Samstag, 28. Januar 2012
Warten auf...
Gestern haben wir uns erst bei Rebekka auf den üblichen Mädelsabend, diesmal mit Mumm und Champagner getroffen. Wie das so ist, sind wir natürlich nicht zeitig genug los gekommen und der Taxifahrer hat sich dann auch noch verfahren. Als wir am Club ankamen, gab es schon eine Schlange vor der Tür. Die Schlange erschien uns nicht so lang, aber es dauerte letztendlich fast eine Stunde, bis wir hinein konnten.
Als wir ankamen überlegten wir schon, ob es Sinn machen würde, sich anzustellen. Es war immerhin ganz schön kalt und vorm Eingang vom Club noch nicht einmal windgeschützt. Wir waren ja extra dort mit dem Taxi hin gefahren und in der Nähe gab es eigentlich nur ein akzeptables Kneipenrestaurant. Wir hatten uns dann auf etwa eine Viertelstunde Warten eingestellt. Am Eingang zum Club tat sich so gut wie nichts, also haben wir besprochen, was zu tun sei. Da die Schlange aber inzwischen noch länger war, wollten wir unseren Platz auch nicht aufgeben, um uns dann eine Stunde später vielleicht wieder anstellen zu müssen.
Nach weiteren 20 Minuten hatten wir nur noch vier Leute vor uns und dachten natürlich, das würde jetzt ganz schnell gehen. Doch wir hatten nicht mit den Leuten, die anscheinend auf einer Gästeliste standen, gerechnet. Bevor die vier Leute vor uns und endlich wir eingelassen wurden, kamen nämlich noch zwei mal vier Leute einfach von der Seite an, klopften an die Tür und wurden eingelassen. Irgendwie sollte ich vielleicht doch mal versuchen, eine wesentliche Person dort kennenzulernen, dass wir das nächste Mal auch gleich eingelassen werden.
Warten ist so eine unnütze Zeitverschwendung, man verbringt leider zu viel Zeit damit. Und es ist nervenaufreibend. Wir hätten ja unsere Themen von vorher vertiefen können, aber irgendwie waren wir dazu nicht in der Lage. Das Warten wurde zum Thema und der Ärger darüber, dass einige Leute bevorzugt behandelt wurden.
Mein bester Freund Joachim ist auch so ein Kandidat, der mich grundsätzlich warten lässt. Nein, das ist sicher nicht gewollt von ihm, aber er schafft es einfach nicht, sich so zu organisieren, dass er pünktlich ist. Es ist ja auch nicht okay, wenn man jemanden daheim besucht und vor der vereinbarten Zeit ankommt. Aber die deutsche Mentalität gebietet Pünktlichkeit. Privat muss das nicht auf die Minute sein, doch länger als zehn Minuten sollte man niemanden warten lassen. Mit Joachim mache ich das inzwischen so, dass ich ihm eine Uhrzeit sage, die 15 bis 30 Minuten vor der vereinbarten Zeit liegt. Das klappt dann recht gut.
Beim Arzt zu warten ist auch so eine Sache, auf eine halbe Stunde muss man sich meist einstellen. Aus dem Grund mache ich dann möglichst einen Termin gleich zu Beginn der Sprechstunde. Doch selbst da hatte ich schon Pech, weil meine Ärztin mit dem Auto im Stau stand. Die einzige Praxis, die ich kenne, die es gut organisiert bekommt, ist meine Zahnarztpraxis. Dort warte ich, wenn überhaupt, zehn Minuten. Und wenn sich bei denen etwas verschiebt oder verzögert, dann sind die so nett und rufen mich an, ob ich früher oder später kommen kann.
Auf den Anruf von einem Mann warte ich nicht mehr. Wenn ich meine, dass ich ihm etwas zu sagen habe, oder mich verabreden will, dann rufe ich ihn an.
Frech finde ich, wenn Geschäftspartner mich abends nicht mehr im Büro erreichen und dann auf dem Handy anrufen. Die Sachen könnten immer bis zum nächsten Morgen warten, bzw. müssen sie auch, da ich die Unterlagen aus dem Büro natürlich nicht mit nach Hause nehme.
