Montag, 11. März 2013
Meine Jugendliebe - 11. Teil
Aus dieser Umarmung mag weder er noch ich mich lösen. Doch wir können ja hier nicht ewig stehenbleiben, halb im Treppenhaus, halb in meiner geöffneten Wohnungstür. Also sage ich „komm erstmal rein“ und trete zurück in den Hausflur meiner kleinen Wohnung.

Peter hat Blumen mitgebracht. Rote Rosen, fünf große langstielige, in Cellophan eingeschlagen, die überreicht er mir nun mit den Worten „rot ist doch deine Lieblingsfarbe“. Ich muss lachen, strahle ihn an, sage „ja“. Und denke mir dabei, wenn es nur um die Farbe ginge, wären Tulpen auch in Ordnung. Die Rosen hat er sicher nicht nur einfach so gewählt.

Ich lege den Rosenstrauß aufs Sideboard, nehme Peter die Jacke ab und bitte ihn, seine Schuhe auszuziehen. Jetzt habe ich die Gelegenheit, ihn erst einmal so im Ganzen zu betrachten. Ich hatte ja keine Ahnung, was für ein Typ bei mir ankommen würde. Dass er einen – wenn auch noch recht kurzen – Zopf trägt, wusste ich noch nicht. Das war auf dem aktuellen Foto, was er mir letztens geschickt hatte, nicht zu erkennen gewesen. Hm, Mann mit Zopf ist eigentlich nicht so mein Fall, Zopf ist mein Part. Ansonsten gefällt mir sein Mix aus Jeans und Outdoor aber gut. Einen geschniegelten Typen, businesslike oder so hätte ich auch eh nicht erwartet.

Dann nehme ich den Blumenstrauß und wir gehen in meine Küche. Auf dem Weg dahin schaut sich Peter schon neugierig um. Er sei so gespannt, zu sehen wie ich lebe, sagt er. Während ich die Rosen vom Cellophan befreie und in der Vase arrangiere, lässt Peter seinen Blick in der Küche und dem angrenzenden Wohnbereich umherschweifen. Er grinst, sagt „deine Lieblingsfarbe ist unschwer zu erkennen“. Dann beobachtet er aber doch lieber mich.

Einen Rosenstiel musste ich kürzen, doch nun sieht der Strauß in meiner schlanken Rosen-Vase echt schön aus. Doch wohin nun damit, auf dem Küchentisch stehen wie immer in dieser Zeit Tulpen? Auf der Ecke von meinem großen Schreibtisch machen sich die Rosen gut, stelle ich fest. Peter lehnt immer noch an der Küchenzeile. Ich frage ihn, ob er einen Begrüßungs-Sekt möchte. Auf dem Weg zum Kühlschrank schwenke ich doch um und gehe wieder auf ihn zu. Wir schauen uns schon wieder direkt und tief in die Augen und können nicht anders, als uns zu umarmen. Wir schmiegen uns aneinander, es ist so schön. Irgendwann löse ich mich etwas, schaue Peter wieder in die Augen. Sein Lächeln ist der Hammer, und diese Vertrautheit …

Ich zittere schon wieder leicht, frage ihn „magst du mich nicht küssen?“. In seine Augen kommt ein Strahlen, er gibt keine Antwort auf meine Frage, er küsst mich einfach. Erst vorsichtig, dann heftiger, mmmmmhhhhh! Mein Zittern lässt nach, dafür läuft mir ein leichter Schauder über den Rücken. Ist es möglich, sich an Küsse vor etwa 30 Jahren zu erinnern? Mir kommt es so vor, vielleicht bilde ich es mir auch ein. Egal, es ist so schööööön!



Sonntag, 10. März 2013
Meine Jugendliebe - 10. Teil
Es ist 18:30 Uhr. Ich tigere unruhig durch meine Wohnung. Es ist nicht so ganz klar, wie er durch den Verkehr kommt, 18:30 Uhr ist die frühestmögliche Ankunftszeit. Ich hatte über den Google-Routenplaner die Fahrzeit gecheckt, die Verkehrslage ist wohl recht ruhig.

Ich war ein paar Minuten eher aus dem Büro abgehauen, wollte mich noch in Ruhe umziehen. Hatte mich nun in meine Lieblingsjeans (leicht baggy, leicht shreddig) geschmissen, dazu einen Zimtstern-Gürtel und das kleine süße T-Shirt in Baseball-Optik, figurnah geschnitten. Mein Gesicht hatte ich frisch gewaschen und die Zähne geputzt. Wie immer hatte ich eine leichte Puderschicht und etwas Rouge aufgetragen, die Wimpern hatte ich schon morgens getuscht. Dazu dann der Gaultier-Duft. Meine Zehennägel hatte ich gestern schon mit frischem blauem Lack versehen. An meinen nackten Füßen trage ich Reef-Flip-Flops. Die Locken nun noch einmal kopfüber aufgewuschelt. Ich fühle mich wohl, meine Augen strahlen ... und ich bin sowas von aufgeregt.

18:50 Uhr, es klingelt. Leicht zitternd greife ich zum Hörer der Gegensprechanlage „Ja bitte?“. Eine nun schon von den Telefonaten bekannte Stimme antwortet mir „Besuch ist da“. Immer aufgeregter sage ich „komm rauf, ganz nach oben“ und lege den Hörer auf.

Ich öffne die Wohnungstür, obwohl Peter noch gar nicht oben angekommen sein kann. Er ist aber dann doch schneller als erwartet. Und nicht außer Atem, wie die Meisten, wenn sie dann im 5. Stock vor meiner Tür stehen.

Dann steht er vor mir, Lachen in den Augen und auf den Lippen, aber auch ein bisschen Unsicherheit ist zu merken. Ich schaue ihm in die Augen, irgendwie ist da ein Wiedererkennen da. Dann haben wir genug geschaut und nehmen und so richtig fest in den Arm – innig und lange. Wir lösen uns kurz voneinander, schauen und noch einmal tief in die Augen und umarmen uns noch einmal.



Donnerstag, 7. März 2013
Schmetterlinge im Bauch ...
... und irgendwie so gar keine Zeit zum Schreiben.

Wenn ich an ihn denke, läuft mir ein leichter Schauder über den Rücken. Und ich denke verdammt oft an ihn!



Freitag, 1. März 2013
Männer können sich auch ändern
Die Affäre mit Jan war im letzten Sommer, bis Juli gelaufen, nachdem wir uns bei einer 1. Mai-Party kennengelernt hatten. Wir waren damals beide Single, eine Beziehung kam für uns nicht in Frage. Wir trafen und ein- bis zweimal die Woche, es war eine schöne Zeit. Am Anfang hatte jeder von uns natürlich Bedenken, dass es für den anderen vielleicht doch mehr ist, doch das gab sich dann. Und dass es nicht mehr ist, bestätigte sich noch einmal, als ich die Affäre Ende Juli beendete. Da hatte ich ich mich in einen anderen Mann verliebt und einen Beziehungsversuch gestartet. Jan freute sich für mich.

Anfang September fragte Jan noch einmal an, ob es mir wirklich gut gehen würde, ob ich immer noch verliebt sei, oder ob sich mal wieder um mein körperliches Wohlergehen kümmern solle. Das war süß, aber ich war ja versorgt. So lehnte ich dankend ab.

(Siehe auch meine Blog-Einträge unter dem Suchwort „Jan“.)

Mittwoch traf ich Jan nach dem BodyCombat zufällig im Studio. Wir freuten uns beide, dass wir uns zufällig mal wieder über den Weg liefen. Komisch, ich hatte länger nicht an ihn gedacht. Na, Alan hatte sich ja gerade passend gemeldet, als es mit Jonas den Bach runter ging. Und nun war ich ja total aufgeregt wegen meiner wiedergefundenen Jugendliebe, da kam mir eh kein anderer Kerl in den Kopf.

Jan und ich gingen zusammen in die Sauna, hatten Glück, sie war leer, so konnten wir quatschen. Er fragte, was die Liebe so macht. Ich erzählte, dass ich mich gerade getrennt hätte. Dass es schon das zweite Mal nach unserer Affäre war, musste er ja nicht unbedingt wissen. Er meinte „Oh, schade.“ Ich erklärte ihm warum es nicht schade war und fragte, wie es bei ihm so laufen würde.

Er wird nächsten Monat mit seiner Freundin zusammenziehen, sie hätten jetzt endlich eine Wohnung gefunden. Ups, das ging ja schnell, dachte ich. Sie ist schwanger, das Baby kommt Ende Juli. Ach so, na dann ... Jan musste die Frau ja kurz nachdem er im September noch einmal bei mir angefragt hatte, kennengelernt haben. Und schwanger muss sie dann auch schnell geworden sein.

