Donnerstag, 21. Februar 2013
Wie werde ich denn den wieder los?
Sonntag war es dann doch nicht die letzte whatsapp von Claus. (Siehe auch mein Eintrag „Ich hatte es ihm angetan – seufz!“ vom 19. Februar.)

Vorgestern hat er sich dann doch wieder gemeldet „Hey Lilli. Es tut mir leid wegen meinen aufdringlichen Nachrichten, wahrscheinlich war ich einfach zu euphorisch! Ich will nur, dass du mir nicht böse bist, denn ich mag dich wirklich! Das nächste Mal werde ich nicht so einen Blödsinn schreiben. Wenn es ein nächstes Mal gibt?!“

Na, immerhin sieht er es ein. Doch wenn ich Claus jetzt mal ehrlich antworte, habe ich ihn gleich wieder an der Backe. Ich denke, der wird sich nur dann keine Hoffnungen mehr machen, wenn er weiß, dass ich vergeben bin. Also sollte ich besser etwas kreativer antworten ;)

Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht und mir seine Nachrichten noch einmal angeschaut hatte, schrieb ich ihm dann über facebook statt auf whatsapp. Auf dem Notebook lässt es sich doch eben viel besser tippen als auf dem Handy und da ich keine E-Mail-Adresse von Claus habe, dann eben über facebook.

„Du hast es genau richtig erfasst,
Claus,
du warst zu aufdringlich.
Du hast dir da was zusammengeträumt, was mich angeht, was echt nicht den Tatsachen entspricht. Ich weiß nicht, was für Gemeinsamkeiten du zwischen uns siehst, denn ich sehe eher nur Unterschiede und eine Seelenverwandtschaft schon gar nicht. Du hattest versucht, mir einzureden, dass ich häufiger ausgehen und Tanzen gehen müsse. Das ist sicher was, was du gerne machst, was mir aber nicht so wichtig ist. Die Dinge, die mir wichtig sind, wie Sonne, Wärme und Meer, hast du wohl eher nicht registriert, denn du lebst gerne hier, wo es mir zu kalt ist. Aber ich möchte auch gar nicht mir dir darüber diskutieren, sondern dir nur klar machen, dass du dir da Gemeinsamkeiten einbildest, die es nicht gibt.
Ganz allgemein wirst du jede selbständige und selbstbewusste Frau mit deiner aufdringlichen Art vergraulen. Besonders wenn sie, wie ich, einfach nur nett zu dir war. Baby, ein Flirt ist was ganz anderes! Vielleicht hast du ja interpretiert, ich sei scheu und zurückhaltend. Doch das bin ich überhaupt nicht, wenn die Chemie stimmt, verläuft ein Abend echt anders!
Ich hatte mich mit dir einfach nur auf den Wein getroffen, weil ich dich sympathisch fand und mir vorstellen konnte, du könntest eine nette Bereicherung in meinem Freundeskreis sein. Mehr war da nicht. Und ich möchte jetzt noch nicht einmal mehr das.
Und zu deiner Info: In der Zwischenzeit hat sich mit meinem Freund auch alles geklärt, wir sehen da doch noch eine Chance und das tut mir gut.
Leb wohl und mach bei der nächsten Frau nicht die gleichen Fehler!
Lilli“

So, die Sache mit meinem Freund war zwar erfunden, aber das würde es ihm vielleicht leichter machen, zu kapieren, dass es mit mir nichts wird.

Hmpf, keine zwei Minuten sind vergangen und er schreibt mir zurück
„Ich habe mich doch entschuldigt. Habe ich denn gleich die Höchststrafe verdient von dir. Ich würde das gern wieder gut machen, normaler weise bekommen Verurteilte immer eine zweite Chance.“

und ein paar Minuten später
„Ich würde mich freuen dich zu meinen Freunden zählen zu können. Und dir auch beweisen, dass ich eigentlich ganz anders bin. Und ich freue mich für dich, wenn es mit deinen Freund funktionieren würde und du glücklich bist.“

sowie weitere Minuten später
„Ich sitze gerade noch im Büro und mach jetzt Schluss. darf ich dich nochmal anschreiben? Würde dir wirklich gern zeigen, dass ich anders bin als du mich siehst.“

Oh nee, ich hätte ihm besser nicht geschrieben!



