ausstellung, bevor sie zu Ende ist, ohne dass ich sie gesehen habe. So geht es mir leider oft, ich will irgendwohin und wenn ich endlich wieder daran denke, weil ich Zeit habe, hat das Programm schon wieder gewechselt.
Da ich Samstag ja nicht so spät im Bett war, war ich entsprechend früh wach und kam auf den Gedanken, Malte zu fragen, ob er mit in die Ausstellung will. Ich war mir zwar nicht sicher, ob 9:30 Uhr für eine SMS an ihn vielleicht doch zu früh ist, doch wenn er nicht gestört werden will, kann er ja sein Handy aus lassen, dachte ich mir. Also schrieb ich „haste lust heute mittag mit ins c/o berlin zu kommen? bussi. lilli.“. Ich nahm an, dass er wissen würde wovon ich rede, da wir uns schon ein wenig über die Kunstszene unterhalten hatten.
Trotz der frühen Uhrzeit – er hatte sicherlich noch länger gefeiert – kam sofort seine Antwort „immer gerne, wann denn?“. Da ich gerade noch im Bad beschäftigt war, versuchte ich erst nach etwa 20 Minuten ihn anzurufen. Er ging nichts ans Handy, hm, also schickte ich eine SMS „so gegen 12, ich hab nur bis 15 uhr zeit“.
Es kam keine Antwort, also bin ich alleine in die Ausstellung gegangen. Das hatte ich ja eh vor gehabt, somit war ich nicht enttäuscht, aber etwas verwundert. Gegen eins schickte ich dann noch eine SMS hinterher „hej, biste wieder eingeschlafen? wie sieht’s denn mit heut abend aus? cheers. lilli.“
Entweder hatte ich recht mit meiner Vermutung oder ich hatte ihm mit meiner SMS eine Vorlage für die passende Ausrede geliefert. Ich konnte mir aber schon gut vorstellen, dass ihn meine SMS heute Morgen geweckt hatte. Seine Antwort kam etwa eine halbe Stunde später „sorry, du hattest mich geweckt und ich bin wirklich wieder eingeschlafen, die nacht war kurz. wollte mich heute abend mit freunden treffen und etwas essen gehen, so gegen 19:30 uhr. wenn du lust hast, komm doch mit! gruss malte“.
Hm, so nach einem Date in trauter Zweisamkeit klang das jetzt nicht. Aber warum nicht mit ihm und seinen Freunden etwas Essen gehen. Ich hatte ja eh noch nichts für den Abend geplant. Außerdem finde ich es gut, sich anfangs nicht unbedingt allein zu treffen und sich dann vielleicht doch nichts zu sagen zu haben. Daher hatte ich auch vorgeschlagen zusammen in die Ausstellung zu gehen.
Zu einfach wollte ich es ihm jetzt aber nicht machen, also ließ ich mir mit der Antwort Zeit und rief ihn erst kurz vorm Zumba-Kurs an. Ich fragte, mit wem er denn Essen gehen wolle – ein Pärchen, mit dem er gut befreundet ist, die aber Samstag nicht dabei waren. Sie würden sich häufiger zum Essen treffen, wenn er frei habe, er freue sich auch immer darauf und ich würde gut dazu passen. Na denn, kein Thema, ich würde mitkommen. Wir verabredeten, dass er etwa eine Stunde vorher bei mir auf einen Aperitiv oder Kaffee vorbei kommt und wir dann gemeinsam zum Restaurant radeln.
Beim Zumba war ich schon ein wenig abgelenkt und am Überlegen, was ich am Abend anziehen sollte. Klar irgendwelche süße Underwear, nicht zu sexy, aber ein bisschen, vielleicht die mit schwarzen Punkten auf rotem Grund. Mit den richtigen Dessous, fühle ich mich auch angezogen mehr sexy. Außerdem würde ich ja schon mehr aus dem Abend machen wollen, wenn sich mein Eindruck von Malte bestätigt. Und da muss frau ja entsprechend vorbereitet sein.
Malte trägt ja genau die Sachen, die ich an Männern mag. Auch wenn er sicher um die 50 ist, trug er die beiden letzten Tage leicht zerschlissene Jeans, genau richtig auf der Hüfte, dazu Sneaker und z. B. ein verwaschenes rotes Surf-T-Shirt. Das T-Shirt natürlich lose über der Jeans, nicht in den Bund gesteckt. Ich kann es ja gar nicht leiden, wenn Männer zu enge Jeans tragen und die dann auch noch ewig weit hoch ziehen, dass die Hose im Schritt schon fast kneift und die Genitialen so richtig betont. Die richtigen Schuhe sind auch wichtig, darüber hatte ich mich am Freitag mit Corinna unterhalten, Cowboystiefel gehen z. B. gar nicht.
Also würde ich hüftige, leicht baggy Jeans, die Booties aus Kapstadt und ein türkises figurnahes Snowboard-Longsleeve anziehen. Das würde passen, im Style ähnlich wie seine Outfits. Außerdem war es zu kalt zum Radfahren im Minirock. Sicherlich gehört Malte auch zu den Männern, die Miniröcke und Stiefel an Frauen mögen, aber es muss ja auch noch Steigerungsmöglichkeiten geben. Kennengelernt hat er mich ja auch in shreddigen Jeans und frechem Pussy-de-Luxe-T-Shirt.
Auch wenn ich nur an einer Affäre interessiert bin, will ich den Kerl schon vorher besser kennenlernen. Und ein bisschen Verliebtheit schadet auch einer Affäre nicht.
lilliberlin am 09. April 12
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