Ich sagte „Oh, das ging aber schnell.“ Jan wirkte echt glücklich, als er sagte „War ne Panne mit dem Gummi. Erst hatte ich Schiss, doch als es dann klar war, war ich echt happy, und sie auch. Wenn mir das nicht einfach so passiert wäre, dann würde ich weiter sagen, ich will keine Beziehung und keine Kinder.“ Wow, solche Männer gibt es also auch! Ich konnte mich auch für Jan freuen. Wenn er sich damit wohl fühlt, ist es echt okay.

Jan erzählte noch ein wenig über seine Freundin und die neue Wohnung, was mich interessierte. Dann war unser Sauna-Gang lang genug. Im Ruheraum waren wir leider nicht alleine, so dass wir nicht weiter quatschen konnten. Wir verabschiedeten uns nur mit Bussi-Bussi, eine Umarmung im Handtuch wäre doch zu unpassend gewesen.



Meine Jugendliebe - 9. Teil
Oh, was bin ich aufgeregt! Was ich über unser Wiedersehen denken soll, weiß ich nicht, da ist mein Kopf einfach nur leer. Keine Ahnung, ob ich mich verlieben will, ob ich einfach nur eine Freundschaft will oder eine Affäre. Was ist, wenn er mir gar nicht gefallen sollte? Argh, ich sollte mich jetzt hier nicht fertig machen, sondern das auf mich zukommen lassen. So wie wir bislang telefoniert haben, ist eine Freundschaft auf jeden Fall drin. Und wenn die Chemie stimmt, der Funken überspringt ...

Eben bekam ich noch eine Mail von Peter
„So, jetzt habe ich mir noch einen Cappuccino für die Fahrt gemacht, habe meine Sachen ins Auto geworfen, den Kater von dir gekrault ( warum immer nur die Tiere !?!?!?! ), den Wagen vollgetankt ..... und fahre jetzt los!!!!!
Es fehlt nur noch eins, um das ich dich bitten möchte: in ca. 1,5 Stunden könntest du mal die Polizei anrufen, möglichst mit dem Handy deines Arbeitskollegen oder so und denen mitteilen, auf der Autobahn in Richtung Berlin sei ein Geisterfahrer unterwegs.
Das wäre nett!!!
Den Rest machen die schon: Verkehrsdurchsage „Vorsicht Geisterfahrer - bitte alle schön rechts fahren“
Dann habe ich freie Fahrt!!!!!!!!!!!!!!!!!“

Ich musste lachen und rief ihn noch eben an „Ach deshalb gibt es immer die vielen Geisterfahrer!“ Er lachte mit mir.
Dann wünschte ich ihm noch eine gute Fahrt und jetzt ist er unterwegs.

Noch etwa drei Stunden, dann hab ich ihn live!
Bibber!!!!



Donnerstag, 28. Februar 2013
Meine Jugendliebe - 8. Teil
ER KOMMT SCHON DIESES WOCHENENDE – KREISCH!

Gestern Abend hatte ich endlich mal wieder mit Peter telefoniert. Ich war die letzten Abende so viel unterwegs, und gestern war es auch schon halb zwölf, als ich zurückkam. Ich hatte den ganzen Abend Englisch gequatscht und war noch voll im Englisch-Denken, aber der Switch zurück auf Deutsch klappte prima. Peter hatte mir tagsüber eine SMS geschickt, er würde auf meinen Anruf warten, er ginge auch selten vor Mitternacht schlafen.

Also hab ich ihn gestern angerufen, als ich dann endlich im Bett lag. Er war sofort am Telefon, hatte es anscheinend neben sich. Er freute sich, dass ich anrief, fragte, was ich so gemacht hätte. Mich interessierte natürlich auch, was er so nettes gemacht hätte, doch da gab er nur die Antwort „mit dir Nachrichten austauschen“. Ich musste grinsen, meinte „das war also das Netteste“. Ich stellte noch ein paar Fragen zu seinem Nebenjob, doch darüber wollte er lieber quatschen, wenn wir mehr Zeit hätten. Dann kamen wir auf seine Katze, die im Hintergrund ab und zu ein Miau von sich gab.

Später fragte Peter, was ich denn am Wochenende so vorhätte. Ich hatte bei der Frage angenommen, dass er einfach nur Interesse an meinem Leben hat. Ich erzählte, dass ich noch nicht dazu gekommen sei, irgendwas zu planen. Das stimmte auch.

Doch es war nicht nur bloßes Interesse, Peter fragte, ob er Freitag schon kommen solle. Ich war begeistert, klar könne er, ich hatte nur gedacht, er hätte keine Zeit. Peter hatte seinen Termin verschoben, mich zu sehen, war ihm wichtiger. Wie cool! Meine Freude über diese Überraschung habe ich ihm nicht vorenthalten.

Heut Vormittag musste ich dann einfach mal ne Mail an Peter schreiben, meine Adresse brauchte er ja auch noch

„Seltsamerweise wachte ich heute Morgen English thinking auf, obwohl ich ja zum Schluss mit dir telefoniert hatte,
Peter,
oder hatte ich das nur geträumt?!
Nee, das war zu real!
Aber die Nacht davor hatte ich geträumt, du würdest mich mit deinem Besuch schon dieses Wochenende überraschen!!!
Deine Fragen nach meinen Plänen für’s Wochenende hatte ich erst einfach nur als Interesse an meinem Leben verstanden. Doch also du dann mit dem Hintergrund für die Fragen rüber kamst, da hatte ich dann meine Überraschung!
Freu mich auch dich und bin ja soooo gespannt. Wir Zwei jetzt entsprechend gereift und so richtig erwachsen …
Meine Wohnung ist in der Xxxxxxxstraße y in Berlin-Schöneberg.
Wenn es schwierig wird mit dem Parken, dann call me, dann helf ich dir suchen.
Und du rufst mich an, wenn du aufbrichst, gell?!
Knutscha!
Lilli“

Peter antwortete gegen Mittag

„Hi LilliBerlin.
Die letzte Nacht habe ich ganz tief geschlafen und bin heute Morgen, mit einem Bild von dir im Kopf, wachgeworden.
Ja, ich freue mich dich zu sehen. Ich konnte ja auch gar nicht anders, als meine eigentlichen Pläne für das Wochenende umzuwerfen und zu ändern. ......... nach der tollen Mail von dir!!!!!!!!!!!!!!
Ich war gestern Abend richtig etwas nervös und gespannt, wie ich dich nach deinen Wochenendplänen gefragt habe.
Bin jetzt kurz im Büro, fahre dann nach Hamburg ( leckeren Wein für uns holen vom Spanier) und besorge dann noch Futter für den Kater.
Ich denke, morgen dürfte ich gegen 16:00 Uhr ins Auto steigen und mich auf dem Weg machen zu dir.
Das Auto steht schon mit laufenden Motor vor der Tür!
Ich freu mich auf Dich und nehm dich in den Arm!
Peter“

Oh, ist er nicht süß! Wir sind ja beide so was von aufgeregt. Ich weiß zwar immer noch nicht was ich erwarte und ich hab ihn auch nicht danach gefragt, was er sich so vorstellt. Ich hab es ihm aber wohl wirklich angetan, wenn er sich sogar ein Foto von mir auf sein Handy gezogen hat. Kicher, hätt ich aber auch gemacht, wenn ich ein schönes von ihm haben würde.

Wir werden einfach morgen sehen, was passiert.



Mittwoch, 27. Februar 2013
Meine Jugendliebe - 7. Teil
Gestern war Mädelsabend mit meiner besten Freundin Maja. Wir hatten uns lange nicht gesehen und gesprochen und so gab ich ihr natürlich ein Update in Sachen Peter. Sie fragte, ob ich nicht total aufgeregt sei, sie würde es an meiner Stelle gar nicht abwarten können, ihre Jugendliebe wieder zu sehen.

Ja, ich bin aufgeregt, kriege den Kerl nicht mehr aus meinem Kopf. Inzwischen habe ich fast ein wenig Angst vor dem Treffen, was ist, wenn wir uns verlieben? Hach, darüber mag ich gar nicht nachdenken. Wenn es so sein soll, dann ist es eben so und dann kriegt man die etwa 280 km Entfernung auch hin. Vielleicht werden wir aber auch nur gute Freunde, die sich dann weiter ab und zu mal sehen wollen, das wäre unkompliziert, auch mit möglicherweise integrierter Affäre. Vielleicht können wir uns auch gar nicht riechen, das wäre dann allerdings doch schade.

Maja und ich tranken unseren üblichen Aperol Sprizz, leider hatte ich diesmal das Mineralwasser vergessen. Somit war ich ein wenig angeschickert als Maja ging. Angeschickert und damit mutig schickte ich Peter eine kurze Mail
„Freitag next week ist noch verdammt lang hin, seufz!“.