Eine Unsitte ist auch, wenn man auf eine private Party eingeladen ist und es nicht z. B. „ab 21 Uhr“ sondern „um 21 Uhr“ heißt, extra eine Stunde später hin zu gehen. Letzen Silvester war ich selbst Leidtragende davon. Damals war ich noch mit Roland zusammen und wir hatten unsere 20 Gäste für 21:00 Uhr eingeladen. Es war ausgemacht, dass jeder Gast etwas für das Buffet mitbringt. Die Nachspeise war pünktlich, aber die Suppe erschien dann doch endlich gegen 22:45 Uhr. Der Großteil der Gäste kam zwischen 21 und 21:30 Uhr, die restlichen Gäste verteilten sich auf die Zeit bis 22:45 Uhr. Und alle kamen mit Hunger, da sie ja von dem gemeinschaftlich erstellten Buffet essen wollten.
Ich weiß jetzt jedenfalls, wen ich zu solchen Events nicht mehr einladen werde. Ich will nicht noch einmal zu hören bekommen, dass es ja nicht notwendig ist, auf eine Silvesterparty so früh zu gehen, weil man ja doch lange feiert. Wenn man ausmacht, dass jeder etwas zum Buffet beisteuert, dann sollte Pünktlichkeit selbstverständlich sein. Trotzdem hatten wir bis 5 Uhr gefeiert und die Suppe wurde zum Nach-Mitternachts-Snack. Allerdings war davon über die Hälfte übrig geblieben, da nicht mehr alle davon gegessen hatten.



Sonntag, 8. Januar 2012
Wenn Mädels Tanzen gehen
Ich war mir ja nicht sicher, ob Maja heute mit zum Zumba kommt, wo wir doch gestern heftig gefeiert hatten und erst gegen halb vier im Bett waren. Aber sie war – auch wenn es ein, zwei Stunden Schlaf zu wenig waren – pünktlich vorm Studio. Es war der erste Zumba-Kurs für sie und es hat ihr Spaß gemacht, auch wenn ihr Hüftschwung noch recht steif ausfiel. Später in der Sauna sagte sie zum mir „Wenn du so tanzt, wie im Zumba-Kurs, dann kannste dich das nächste Mal im Club vor Männern kaum retten. Aber was sage ich da, du kannst dich doch so schon vor Männern kaum retten.“ und grinste mich an. Ich musste auch grinsen und überlegte, ob sie das nun ernst gemeint hat oder wie sehr sie das erst gemeint hat. Ein bisschen Wahres ist da auf jeden Fall dran, vielleicht auch etwas mehr.
Maja und ich hatten uns zum Vorglühen mit Mumm und Aperol bei Corinna getroffen. Bei Corinna treffen ist immer prima, denn von dort kann man zum Club laufen und braucht kein Taxi. Andererseits hat ein vorbestelltes Taxi den Vorteil, dass man zeitig los kommt und nicht vorm Club anstehen muss.
Irgendwie hießen gestern alle Männer Ralf, Andreas, Michael und Thomas. Zwei davon lernten wir schon vorm Club in der Schlange kennen. Ralf und Andreas, beide Ende 30, ehemalige Studienkollegen, Andreas wohnt in Friedrichshain und, Ralf war aus Zürich und zu Besuch. Die beiden waren auch ein wenig angeschickert wie wir und unser Gespräch verlief recht Flirt-lastig.
Nachdem wir – wenn es auch gar nicht langweilig war – endlich drinnen waren, liefen wir gleich unseren Freundinnen Frances und Lucia über den Weg. Frances sah so gut aus gestern, sie trug die Haare offen, was fast wie eine 30er Jahre Wasserwellen-Frisur wirkte, und zu ihren nackten Schultern, die von ihrem Shirt mit amerikanischen Ausschnitt betont wurden, so richtig sexy wirkte. Später standen wir dann auf der Bank am Rand der Tanzfläche und ließen uns von der Musik mitreißen. Die Arme in die Luft und mit dem entsprechenden Zumba-Hüftschwung waren wir bestimmt ein sexy Anblick für die anwesenden Männer. Die Shirts ließen einen schmalen Streifen Haut zwischen den hüftigen Jeans und unseren Shirts frei, dass Ansätze von den Beckenknochen und unseren flachen Bäuchen sichtbar waren.