Donnerstag, 14. Februar 2013
Er ist sicher schon um die Sechzig - hm!
Claus saß zufällig im Flugzeug auf dem Gangplatz neben mir, als ich auf dem Rückflug von Düsseldorf war. Ich hatte den Fensterplatz und er Mittelplatz war netterweise frei geblieben, was häufig vorkommt, wenn man einen Platz in einer der letzten Reihen bucht. Claus war auch bei Freunden zum Karneval zu Besuch gewesen. Wir unterhielten uns über unsere Eindrücke von Karneval und den Düsseldorfern überhaupt. Er war schon häufiger zum Karneval in Düsseldorf gewesen, er mochte das.
Es war gut, dass der Mittelplatz frei war, so konnten wir uns bei unserer Unterhaltung easy anschauen. Claus sagte, er hätte mich schon im Wartebereich gesehen und war begeistert, dass wir zufällig die Plätze nebeneinander hatten. Aus weh, das war ja schon sehr direkt.

Claus hatte überhaupt sehr offen schon verdammt viel erzählt, was ich bei einem ersten Kontakt eigentlich noch gar nicht wissen will. Er ist geschieden, seit zwei Jahren, zwei Kids hat er, fast erwachsen. Der 17jährige lebt noch bei ihm, der Ältere ist schon zu seiner Freundin gezogen. Er hätte spät geheiratet, sagte er. Anhand der Daten, die ich von ihm erfahren hatte, rechnete ich, wie al Claus sein könnte und kam auf Ende Fünfzig, Anfang Sechzig. Hm.

Er wirkt überhaupt nicht wie ein Sechzigjähriger, ich dachte, er könnte Fünfzig sein, vielleicht sogar etwas jünger. Klar die Haare sind grau, aber die Ohren sind noch auffällig klein und vielleicht ist es eine Gleitsichtbrille, die er trägt. Er war lässig angezogen, trug das blaue Hemd in den Jeansbund gesteckt, durch den offenen Kragen blitzte ein dunkleres T-Shirt vor. Die Jeans waren nicht zu eng und wurden mit einem schönen Ledergürtel auf den Hüftknochen gehalten. Die schwarzen Lederschuhe waren auch in Ordnung, man muss man ja nicht unbedingt Sneaker tragen.

Natürlich hat er auch gefragt, ob ich verheiratet war/bin und Kinder habe. Ich erzählte ein wenig aus meinem beruflichen Werdegang und stellte fest, dass auch er rechnete. Er meinte „so jung wie du wirkst und aussiehst kannst du irgendwie nicht sein oder du bindest mir hier einen Bären auf“. Ich schaute ihm in die Augen „ich bin Fünfzig“. Darauf er „nein, das kann nicht sein, ich würde dir noch nicht einmal Vierzig geben“. Das schmeichelte natürlich, war aber sicher nicht gelogen. Irgendwie halten mich alle, die mich nur sehen und noch nicht viel über mich wissen, für Ende Dreißig. Ich grinste und sagte, was ich immer in so einer Situation sage „warum sollte ich das erfinden“. Darauf wusste auch Claus keine Antwort.

Als der Flieger landete, fragte er nach meiner Telefonnummer. Ich gab sie ihm gerne, Claus schien ein interessanter Typ zu sein und eines Näher-Kennenlernens wert. Er hatte erzählt, dass er in einer leitenden Position am Theater sei. Das mit dem Theater fand ich richtig interessant, die Erwähnung der leitenden Position allerding etwas aufschneiderisch und auch überflüssig.

Na mal schauen, was sich so daraus ergibt, dachte ich mir. Auf jeden Fall tat mir ein Mann, der Interesse an mir hat, der jetzigen ungeklärten Situation mit Jonas echt gut.