Ich lag schon im Bett, war gerade am Einschlafen, da hörte ich das Pling von seiner Antwort. Ich war zu müde, um nachzuschauen, las seine Mail erst heute Morgen
„...... du bist süß ......
Mir geht’s aber – und das meine ich ehrlich – genauso!!!!
Ich würde lieber heute als nächste Woche zu dir kommen!
Schlaf schön und träum etwas Süßes“

Oh Mann, das ist doch zum Wegschmelzen. War mir schon klar gewesen, dass er genau so fühlt, sonst hätte ich mir die Nachricht auch nicht getraut.

Heute Mittag antwortete ich Peter
„Ich hatte Maja von dir erzählt, sie meinte, sie würde an meiner Stelle schon verdammt aufgeregt sein ...
Yeah, bin ich auch. Und da sie zwischendurch immer mal wieder auf ihrem IPhone rumhackte, dachte ich mir, da muss ich dir gleich mal schreiben ...“

Kurz darauf erhielt ich ein wohl gerade aufgenommenes Foto nebst Wünschen für einen schönen Tag. Peter vorm Umzugswagen, leider war der Umzugswagen schon fast formatfüllend, so dass bei entsprechender Vergrößerung Peters Gesicht doch etwas unscharf war. Schade. Ich hätt so gern ein richtiges Porträt von ihm. Hm, aber eigentlich ist es auch egal. Ich weiß schon, dass er nicht mehr so jung und knackig aussieht wie damals oder wie ein Typ in seinen Dreißigern. Wenn die Chemie dann stimmt ...

Ich wollte jetzt hier kein verkrampftes Foto mit meinem Smartphone machen, also schickte ich Peter eine Mail mit meinem Notebook-User-Foto. Ich switchte das Foto aber vorher noch auf schwarz-weiß, da das Farbfoto auch in einem meiner facebook-Fotoalben ist
„Dank dir für deine MMS,
Peter,
war eine nette Überraschung.
Du machst ja ganz schön viel in deinem – doch eigentlich – Nebenjob, oder?
Dann schicke ich dir mal ein Foto aus dem Office, nicht ganz so brandneu wie dein, ist im Dezember aufgenommen.
Und demnext gibt’s mich (und dich) dann live!!!!
Knutscha!
Lilli“



Dienstag, 26. Februar 2013
Meine Jugendliebe - 6. Teil
Montag früh, ich war gerade im Büro angekommen, bekam ich eine SMS von Peter „Ich wünsch dir einen schönen Start in die Woche!“. Ein Smile zog in mein Gesicht, der Mann denkt an mich, yep!

Sonntagabend hatten wir wieder bestimmt zwei Stunden telefoniert. Wir quatschten über Musik, Filme, alte Beziehungen, warum er ein Kind hat und ich keins und auch darüber, wann wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Ich sprach Peter nicht darauf an, dass er mich damals geküsst hatte, obwohl er eine Freundin hatte. Ich wollte es eigentlich, fand es dann aber unpassend. Peter war mit seiner damaligen Freundin noch ein, zwei Jahre zusammen, dann hatte sie ihn verlassen, wegen einem verheirateten Mann. Und als der Mann sich trotz vieler Versprechungen letztendlich nicht von seiner Frau getrennt hat, hat sie sich dann nach drei Jahren das Leben genommen.

Wir redeten auch über Peters Burnout, seine Physiotherapie, die jetzt andere Lebenseinstellung etc. Es war ein sehr intensives Gespräch, irgendwie schön. Zum Schluss stellten wir noch fest, dass uns beiden die Sonne fehlt, dass der lange Winter uns nervt.

Peter hatte mir gesagt, dass er einen Blackberry hat und darüber natürlich auch seine E-Mails bekommt, also versuchte ich eine erste Antwort per E-Mail über meinen Firmen-Account

„Mojn my Dear!
Dann versuche ich mal ganz neu die Kommunikation über Blackberry.
Ich wünsche dir auch einen schönen Wochenstart!
Bei mir sieht’s hier aus, als würde die Woche sehr arbeitsreich.
Bussi
Lilli“


Er antwortete „Hey, das funktioniert. Bussi für dich!“

Da ich nicht wusste, ob er in seinem Nebenjob ständig beschäftigt ist, fragte ich „Arbeiteste gerade oder genießte freie Zeit?“

Darauf antwortete er schnell und kurz „Bin grad auf nem Besichtigungstermin“

Ja, so ist das halt, während der Arbeitszeit, da hat man nicht immer Zeit zu mailen.

Irgendwie war mir danach, mich heute Morgen bei Peter zu melden, ich schrieb

„Na, auch schon fleissig?
Bei uns im Office liegt gerade das ganze IT-System am Boden, von daher mal auf diesem Wege ...
Knuddel.
Lilli“

Als Antwort bekam ich direkt die Wetterdaten von Teneriffa von ihm. So süß! Wir hatten am Sonntag über meine (unsere) Sehnsucht nach Sonne und Wärme gesprochen. Ich hatte ihm erzählt, dass ich schon ein bisschen im Teneriffa-Reiseführer geschmökert hatte.

Natürlich musste ich ihm gleich antworten, arbeiten ging hier eh gerade nicht, da anscheinend der ganze Server zusammengebrochen war.

„Oh wie süß von dir … aber leider noch zu kalt!“

Fast zeitgleich bekam ich eine weitere Mail von Peter

„.......... das ist ja irre: gerad, in dem Moment wie ich an dich gedacht habe, kommt deine liebe E-Mail bei mir an und wünscht mir einen guten Morgen. ........... NA, wenn das kein GUTER Morgen wird .........
Ich wünsche dir auch einen Guten Morgen ..... und ich denk an dich .....
Ich war gestern etwas kurz ab mit meiner Mail, aber ich war auf eine Umzugsvorbesichtigung und danach musste ich gleich zu einem Umzug.
Später habe ich mir meine Jungs zur Brust genommen, weil während Umzügen zu viel telefoniert wird und das die Teamarbeit durcheinander wirbelt. Und da kann ich dann auch nix langes schreiben. Also: ich war den ganzen Tag unterwegs.
Heute mache ich aber weniger. ............. aber eins mach ich heute bestimmt: ich denk an dich!“

Oh, da habe ich doch fast den Eindruck, den Kerl hat’s erwischt. Er hatte auch Sonntag schon gefragt, ob ich Ostern schon was vor hätte, ich könne mit nach Fehmarn kommen. Das hatte ich dann lachend mit „Lass uns erstmal wiedersehen“ kommentiert.

Ich hatte erst einmal ein zweistündiges Meeting und kam dann erst zu einer Antwort. Überlegte aber eine Weile, was ich antworten sollte. Peter geht mir auch nicht aus dem Kopf. Hm?! Na, vielleicht nicht ganz so überschwänglich

„Honey, kein Thema, Job ist Job, ich war z. B. bis eben auch in nem Meeting … Also haben wir da Verständnis füreinander, gell?!
Drück dich!
Lilli“



Montag, 25. Februar 2013
War das jetzt ein Date?
Samstagnachmittag, eine unbekannte Festnetznummer im Display. Wer mochte das denn sein? „Ja, hallo!“ ist meine übliche Ansage, wenn ich nicht weiß, wer da anruft.

Eine Stimme mit deutlich rollendem R sagte „Hi, hier ist Marko. Bist du Lilli?“

„Ja, bin ich.“ Ich hatte immer noch keine Ahnung, doch er klärte die Sache nun auf. „Wir haben uns vor drei oder vier Wochen im WILD AT HEART kennengelernt.“ Er lachte „Na, kennengelernt ist vielleicht übertrieben gesagt. Als du gegangen bist, bin ich dir in die Arme gelaufen. Du hast mir dann deine Karte gegeben.“

Ich musste lachen, das hatte er gut ausgedrückt. Corinna und ich waren auf einem Konzert gewesen, ein paar Kumpels von ihr hatten einen Vodka-Lemon nach dem anderen ausgegeben. Als wir nach dem Konzert gegangen sind, war ich etwas angeschickert und in Flirtlaune. Marko kam gerade rein, als wir gingen. Unsere Blicke trafen sich, ich hatte aber keine Zeit zu bleiben. So hatte ich nur zu ihm gesagt „Ich würde dich gerne kennenlernen.“ und ihm eine Visitenkarte gegeben, die ich griffbereit in meiner kleinen Umhängetasche hatte. Ich weiß nur, dass er lächelte und die Karte genommen hat. Kann mich nicht mehr erinnern, ob er mir seinen Namen gesagt hat.