Mit meinem Lächeln und offensichtlichen Spaß an der Sache hatte ich schnell Blickkontakt zu einem Typen, der mit ein paar Leuten in der Nähe der Bar stand. Maja befand sich auch ganz in der Nähe, dass ich die Bank verließ und mich zu ihr gesellte. Unten nahm ich den Blickkontakt wieder auf, der Typ fragte seine Leute, was sie trinken wollten und dann auch mich. Er kam mit den Getränken und einem Aperol Sprizz für mich zurück und ich stieß erst einmal mit seinem Kumpel an und stellte mich vor. Dann stieß ich mit Thomas an, der mir dann auch seine Freundin vorstellte. Da war ich ja schon etwas perplex. Was sollte das denn, erst mit mir flirten und dann mir seine Freundin vorstellen?
So gesellte ich mich dann wieder zu Maja, die inzwischen mit Ralf und Andreas, die wir vor der Tür kennengelernt hatten tanzte und quatschte. Plötzlich tauchte ein Kerl auf, den ich irgendwie kannte, aber nicht einordnen konnte. Es war Thomas (55), den ich von Lucias Geburtstagsparty kannte. Er meinte, er sei der Typ, der nicht tanzen konnte. Das musste ich ihm natürlich wieder ausreden, denn er kann tanzen, oder besser gesagt schwofen und dabei richtig gut führen. Das nahmen wir nun wieder auf und unterhielten uns dabei.
Maja erzählte mir später im Taxi, dass Andreas und Ralf zu ihr meinten, sie müssten mich doch jetzt mal von dem Kerl befreien, der doch viel zu alt für mich sein. Maja hat den beiden dann erzählt, dass sie das falsch einschätzen würden, denn der Kerl sei ja gar nicht so viel älter wie ich. Nachdem Thomas mit den Worten „ich gehe jetzt nach Hause, denn sonst will ich dich mitnehmen, du bist so süß und sexy“ gegangen war, ging ich wieder rüber zu Maja und den beiden. Ralf quatschte mich gleich an „Maja hat gesagt, du bist 49, stimmt das“. Ich konnte nur antworten „ja sicher, warum sollte sie das erfinden?“, worauf er meinte „wow, das sieht man dir echt nicht an“.
Ralf war inzwischen in einem Gespräch mit einer recht faden Blonden, die ihn plötzlich auf den Mund küsste. Nur vorsichtig küsste, nicht knutschte. Maja und ich waren uns einig, dass das ja nun gar nicht geht, so dass ich die Initiative ergriff und mich an Ralf heran tanzte. Ein intensiver Blick in seine Augen und schon hatte ich seine Hände auf meine Hüften und konnte mich an ihn schmiegen. Bis zu einer heftigen Knutscherei verging keine Minute. Ralf fühlte sich gut an, wenn auch ein wenig zu dünn, aber beim Knutschen hat er doch noch einiges zu lernen. Als wir Atem holten, kam die Blonde an und sagte zu ihm „das ist jetzt nicht dein Ernst“. Ich musste mir nicht mehr anhören, ich hatte erreicht, was Maja und ich für nötig befunden hatten.
Lucia stand plötzlich neben mir und ich erzählte ihr lachend, dass ich der Blonden die Tour vermasselt hatte. Au weia, die Blonde ist eine Freundin oder zumindest Bekannte von Lucia. Das tat mir nun echt leid, hätte ich das gewusst, hätte ich mich nicht eingemischt. Lucia meinte, sie würde mir die Blonde jetzt vorstellen. Ich hatte ein kurzes Gespräch mit der Blonden, sagte es tue mir leid, aber dass sie den Typen vergessen könnte, wenn er sich so verhalten würde, außerdem hätten wir alle schon verdammt viel getrunken und seien nicht mehr so ganz zurechnungsfähig.
Die nächste halbe Stunde oder so, verbrachte ich tanzend und ab und an knutschend mit Ralf, bis ich dann wieder zu den Mädels zurück wollte. Ich lief mehr oder weniger direkt in die Arme von einem sehr nordisch aussehenden Typen, der auch irgendwie gleich auf’s Tanzen aus war, die Musik war auch gerade richtig mitreißend. Warum denn nicht mit ihm tanzen, ich hatte gute Laune und die Mädels erwarteten mich nicht. Er hieß Andreas oder Michael, ich habe es inzwischen vergessen. Dann hatte er Durst und wollte für uns etwas zu trinken holen, für mich mal ein Wasser. Wir standen dann da mit unseren Drinks und er machte mir klar, dass er nicht aus Norddeutschland sondern gebürtiger Berlin sei. Plötzlich tauchten Ralf und Andreas mit einem weiteren Typen auf.