„Hey, schön, dass du anrufst. Da hab ich ja gar nicht mehr mit gerechnet.“ Ich hatte echt nicht mehr damit gerechnet. Jemanden, von dem man gar nichts weiß, seine Telefonnummer zu geben, ist eh ein Glücksspiel. Es kann einige Gründe geben, warum er nicht anruft. Ein wesentlicher ist, dass er gebunden sein könnte. Klar, es könnte auch sein, ich würde ihm nicht gefallen, aber sein Blick war ganz klar auf Flirt ausgelegt gewesen. Ich hatte mir also keine großen Sorgen gemacht, als er sich nicht nach ein paar Tagen meldete. Hatte ihn als liiert abgehakt und auch inzwischen vergessen.

„Wie geht es dir?“ fragte er. Ich war gerade auf dem Sprung zum BodyCombat, hatte somit gar keine Zeit zu telefonieren, sagte ihm das auch.

Er rief ausgerechnet an diesem Samstag an, da am Abend THE PEACOCKS im WILD AT HEART spielten und wollte wissen, ob ich dort hingehen würde. Ja, das hatte ich eh vor. Corinna und ich hatten die Schweizer Band schon einmal Ende 2011 gesehen, waren damals ganz begeistert gewesen. Leider konnte Corinna heute nicht, so musste ich alleine gehen.

Marko schlug vor, sich kurz vor Konzertbeginn zu treffen. Ich meinte, an der Bar wäre gut. Er stimmte zu „Ist sicher besser, vielleicht erkennen wir uns ja mal nicht so eben.“ Ach, er hat also auch keine so richtig klare Erinnerung. Na, dann bin ich damit ja nicht alleine. Ich kann mich überhaupt nicht mehr an ihn erinnern, weiß nur, dass er mir gefallen hat. Somit vermutete ich kurze dunkle Haare, keinen Bart, vielleicht 1,80 groß und schlank.

Als ich im WILD AT HEART recht früh auflief, war es noch recht leer. Das war auch beabsichtigt von mir, denn ich würe es einfacher haben, wenn ich schon an der Bar stünde und er zu mir kommen müsste. Netterweise traf ich einen Bekannten von Corinna, den ich auf dem letzten Psychobilly-Konzert kennengelernt hatte. Es gab wieder den üblichen Vodka-Lemon. Wir unterhielten uns und ich ließ die Blicke über die bislang anwesenden Männer schweifen. War schon komisch, ich entdeckte einen, der mir bekannt vorkam, aber der konnte es eigentlich nicht sein.

Dann kam noch ein weiterer von Corinnas Bekannten vorbei und gesellte sich zu uns an die Bar. Na klasse, sah jetzt nicht so aus, als ob ich als Frau allein hier war. Aber es war nett, mit den beiden zu quatschen und wer weiß, was das Date mit Marko bringen würde.

Der Laden füllte sich langsam. Es kam ein Typ rein, in Begleitung von drei Frauen. Der entsprach meinem Beutechema, könnte es somit sein. Hm. Sie blieben auch in der Nähe der Bar und ich merkte, wie er sich – anscheinend suchend – umschaute. Dann trafen sich unsere Blicke, er fing an zu grinsen, das musste er dann wohl sein. Aber er kam nicht zu mir rüber, seltsam.

Die Frau hinter der Bar kannte ich schon ein wenig, wir quatschten häufiger mal, kannten uns eigentlich vom Fit Bo. Ich beugte mich zu ihr rüber, fragte sie, ob sie einen Marko kennen würde. Sie grinste „Ja, der steht da drüben. Was willste denn mit dem?“. Ich erzählte ihr die Geschichte, dass wir verabredet seien, aber ich mich nicht erinnern könne, wie er aussieht. Sie musste lachen „Das ist schon ein Süßer, aber auch ein ziemlicher Schlawiner. Mit der Frau, die neben ihm steht, war er wohl mal ne Weile zusammen. In letzter Zeit hab ich ihn aber meist alleine hier gesehen. Und manchmal schien er nicht allein nachhause gegangen zu sein.“ Ich grinste „Thx für die Details, Süße!“.

Ja, das waren ja schon mal gute Infos. Mehr als ein Flirt würde das sicher nicht werden, auf einen Kerl der ständig eine abschleppt hab ich keine Lust. Ich unterhielt mich weiter mit Corinnas Bekannten bis das Konzert begann. Marko stand immer noch mit seinen Mädels an der gleichen Stelle und warf ab und zu ein Smile rüber.

Dann ging ich weiter nach vorne Richtung Bühne, musste dafür an Marko vorbei und schaute bei der Gelegenheit noch einmal in seine Augen. Zwei, drei Songs später stand er dann neben mir, legte mir den Arm um die Schultern, gab mir nen Kuss auf die Wange und schrie mir ein „Schön dich zu sehen!“ ins Ohr.

In der Umbaupause fragte Marko, ob ich was trinken wolle und so gingen wir zur Bar. Wir hatten gerade unsere Getränke (ich nur ein Wasser), da stand seine (anscheinend) Ex neben ihm „Ich bin jetzt mal dran mit ner Runde.“ Er zeigte ihr sein frisches Bier und schob sie an sich vorbei an den Tresen. Dann nahm er meine Hand und zog mich wieder richtig Bühne. Oh, ich denke, er hätte sich besser nicht gerade für diesen Abend mit mir verabredet. Das schien ein ziemliches Chaos für ihn zu sein.

Da ich sowieso auf das Konzert wollte, war es für mich einfach nur ne nette Möglichkeit, diesen Typen zu treffen, an den ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte – auch jetzt nicht, nachdem ich ihn gesehen und mit ihm geredet hatte. Aber dass er seine Ex, oder was auch immer sie war, da einfach stehen gelassen hatte, fand ich nicht so gut. Ganz klar, war ihr „Ich bin jetzt dran mit ner Runde.“ eine Eifersuchtsreaktion.

Ich hatte echt keine Lust auf solche Dramen, also sagte ich ihm „Das war jetzt nicht nett, sie einfach stehen zu lassen.“ Er schaute mich irgendwie erstaunt an „Meinst du?“. Nach meinem „Ja!“ verschwand Marko wieder Richtung Bar.

Ich gesellte mich wieder zu Corinnas Bekannten, die nun auch vor der Bühne standen. Nachdem das Konzert zu Ende war, wollte ich auch bald nachhause. Ich schaute noch einmal bei Marko vorbei, um mich zu verabschieden. Er umarmte mich und sagte „ich melde mich wieder bei dir“. Na, da bin ich ja gespannt!



Sonntag, 24. Februar 2013
Eine Jugendliebe ...
... oder eine emotionale sowie erotische Begegnung, die kurz und heftig war, hatte die nicht jede oder jeder? Eine noch nicht abgeschlossene Geschichte, die einfach der Umstände wegen im Sande verlaufen ist.

Irgendwann denkt man mal wieder an diese Liebe. Anfangs träumt man häufiger „was wäre gewesen wenn ...“, später seltener. Es war schön, aber es war leider nicht mehr daraus geworden. Das lag nicht an uns, es war einfach der unpassende Zeitpunkt. Vielleicht waren wir zu jung oder gebunden, oder wir lebten in einer anderen Stadt, einem anderen Land.

Wenn wir zu jung waren, waren wir gar nicht so richtig in der Lage, mit der Situation umzugehen. Wir scheiterten an unserer Unerfahrenheit und Unsicherheit.

Wenn wir gebunden waren, musste es vernünftigerweise bei dieser einen Begegnung bleiben. Bei dieser Begegnung, die vielleicht die ganze Lebensplanung hätte umwerfen können.

Wenn die Entfernung zu weit war, aber die finanziellen Möglichkeiten nicht da waren, diese Entfernung häufig genug zu überwinden, dann war das einfach nur schade. Man blieb anfangs noch in Verbindung. In Zeiten vor Internet und Telefonflatrates war das nur sehr eingeschränkt möglich. So nach und nach flaute der Kontakt ab, bis er irgendwann völlig endete.

Jetzt – nach etwa 30 Jahren – habe ich meine Jugendliebe wieder gefunden. Das Internet macht es möglich. Wie er mir, so bin auch ich ihm anscheinend immer wieder in den Kopf gekommen. Auch er hatte ab und an mal versucht, mich zu finden. Er hat sich verändert, ist eben älter geworden. Er ist wahrscheinlich ein ganz anderer Mann als der Junge, den ich damals kannte. Trotzdem ist es spannend, ich muss ihn sehen. Es ist eben eine nicht abgeschlossene Geschichte, entweder gibt es jetzt DIE Fortsetzung oder kein Happy End.

(siehe auch die Einträge unter „Meine Jugendliebe“)

Letzten Sommer hatte sich - nach 34 Jahren - mein heimlicher Jugendschwarm bei mir gemeldet, nachdem er mich über XING gefunden hatte. Anscheinend war die Schwärmerei gegenseitig gewesen. Das war auch ein spannendes Wiedersehen ... (siehe die Einträge unter „Mein heimlicher Jugendschwarm“.



Samstag, 23. Februar 2013
Meine Jugendliebe - 5. Teil
Gestern Nacht, als ich heim kam, hatte ich eine SMS von Peter „Hi Lilli. Ich wünsche dir einen guten Morgen und einen schönen sonnigen Tag. Bin umgezogen, nach Aachen. Habe bis jetzt der Grippewelle ein Schnippchen geschlagen und werde mal sehen, was ich dieses WE machen werde, außer Sauna! Aber sag einmal: Warum wohnst du eigentlich so weit weg von mir??????? Liebe Grüße, Peter.“

Juhuu! Er hat sich wieder gemeldet. Aber wieso „Guten Morgen“? Ich schaute noch einmal, wann die SMS versandt wurde, hm, vor einer halben Stunde. Komisch. Ich schrieb zurück „Wieso Aachen?“

„Oh, ich dachte du schläfst schon!! Nein, nicht ICH bin umgezogen, sondern ich habe einen Umzug durchgeführt, nach Aachen! Hauptsache, ich habe dich nicht geweckt.“ antwortete er gleich. Ich wusste ja, dass er was mit Umzügen macht, hatte mir eigentlich schon gedacht, dass er nicht seinen Umzug meinte. Aber manchmal gibt es ja plötzliche Veränderungen ...

Oh Mann, war ich aufgeregt … und ein bisschen angeschickert vom Rotwein. „Nee, bin grad nachhause gekommen. Da bin ich aber froh.  Ich denke, wir sollten uns bald mal sehen ... Bussi. Lilli.“

Ich kriegte das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, denn Peter schrieb „Ja, sehr gerne sogar. Ich würde dich auch gern sehen!“

„Du hattest vorgeschlagen, nach Berlin zu kommen, wär schön ... Wann?“

„Kommende Woche, auch am Freitag und Samstag hab ich einiges zu tun. Danach das Wochenende kann ich auf jeden Fall einrichten, denke ich. Das wird klappen, wenn es bei dir passt.“

Oh wie schön! „Das wird passen!!! :) Und lass mal wieder telefonieren, Honey. Geh jetzt mal schlafen … Knutscha! Lilli.“

„OK, dann machen wir das so! Das ist für mich ein Grund, mich zu freuen! ...... Ja, lass uns telefonieren. Ich nehm dich in den Arm … schlaf schön.“

Ich antwortete noch „Du auch! Knuddel!“, nahm – seit langem mal wieder – meinen Teddy in den Arm und schlief schnell ein.



Freitag, 22. Februar 2013
Meine Jugendliebe - 4. Teil
Ja, sollen wir uns nun treffen, möglichst bald? Ich bin hin- und hergerissen. Die Erinnerung an Peter ist schön, wenn auch traurig, dass es nie richtig was geworden ist. Erst war ich zu jung, dann war es der falsche Zeitpunkt. Nun ist er „solo“, wie er sich ausdrückt. So haben wir das damals bezeichnet. Heut sage ich, dass ich Single bin, und das weiß er ja auch inzwischen. Und er hat ja auch schon vorgeschlagen, dass er nach Berlin kommt. Auf diese Äußerung hatte ich allerdings vielleicht zu zurückhaltend reagiert.

Ich höre gerade „Hallo Engel“ von Stefan Waggershausen, die LP hatten wir damals zusammen gehört. Ich hatte sie mir dann auch gekauft. Und als ich beim letzten Umzug mein Vinyl verkauft hab, hab ich mir das Album wieder auf CD gekauft. Träum … Genauso, wie ich mir gestern auf amazon „Flammende Herzen“ von Michael Rother bestellt hatte. Auch diese LP hatten wir beide gehabt und gern gehört. Die CD stand schon lange auf meinem amazon-Wunschzettel, war mir aber immer zu teuer gewesen. Doch nun wollte ich sie haben … und sie hatte inzwischen sogar einen Preis, den ich in Ordnung fand, yep.

Am Dienstagabend war ich auf facebook online, da bekam ich eine Nachricht von Peter „Hey Lilli Berlin. Tolle Bilder gibt es von dir, das muss ich dir ja mal sagen!!!“. Es war grad zehn, da dachte ich, ruf ich doch mal eben an.

„Das ist ja eine Überraschung!“ sagte Peter zur Begrüßung und ich merkte, wie er sich freute.

„Ja, du hast mich ja grad angeschrieben und da dachte ich, bevor ich jetzt schreibe, ruf ich einfach mal an.“

Er erzählte mir, wie begeistert er von meinen vielen Fotos sei, er hätte sie alle angeschaut.
„Echt alle?“ fragte ich „Das sind doch etwa 800“.

Er lachte „Ja, das hat auch ne Weile gedauert, aber es war so spannend, gerade auch die Fotos aus den 80ern.“

Peter hatte inzwischen auch ein paar Urlaubsfotos auf facebook eingestellt, statt sie mir zu schicken. Ich fand das war eine gute Alternative und hatte bei einem Foto auch spontan „gefällt mir“ gedrückt. Er fragte auch, ob ich seine wenigen Fotos schon angeschaut hätte. „Na klar, ich war doch neugierig, wollte endlich Fotos sehen, worauf du besser zu erkennen bist. Und die gibt es jetzt ja und gerne auch noch mehr. Das eine, wo du aufs Meer blickst, finde ich besonders schön.“
Er erzählte von dem Urlaub, seine Begeisterung für Skandinavien war deutlich zu spüren. Ich war noch nie da, könnte mir schon vorstellen, dass es dort echt schön ist, aber eben auch nicht besonders warm. Aber er mag ja auch Spanien und Italien gern ...

Dann quatschten ein wenig über meine Punk-Phase, dass er mit so einer Entwicklung überhaupt nicht gerechnet hätte, wo ich doch so ein behütetes Kind gewesen sei etc.

Dass wir uns endlich gefunden hatten, war wohl auch beim ihm ein Thema, was ihn nicht los ließ. Er erzählte, dass er ja vor etwa einem Jahr auf stayfriends nach mir geschaut hatte. Er meinte, mich auch gefunden zu haben, aber irgendwie kam auf seine Nachricht an mich leider nichts zurück. Ja, ich hätte auch die Erfahrung gemacht, dass ich ihn da zwar gefunden hatte, aber ihn nicht erreichen konnte, erzählte ich. Wir waren ja beide keine Gold-Mitglieder. Ich wollte dann versuchen, über eine Freundin, die diesen Status hat, den Kontakt aufzunehmen, aber da war er anscheinend schon wieder abgemeldet. Komisch. Ja, fand er auch, er hatte sich da erhofft, den Kontakt zu mir herzustellen. Hey, ihm war also genau so danach gewesen, mich zu finden, fein!

„Warum hast du mich dann nicht einfach gegooglet, oder weißt du meinen Nachnamen nicht mehr?“ fragte ich.

„Oh, darauf bin ich gar nicht gekommen, findet man dich da?“

„Ja, man findet mich, kommt auf die Webpage meiner Firma oder mein XING-Profil.“ erklärte ich ihm.
Da sei er dann wohl nicht kreativ genug gewesen, schade! Aber so haben wir uns ja ein Jahr später gefunden.

Aber immerhin hatte er BodyCombat und Fit Bo gegooglet. Darüber gab es ein paar facebook-Einträge von mir und er wollte wissen, was ich da mache. Er fand es beeindruckend, wie sportlich ich doch sei.

Dann erzählten wir uns noch ein wenig über unsere aktuellen Jobs und beendeten das Gespräch damit, dass wir bald wieder telefonieren wollten.

Wenn ich mir so Peters Fotos angucke, dann muss ich feststellen, so richtig meinen Ansprüchen entspricht er nicht. Peter ist leider nicht mehr so sportlich-schlank wie früher. Ich würde sagen, seine Figur bezeichnet man als normal, leichter Bauchansatz, leichter Hüftspeck, nicht wirklich dick und sicher noch nicht mal übergewichtig. Eben sehr normal für Anfang 50Jährige. Als Peter zu mir sagte, ich sei ja immer noch so schlank wie früher, musste ich grinsen. Das hat ihn wohl beeindruckt.

Aber sein Gesicht! Wenn ich mir Peters Gesicht auf den Fotos ansehe, dann finde ich wieder, was mich damals fasziniert hat. Hach, Fotos sind nicht alles, wir sollten uns wirklich sehen. Sollten feststellen, ob wir uns riechen können, ob die Chemie stimmt. Vielleicht ist die alte Anziehung sofort wieder da.