Das war der Typ, dessen Lächeln mir schon aufgefallen war, als wir in den Club reingekommen sind und mit dem ich einen intensiven Blick getauscht hatte. Maja hing sich gleich an ihn, sie hat es ja manchmal drauf, jemanden in Grund und Boden zu reden, wie Andreas sich zwischenzeitlich irgendwann über sie geäußert hatte. Ralf belegte mich wieder in Beschlag und der nordische Typ ließ uns stehen, ich denke, er war sauer.
Für uns Mädels weitere Aperol Sprizz, die Männer tranken wohl Gin-Tonic oder so, und wir fünf amüsierten uns prima. Irgendwann waren alle verschwunden bis auf Andreas, Ralfs Freund. Die Männer hatten schon heftig getrunken, waren aber nicht unangenehm betrunken, sondern einfach nur locker und lustig. Andreas nutzte die Gelegenheit, mir näher zu kommen, schmiegte sich beim Tanzen heftig an mich. Ich muss ja sagen, unangenehm war mir das keineswegs, er fühlte sich richtig gut an, ein schlanker sehniger Typ mit einem knackigen Po. Die Musik wurde hip-hoppiger und wir wurden immer ausgelassener.
Dann wollte Andreas mich küssen. Hey, das ging nun gar nicht, das sagte ich ihm auch, ich hätte ja vorhin mit seinem Freund geknutscht. Irgendwie schien ihm das nichts auszumachen, er ließ zwar davon ab, mich knutschen zu wollen, aber schmiegte sich an mich und hauchte mir ein paar Küsse auf den Hals. Ich ging auf Abstand und sagte ich wolle schauen, wo Maja ist. So klar war er dann doch noch, dass er zu mir meinte „das ist doch jetzt eine Vermeidungsstrategie“. Ich antwortete nicht, machte mich los von ihm und auf die Suche nach Maja. Wir hatten ja vor einer Weile schon besprochen, dass wir bald gehen wollen und Maja hatte inzwischen auch ersichtlich (zu) viel Alkohol intus, sie hatte sich zwischenzeitlich auch noch bei den Gin-Tonics der Jungs bedient.
Maja war nicht aufzufinden, so dass ich mich auf den Weg zur Garderobe machte. Unterwegs traf ich Thomas, der mit dem ich vorhin geflirtet hatte, der mit seiner Freundin da war. Er sprach mich an „ach, da biste ja wieder“, ich antwortete nur, dass ich nach meiner Freundin suchen würde und ließ ihn stehen. Ich hätte zwar gerne gewusst, warum er flirtet, mich zu einem Drink einlädt und mir dann seine Freundin vorstellt, aber das war jetzt nicht wichtig.
Der Garderoben-Typ sagte mir, Maja hätte vor ein paar Minuten ihren Mantel abgeholt und sei gegangen. Erstaunlich, der Typ hat sich daran erinnert, dass wir gemeinsam gekommen sind, obwohl der Club doch gut gefüllt war. Ich war ratlos, würde Maja einfach ohne mich gehen? Wir wollten uns doch zurück das Taxi teilen. Ich versuchte, sie auf dem Handy zu erreichen, war aber erfolglos. Also ging ich zurück in den Club. Ich war erleichtert, Maja stand dort im Mantel mit Andreas und Ralf und stellte mir Michael vor. Michael war der Typ mit dem netten Lächeln, er ist aus Leipzig und war dies Wochenende für ein Seminar in Berlin. Es war laut und wenn man reden wollte, musste man schon sehr nah beieinander stehen. Michael legte den Arm um meine Taille und meinte zu mir, ich würde mich so gut anfühlen, dabei sah er mir in die Augen.
Oh Mann, vielleicht sollte ich mich gleich entscheiden, wenn ich ausgehe, wen ich näher kennenlernen will und nicht so ein Chaos verursachen. Ich bin ja nicht darauf aus, einen neuen festen Freund zu finden, aber in den kalten Wintertagen einen Typen zu haben, mit dem man es sich ab und zu kuschelig machen kann, wäre schon fein.