Freitag, 22. Februar 2013
Nächtliche Schweißausbrüche
Seit über einem Jahr hatte ich meine Tage nicht mehr, vielleicht ggf. mal eine kleine Schmierblutung. Es war schön, nicht mehr alle vier Wochen diese lästigen Blutungen zu haben. Ich fühlte mich deshalb nicht weniger als Frau. Und Lust hatte ich auch, aus Sex und auf das Leben!

Ich hatte meine Ärztin gefragt, wie das so ist, mit den Auswirkungen der Wechseljahre, von denen man so hört. Sie fragte nur, ob ich denn Hitzewallungen hatte. Nein. Na dann sei ja alles gut. Meine Libido war auch in Ordnung, doch danach fragte sie nicht. Eigentlich hielt ich sie ja für eine gute Ärztin und für eine tolle Frau. Sie ist wohl selbst um die Fünfzig, na jedenfalls sieht sie so aus.
Dann fingen diese nächtlichen Schweißausbrüche an. So ab und mal hatte ich so etwas schon vorher, allerdings waren sie echt selten. Ich brachte sie immer in Verbindung mit irgendeinem grippalen Infekt. Doch nun dachte ich, nachdem sich jede Nacht, meistens gegen 3 Uhr, so ein Schweißausbruch einstellte: ich kann doch nicht schon wieder erkältet sein, fühle mich auch gar nicht so. Also bin ich wieder zu meiner Gynäkologin.

Ja, die nächtlichen Schweißausbrüche seien auch Wechseljahresbeschwerden. Na, das hätte sie mir ja auch mal vorher erzählen können. Sie verschrieb mir ein Pflaster „Fem7 Conti“. Das Pflaster fand ich gut, besser als eine Pille zu schlucken. Die Schweißausbrüche hörten schon nach ein paar Tagen auf.
Somit war ich echt zufrieden mit der Wirkung, mit dem Pflaster aber weniger. So ein Pflaster ist nichts für jemanden, der täglich Sport treibt. Das hält dann einfach nicht, wenn ich meine Hüfte bewege. Und wegen so einem Pflaster kann ich ja nicht mein Sportprogramm einstellen. Das Pflaster sollte eine Woche halten. Doch welche Mühe ich mir auch damit gab, meist blieb es nur ein paar Tage kleben.

Außerdem reagierte ich allergisch auf den Kleber. Man sah nach drei Wochen noch, wo das Pflaster aufgeklebt war. Also bin ich wieder zu meiner Ärztin und zeigte ihr die roten Stellen.
Das war also nichts für mich, das sah auch sie schnell ein. Die Schweißausbrüche wollte ich aber nicht wieder bekommen. Also verschrieb sie mir „Femoston conti“ (Filmtabletten).

Mit dieser Pille komme ich besser klar. Die nimmt man durchgehend jeden Tag. Allerdings hatte ich dann nach drei Monaten die ersten Schmierblutungen. Nun soll ich, wenn die Schmierblutungen auftreten, Femoston für ca. sieben bis zehn Tage absetzen. Das funktioniert, keine weiteren Schweißausbrüche, aber die Schmierblutungen sind nervig. Ich bin nicht so sicher, ob das das richtige ist.

Frau Dr. med. Chritiane Northrup empfiehlt in ihrem Buch „Weisheit der Wechseljahre“ Soja gegen Hitzewallungen etc. Leider vertrage ich Soja nicht, das führt bei mir einfach zu heftigem Blähbauch, ggf. auch Bauchweh und natürlich Blähungen. Sehr unschön, muss ich nicht haben.

Als Alternative zu Soja empfiehlt sie Leinsamen. Damit habe ich vor etwa zwei Wochen angefangen. Was meine Verdauung angeht, ist das schon mal eine deutliche Verbesserung, sie ist dadurch regelmäßiger geworden. Ich habe das Femoston bis vor ein paar Tagen weiter genommen, bis jetzt wieder die Schmierblutungen auftraten. Ich werde das jetzt erst einmal nicht weiter nehmen, vielleicht reicht ja der Leinsamen aus.



Wie werde ich denn den wieder los?
Sonntag war es dann doch nicht die letzte whatsapp von Claus. (Siehe auch mein Eintrag „Ich hatte es ihm angetan – seufz!“ vom 19. Februar.)

Vorgestern hat er sich dann doch wieder gemeldet „Hey Lilli. Es tut mir leid wegen meinen aufdringlichen Nachrichten, wahrscheinlich war ich einfach zu euphorisch! Ich will nur, dass du mir nicht böse bist, denn ich mag dich wirklich! Das nächste Mal werde ich nicht so einen Blödsinn schreiben. Wenn es ein nächstes Mal gibt?!“

Na, immerhin sieht er es ein. Doch wenn ich Claus jetzt mal ehrlich antworte, habe ich ihn gleich wieder an der Backe. Ich denke, der wird sich nur dann keine Hoffnungen mehr machen, wenn er weiß, dass ich vergeben bin. Also sollte ich besser etwas kreativer antworten ;)

Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht und mir seine Nachrichten noch einmal angeschaut hatte, schrieb ich ihm dann über facebook statt auf whatsapp. Auf dem Notebook lässt es sich doch eben viel besser tippen als auf dem Handy und da ich keine E-Mail-Adresse von Claus habe, dann eben über facebook.

„Du hast es genau richtig erfasst,
Claus,
du warst zu aufdringlich.
Du hast dir da was zusammengeträumt, was mich angeht, was echt nicht den Tatsachen entspricht. Ich weiß nicht, was für Gemeinsamkeiten du zwischen uns siehst, denn ich sehe eher nur Unterschiede und eine Seelenverwandtschaft schon gar nicht. Du hattest versucht, mir einzureden, dass ich häufiger ausgehen und Tanzen gehen müsse. Das ist sicher was, was du gerne machst, was mir aber nicht so wichtig ist. Die Dinge, die mir wichtig sind, wie Sonne, Wärme und Meer, hast du wohl eher nicht registriert, denn du lebst gerne hier, wo es mir zu kalt ist. Aber ich möchte auch gar nicht mir dir darüber diskutieren, sondern dir nur klar machen, dass du dir da Gemeinsamkeiten einbildest, die es nicht gibt.
Ganz allgemein wirst du jede selbständige und selbstbewusste Frau mit deiner aufdringlichen Art vergraulen. Besonders wenn sie, wie ich, einfach nur nett zu dir war. Baby, ein Flirt ist was ganz anderes! Vielleicht hast du ja interpretiert, ich sei scheu und zurückhaltend. Doch das bin ich überhaupt nicht, wenn die Chemie stimmt, verläuft ein Abend echt anders!
Ich hatte mich mit dir einfach nur auf den Wein getroffen, weil ich dich sympathisch fand und mir vorstellen konnte, du könntest eine nette Bereicherung in meinem Freundeskreis sein. Mehr war da nicht. Und ich möchte jetzt noch nicht einmal mehr das.
Und zu deiner Info: In der Zwischenzeit hat sich mit meinem Freund auch alles geklärt, wir sehen da doch noch eine Chance und das tut mir gut.
Leb wohl und mach bei der nächsten Frau nicht die gleichen Fehler!
Lilli“

So, die Sache mit meinem Freund war zwar erfunden, aber das würde es ihm vielleicht leichter machen, zu kapieren, dass es mit mir nichts wird.

Hmpf, keine zwei Minuten sind vergangen und er schreibt mir zurück
„Ich habe mich doch entschuldigt. Habe ich denn gleich die Höchststrafe verdient von dir. Ich würde das gern wieder gut machen, normaler weise bekommen Verurteilte immer eine zweite Chance.“

und ein paar Minuten später
„Ich würde mich freuen dich zu meinen Freunden zählen zu können. Und dir auch beweisen, dass ich eigentlich ganz anders bin. Und ich freue mich für dich, wenn es mit deinen Freund funktionieren würde und du glücklich bist.“

sowie weitere Minuten später
„Ich sitze gerade noch im Büro und mach jetzt Schluss. darf ich dich nochmal anschreiben? Würde dir wirklich gern zeigen, dass ich anders bin als du mich siehst.“

Oh nee, ich hätte ihm besser nicht geschrieben!



Mittwoch, 20. Februar 2013
Meine Jugendliebe - 3. Teil
Als ich Montag vom FitBo kam, war ich schon ganz aufgeregt und beeilte mich, meine nassen Klamotten aufzuhängen etc. Als ich nach dem Training im Studio auf mein Handy geschaut hatte, hatte ich eine MMS mit einem Foto von Peter. So richtig gut zu erkennen war er nicht, so mit dicker Jacke und einer Brille, in der sich das Sonnenlicht spiegelte. Seinen Mund erkannte ich wieder und seine Haare waren immer noch rot, allerdings schon etwas verblasst und mit ausgeprägten Geheimratsecken. Peter hatte die typische helle Haut der Rothaarigen, auf dem Foto teils gerötet, vielleicht von der Kälte. Ich fand schon, dass er recht alt aussah. Na, ich sollte jetzt nicht übertreiben, so alt, wie Anfang-50Jährige eben aussehen.