Ich wendete mich Maja zu, deutete ihr an, dass wir jetzt gehen sollten. Sie stimmte zu, wir verabschiedeten uns mit mehr oder weniger heftigen Umarmungen von Ralf und Andreas, dann von Michael. Ich hatte schon einen (geschäftliche) Visitenkarte mit meiner Handynummer aus meiner Tasche genommen und drückte sich nach einer innigen Umarmung Michael mit den Worten „wenn du meinst, dass ich mich nicht zu sehr daneben benommen hab, heut Nacht, dann würde ich dich gerne wiedersehen“ in die Hand. Er lächelte mich an und sagte „gerne“. Michael hatte ja irgendwann an dem Abend Ralf und Andreas kennengelernt und sicher auch einiges beobachtet, deshalb fand ich meine Bemerkung angemessen.
Maja erzählte mir im Taxi, dass Michael, der auch so um die 40 sein müsste, sicherlich verheiratet sei, er würde einen Ehering tragen. Ich musste lachen, mir fällt so etwas ja nie auf.



Samstag, 7. Januar 2012
Wenn Mädels Tanzen gehen
Gestern hatten wir mal wieder Mädels-Abend, trafen und bei Vanessa, einer Freundin, die ich durch den Sport kenne. Meine beste Freundin Maja war auch dabei, dann noch eine ganz lange und eine ganz neue Freundin von Vanessa. War ein bunter Altersmix: 24, 32, 33, 37 und ich mit 49.
Wir aßen einen frauentypischen Salat mit Putenbrust (süß-scharf) und leerten dabei drei Flaschen trockenen Sekt mit Aperol, den letzten halbe Flasche nahmen wir mit ins Großraumtaxi zum Club. Der Taxifahrer (smarter Türke? Mitte 30?) fand und zu giggelig und meinte „Mädels, ich muss jetzt mal Heavy Metal anmachen“.
Im Club dann noch eine Runde Aperol Sprizz, was für mich schon fast grenzwertig war, ich hatte zwischenzeitlich kurz das Gefühl zu schwanken. Danach gab es für mich erst einmal nur noch Wasser. Die Musik war wie immer vielseitig und so richtig zum Austoben, also waren wir auf der Tanzfläche zu finden. So wie ich anfing zu tanzen, fühlte ich mich auch wieder richtig gut.
Der ganze Abend verlief irgendwie seltsam. Irgendwann begrüßte mich eine Frau mit Bussi-Bussi auf der Tanzfläche. Ich hatte nur Fragezeichen in den Augen, fragte woher wir uns kennen… aus Dresden. Keine Ahnung, sie muss mich verwechselt haben, denn als ich Micha dort besucht hatte, hatten wir niemanden getroffen. Vielleicht war das auch nur ein Aufhänger für das Folgende: „Darf ich dir ??? vorstellen“. Den Namen hatte ich nicht mitbekommen, denn plötzlich wurde ich von Svenja umarmt, mit der ich hier auch gar nicht gerechnet hatte. Sie war ja vor zwei Jahren nach Mannheim gezogen. Wir quatschten ein bisschen über die letzten zwei Jahre bis uns die Musik wieder mit riss.
Plötzlich hatte ich Blickkontakt mit einer süßen Frau mit mittelblonden glatten längeren Haaren. Wir tanzten uns aneinander ran, schauten uns oft in die Augen und gingen, als die Musik schwofiger wurde auch auf Körperkontakt. So etwas mach ich ja schon häufiger mit guten Freundinnen, mit einer Fremden, das war neu. Zwischendurch versuchte sich ein Kerl in unseren Tanz einzumischen(ihr Ex-Freund), wir hatten einfach nur Spaß, wobei wir ihn doch eher links liegen gelassen haben.
Dann kreuzte ein sehr junger süßer Typ auf. Sie sagte
„Kannst du mir einen Gefallen tun und mit ihm knutschen?“
„Warum?“
„Er ist sozusagen mein kleiner Bruder und irgendwie kriegt er immer keine Frau ab.“
„Hey, ich hatte ja noch nicht einmal Blickkontakt mit ihm, so einfach geht das nicht.“
Damit hatte sich das Thema erst einmal erledigt und wir tanzten ausgelassen weiter. Irgendwann nahm sie ihn in den Arm, knutschte ihn kurz und reichte ihn mir dann weiter. Mmmh, war nicht schlecht, ihn zu knutschen. Er war frisch rasiert oder hatte eh kaum Bartwuchs. Danach lachten wir uns einfach an und tanzten weiter.
Sie war so sexy und das musste ich ihr dann sagen, prompte Antwort von ihr „du aber auch“ und ein heftiges mich an sie Ziehen. Irgendwann knutschten wir dann auch, das hat sich soo gut angefühlt.
Später fragte ich sie nach ihrem Namen. Melanie fragte zurück wie ich heiße und wo ich wohne und dass sie hier in Mitte wohnt. Sie ist in den Bezirk geraten, da sie hier als Physiotherapeutin eine Handballmannshaft betreut. Oh wie geil, eine Physiotherapeutin, die kann ich ja gerade richtig gut brauchen, mit meinem verspannten Nacken. Ich wollte ja schon immer mal einen Physiotherapeuten kennenlernen, an eine Frau hatte ich dabei aber nicht gedacht.
Chris, der junge Typ, verabschiedete sich. Zu mir sagte er „ich geh jetzt und warte draußen noch fünf Minuten, entweder kommst du dann nach oder du hast Pech gehabt“. Ich war sprachlos und musste das gleich Melanie erzählen. Sie riet mir, das zu machen. Ich wollte aber nicht, obwohl es mich reizte, aber ich mag eben keine One-Night-Stands und mehr Perspektive hat so eine Nacht mit einem 22Jährigen sicher nicht.
Melanie fragte, was ich denn denken würde, wie als sie sei, wo ich Chris als soo jung empfand. Ich meinte, so was in den 30ern. Nein, sie ist erst 28. Ich meinte, sie solle jetzt nicht meinen, sie sähe so alt aus, es sei hier eh dunkel und die Alterseinschätzung hätte eher etwas mit der Reife zu tun, die ich ihr unterstelle. Dann fragte sie, wie alt denn ich sei. 49 hat sie wohl ziemlich umgehauen.
Gegen halb drei kam ein Kerl vorbei, der sich bislang nicht hatte blicken lassen. Er sagte zu Melanie „ich hole jetzt deine Sachen und dann gehen wir, und die nimmste aber mit“ (letzters mit dem Blick zu mir rüber). Da geriet ich ein wenig in Panik, ich war mir überhaupt nicht im Klaren darüber, wie der Abend für mich weiter gehen sollte. Der Typ kam dann mit Melanies Jacke und Tasche zurück. Ich bekam noch einen Abschiedsknutscher und dann ist sie mit den Worten „wir sehen uns sicher wieder hier“ gegangen.
Irgendwie war ich ganz froh, dass ich nicht mit „musste“, dass mir die Entscheidung abgenommen worden war. Aber ihre Telefonnummer hätte ich schon gerne gehabt.
Vanessa hatte mich dann später, als wir zusammen noch einen Aperol Sprizz holen waren, dezent auf die Sache angesprochen. Aber eher nur so, dass sie mein Verhalten etwas überraschend fand. Und dann hatte ich noch eine kurze Diskussion mit ihr, warum ich denn nicht mit Chris heim gegangen bin. Sie meinte, das würde mir sicher gut tun, da ich ja ein halbes Jahr nun getrennt sei.
Ich weiß nicht genau, denke, ich war so gegen halb fünf heut Morgen daheim. Hatte gestern Nacht noch eine ASS+C genommen und nach sechs Stunden Schlaf dann noch eine. Hatte irgendwie den Eindruck noch Restalkohol zu haben.
Zumba hat vorhin aber gut getan, ich hatte auch keinen Schädel mehr. Und in der Sauna bzw. im Ruheraum hab ich dann über die letzte Nacht nachgedacht. Was war das für eine Community? Man flirtet heftig, knutscht hier und da durch die Gegend und soll eigentlich gemeinsam (als Gruppe, nicht nur sie und ich) noch weiter ziehen, bzw. zu jemanden heim gehen.
Hm, ich kann so gar nicht einschätzen, was das war. In dem Alter, also so Mitte 20 hatte ich auch die Vorstellung von freier Liebe und das Gefühl, mich von den gesellschaftlichen Beziehungszwängen befreien zu müssen. Aber ich war da einfach nur straight, habe einem Mann gesagt, dass ich ihn will und ihn mitgenommen, aber eben nur einem Mann, keiner Frau! Üblicherweise waren das auch keine One-Night-Stands, sondern eine Affäre für eine Weile, teils parallel zu einer anderen. Gut, bei einem One-Night-Stand blieb es halt ab und zu mal, weil es eben einfach nicht passte und das konnte ich ja vorher nicht wissen.