Nun war ich gespannt auf seine Stimme. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte. Ein Wiedererkennen war jedenfalls nicht da, als er die ersten Sätze sprach. Es war eben auch nicht mehr die Stimme eines 20Jährigen. Es war Peter anzumerken, wie er sich freute. Ich denke, er wird genauso nervös gewesen sein wie ich, vor diesem ersten Telefonat. Er kam gleich auf meine facebook-Fotos zu sprechen, er hätte mich sofort wiedererkannt, wenn er mich irgendwo getroffen hätte.

Ich überlegte, doch, ich denke, ihn hätte ich auch wiedererkannt. Sein Mund ist schon markant, und dann die roten Haare! Nur die Stimme, die wirkte so, tja, irgendwie alt. So hat er sich damals bestimmt nicht angehört, aber das ändert sich eben mit dem Alter.

Peter hatte ja nun einen deutlichen Vorsprung an Fotomaterial, auch wenn er noch nicht in die älteren Alben auf facebook vorgedrungen war. Ich erklärte ihm, wie er die anderen Alben, z. B. auch mit Fotos aus den 80ern, findet, da das anscheinend für facebook-Novizen nicht so einfach ist. Bei der Gelegenheit fragte ich ihn dann auch nach anderen Fotos von ihm, wo er besser drauf zu erkennen sei. Er sagte, er würde zwar viel fotografieren, aber Fotos von ihm seien selten, er würde aber mal für mich schauen.

Dann fragte ich ihn quasi aus. Ich wollte alles wissen, stellte aber nicht alle Fragen. Peter erzählte auch so. Er ist momentan noch im selben Job wie damals, hatte aber vor ein paar Jahren ein Burnout und ist jetzt auch gerade arbeitsunfähig. Er ist da jetzt vorsichtiger und kümmert sich ein wenig um seinen Zweitjob auf selbständiger Basis, der ihm auch Spaß macht. Eine Tochter hat er, die ist Anfang Zwanzig und vor ein paar Jahren ausgezogen, fast zeitgleich hatte er sich von ihrer Mutter getrennt. Mit beiden versteht er sich prima und hat oft Kontakt, besonders auch mit der Mutter, da er mit ihr ständig geschäftlich zu tun hat.

Danach erzählte ich von meinem beruflichen und beziehungsmäßigen Werdegang und auch, dass ich seit ein paar Tagen erst wieder Single bin. Peter fragte nur „nach wie langer Zeit?“ und meinte, als er die zwei Monate hörte und ich dabei ganz fröhlich war „na, dann kann es ja nicht so schlimm sein“. Ich musste lachen, ich konnte so richtig locker mit ihm reden. Ich quatschte einfach drauf los, hatte nicht das Gefühl gefallen zu müssen. Ich merkte, dass da einfach richtiges Interesse von Peters Seite da war, an allem. Er konnte zuhören und stellte eben auch Fragen. Ich erzählte ihm sogar, dass ich Krebs gehabt hatte und dass ich seitdem ziemlich genau darauf achte, Sachen zu tun, die mir gut tun.

Peter hatte durch seinen Burnout erfahren, dass er so wie bislang nicht mehr leben wollte. Die Trennung hing auch damit zusammen. Auch ihm geht es so, dass er jetzt und gut leben will. Ich stimmte ihm zu und sagte „man weiß nie wie lange das Leben noch dauert, also sollten wir jetzt leben und das was uns wichtig ist, nicht auf später verschieben“. Das hatte sich zu meinem Leitsatz entwickelt, nachdem ich dem Krebs davon gekommen bin.

Wir redeten auch über Urlaube und Lieblingsreiseziele. Die deckten sich bislang nicht, aber wir waren beide so neugierig, die Erfahrungen des anderen zu erzählt zu bekommen. Ich denke, ich kann mir jetzt auch mal Skandinavien wie er sich die griechischen Inseln vorstellen. Und Berge, Meer und Seen mögen wir beide. Und es ist endlich mal ein Typ, der gerne und viel in den Urlaub fährt!!!

Er ist zwar mehr der Motorrad-Fahrer, aber ein bisschen Mountainbike hat er auch schon versucht. Ebenso hatte Peter schon einmal ans Klettern gedacht. Ich finde ja Motocross echt faszinierend, denke aber, dass das doch etwas heftig für mich ist. Peter fragte aber trotzdem, ob ich nicht im Sommer mit ihm auf eine Enduro-Tour in den Alpen hätte. Ganz entspannt, es gäbe sicher eine nette kleine Maschine für mich. Er hatte es schon richtig erkannt, Adrenalin kickt! Ich konnte mich aber dazu noch nicht so äußern. Fragte ihn auch noch nicht, ob er mit mir mit auf eine MTB-Freeride-Tour kommt. Smile.

Es war ein tolles Gespräch, irgendwie wurden wir uns immer vertrauter. Nach gut zwei Stunden mussten wir aber ein Ende finden, da es doch langsam Zeit war Schlafen zu gehen. Das Ende finden dauerte dann aber doch bestimmt 20 Minuten. Peter fragte auch, ob er mal nach Berlin kommen solle. Die Frage kam mir ein wenig zu schnell, die schwächte ich erst einmal etwas mit „wenn du grad mal geschäftlich dort zu tun hast...“ ab. Ich hatte allerdings eher den Eindruck, dass er ein Wochenende damit meinte.

Vor dem Schlafengehen schaute ich mir noch einmal Peters Foto an, leider war er immer noch nicht besser zu erkennen. Ich denke, ich bin mit einem Lächeln eingeschlafen. Vielleicht habe ich ja auch von einem Wochenende mit ihm geträumt ...



Dienstag, 19. Februar 2013
Ich hatte es ihm angetan - seufz!
Letzte Woche Montag hatte ich Claus im Flieger von Düsseldorf nach Berlin noch meine Telefonnummer gegeben. Wir hatten uns gut unterhalten und seine Aufmerksamkeit tat mir gut. (Siehe auch Blog-Eintrag vom 14. Februar „Er ist sicher um die Sechzig – hm!“)

Kaum vom Flughafen zuhause hatte ich schon die erste whatsapp „Wow! Ich muss dir jetzt noch unbedingt schreiben. Dein Lächeln und deine sehr sympathische und charmante Art haben mich doch tatsächlich emotional berührt! Und ich möchte dich gerne so schnell wie es möglich ist, wiedersehen! Ich hoffe, ich bin nicht allein mit meinen Wünschen und meinen Empfindungen … Bin immer erreichbar für dich, wenn du das möchtest. Liebe Grüße. Claus.“

Ups, was war das den jetzt? Der ging aber ab. Er war mir sympathisch gewesen, klar, sonst hätte ich ihm nicht meine Nummer gegeben. Aber dass er jetzt gleich so los legt! Ich entschied mich, erst einmal nicht zu antworten.

Erst als ich auf dem Weg ins Fitnessstudio war, schrieb ich ihm ganz sachlich „Geh jetzt zum Zumba, meld mich später. Bussi. Lilli.“

Als ich aus dem Kurs kam, hatte ich schon die nächste Nachricht „Hast Lust mit mir gemütlich im Viertel (Charlottenburg) was Trinken zu gehen?“

Ich hatte für den Rest des Abends nichts vor, also warum denn nicht? „Ja gerne, hab etwa ab halb neun Zeit.“

Inzwischen hatte er mich auch auf facebook gefunden und ich bestätigte seine Freundschaftsanfrage, allerdings im „Bekannten“-Status. Es reichte, wenn er ein paar Fotos sehen würde. Ich war natürlich auch neugierig und flippte mal eben durch sein Profil. Er scheint auch Musik zu machen, ein Foto mit E-Gitarre und Band war dabei. Ansonsten nichts spektakuläres.

„Soll ich dich abholen?“ fragte er. Ich zog es allerdings vor, mit dem Rad zu fahren, obwohl das Wetter nicht so einladend war. Na, ggf. würde ich auch den Bus nehmen können. Wir verabredeten uns für 20:30 Uhr im CAFE BLEIBTREU.

Sein „Jetzt muss ich noch über ne Stunde warten, um das schöne Lächeln live zu sehen.“ fand ich schon wieder übertrieben, er hängte noch „Die Fotos auf facebook sind aber auch schön, die gefallen mir sehr. Ich freue mich dich nachher zu sehen.“ hintendran.

Puh, sollte ich die Verabredung vielleicht doch canceln? Aber egal, ein Glas Wein würde schon nett sein, so schrieb ich eben „bis gleich“.

Zuhause überlegte ich kurz, was ich anziehen sollte. Ich entschied mich für die skinny Jeans mit Kurz-Stiefeln und ein figurbetonendes dunkelgraues Oberteil mit U-Boot-Ausschnitt, was mit Push-up-BH schon sehr sexy aussah. Darüber musste natürlich der wetterfeste Wintermantel und ne Mütze war auch angesagt.

Claus wartete vor dem Eingang, als ich ankam. Zur Begrüßung gab es das übliche Bussi-Bussi. Wir fanden einen keinen Tisch für uns, den ich auswählte, da er eher unentschlossen war. So Kavalier war er nicht, dass er mir meinen Mantel abnahm. Auch bestellte er vor mir seinen Campari-O (seltsames Getränk im Winter), während ich noch überlegte, welchen Rotwein ich nehmen wollte.

Das Gespräch kam schnell in Gang, wobei ich mehr über ihn erfuhr, als er über mich. Wir saßen uns nicht direkt gegenüber, sondern über Eck. Manchmal hatte ich den Eindruck, es fiel Claus schwer, mich direkt anzuschauen. Was war das jetzt?

Ich fand Claus nach wie vor recht interessant, aber nicht mehr. Vielleicht könnte er ein neuer Kumpel werden, mit dem man ab und zu mal weggehen kann. So viele gemeinsame Interessen schienen wir ja sonst nicht zu haben.

Wir hatten fast ausgetrunken, da kam ein Freund von Claus vorbei. Er setzte sich zu uns, hatte witzigerweise schon gehört, woher Claus und ich uns kannten. War somit wohl eher ein guter Freund. Er fragte dann, ob wir mitkommen würden, ums Eck in die xxxx-Kneipe (ich konnte mir den Namen nicht merken), da seien noch weitere Freunde. Ich hatte nichts dagegen, besonders da Claus auch erwähnt hatte, dass ein Freund dabei sei, der über zehn Jahre in Südafrika gelebt hatte und erst seit kurzem wieder hier sei.

Claus bezahlte meinen Wein und auch später mein Wasser, so Kavalier war er dann doch. Ich blieb noch gut eine Stunde mit ihm und seinen Freunden in der anderen Kneipe. Es war echt nett, denn der Typ, der in Durban gelebt hatte, hatte viel zu erzählen und konnte mir einige Fragen beantworten. Claus beteiligte sich nicht so sehr am Gespräch, sah mich aber wieder häufiger an.

Dann verabschiedete ich mich von seinen Freunden. Claus brachte mich noch zu meinem Fahrrad, nicht ohne zu bemerken, dass es Wahnsinn sei, bei diesem üblen Winterwetter damit durch die Stadt zu radeln, er hätte mich doch abholen können. Na immerhin, Charlottenburg und Schöneberg sind ja nicht so weit auseinander. Ich bedankte mich noch für den netten Abend und gab ihm wieder die üblichen Bussis. Er versuchte dabei sein Gesicht etwas zu drehen, dass sie fast auf dem Mundwinkel landeten. Na ja! Das musste jetzt echt nicht sein.

Als ich zuhause ankam, hatte ich schon wieder eine whatsapp von Claus „Schlaf süß“. Eine Antwort von mir bekam er darauf nicht.

Die nächste whatsapp kam am Dienstag um 9 Uhr „Hi. Guten Morgen. Ich wünsche dir einen schönen Start in die Rest-Arbeitswoche! Hab beim Einschlafen gestern an dich gedacht.“

Na gut, ich konnte ja mal antworten und schrieb „Na, das waren ja auch viele neue Eindrücke.“
Er antwortete gleich „Ja, da hast du recht mit den Eindrücken, sind sehr schöne Eindrücke und ich denke gerne daran. Wenn du mal Zeit hast, für den Mann von gestern Abend, meld dich mal. Ich würde mich freuen, dich wieder zu sehen.“

Als ich abends aus dem FitBo-Kurs kam, hatte ich schon wieder eine whatsapp „Hätte dich jetzt gern an meiner Seite, wir sind im BLEIBTREU.“ Ähm, er war schon wieder unterwegs und dann noch diese Aussage!“ Wir hatten gestern noch nicht mal geflirtet. Das musste ich jetzt nicht verstehen, oder? Außerdem hatte ich ihm erzählt, dass ich einen Freund habe, dass es zwar gerade nicht gut läuft und ich mich möglicherweise trennen werde. Aber das war doch keine Aufforderung zum Tanz!

Ich antwortete „Honey, ich bin noch im Studio und gehe gleich noch ne Kleinigkeit Essen.“
Er darauf „Da könnte ich dazu kommen. Willst du mich sehen?“

Nee, Sehen wollte ich ihn nicht. Ich hatte Lucia getroffen, die ich länger nicht gesehen hatte und wir wollten uns mal wieder ausgiebig unterhalten, also antwortete ich – freundlich wie ich nun mal bin – „Ich hab ne Freundin getroffen, die ich lange nicht gesehen hab, da hab ich keine Zeit für dich. Macht wenig Sinn, dass du dazu kommst.“

Darauf er „Komme nur, wenn du mich sehen willst.“ Wie bitte? Ich hatte nichts in der Art geschrieben. Die Schreiberei war mir zu doof, also rief ich eben an. Ich sagte „Hallo“ und ließ ihn gar nicht ausreden, als er anfing, mir zu erzählen, wie sehr er sich über meinen Anruf freuen würde. Ich erklärte kurz und knapp, dass ich nun mit Lucia alleine Essen gehen würde. Und dass ich ihm außerdem gesagt hätte, ich sei noch in einer Beziehung und dass da erst einmal einiges zu klären sei und ich auch nicht wissen würde, wie das ausgehen würde. Ich wünschte ihm noch einen schönen Abend, sagte noch, er solle seine Kumpels grüßen und legte dann auf.

Lucia hatte natürlich gehört, was ich gesagt hatte und meinte „das war jetzt aber hart“. Ich grinste „bei dem geht das nicht anders“ und erzählte ihr dann, wie ich Claus kennengelernt hatte und wie es seitdem abgelaufen war.

Wir saßen noch beim Essen, da kam schon wieder eine whatsapp von Claus „Ich wollte dich in keiner Weise bedrängen und überhaupt nicht in deine jetzige Beziehung einmischen. Das liegt mir wirklich fern und war nicht meine Absicht. Ich hatte mit dir nur das Gefühl, eine Seelenverwandte zu treffen. Du hast so viele Gemeinsamkeiten mit mir, das ist schon fast unheimlich.“ Wie kommt er denn da drauf??? Seelenverwandtschaft und Gemeinsamkeiten konnte ich gar nicht feststellen.

„Deine Blicke und dein Lächeln haben mich einfach eingefangen und sehr beeindruckt.“ Hmpf, der Typ hat echt keine Ahnung, was ein Flirt ist. „Es wäre wirklich schade, wenn ich dich verlieren würde. Aber wie schon gesagt, möchte ich mich nicht aufdrängen, also sorry, wenn es bei dir so angekommen ist.“

Ich zeigte die Nachricht Lucia, sie meinte „na, den hat’s aber erwischt!“.

„Ja, scheint so,“ antwortete ich „aber ich hab noch nicht einmal mit ihm geflirtet. Ich fand einfach nur, dass er ein interessanter Mensch ist, sonst hätte ich mich nicht mit ihm getroffen. Der scheint echt nicht zu wissen, was ein Flirt ist oder der hält mich für total scheu und zurückhaltend.“

„Der ist wahrscheinlich richtig begeistert, mit seinen 60 Jahren so eine attraktive und jugendliche 50Jährige getroffen zu haben. Das kommt ja sicher nicht so oft vor.“ meinte Lucia noch.

Dienstagnacht, da war ich schon am Schlafen, kam eine neue whatsapp von Claus „Ich lass dir erstmal etwas Zeit, aber melde dich, wenn du magst.“

Mittwochvormittag dann die nächste whatsapp „Hi, wollte mich nur bedanken, dass du gestern angerufen hast, fand ich echt lieb.“ Hä??? „Wenn ich dir zu aufdringlich werde, sag es mir ruhig, ich werde versuchen, dich nicht zu drängen. Ist aber schwer nicht an eine so schöne Frau, wie du es bist, zu denken. Dicken Kuss für dich, bist eine tolle Frau.“ Oh Gott, schleim ...

Mittwochabend kurz vorm Schlafengehen die nächste whatsapp „Sorry Baby, aber ich kann dich nicht vergessen, träum süß auf einer Traum-Wolke.“ So langsam fing das an, mich zu nerven.

Donnerstag war Valentinstag, für Claus anscheinend ein Grund gleich morgens um 5 Uhr zu schreiben „Guten Morgen, Süße. Nur wenige Worte aus deinem Mund, dein schönes Lächeln als unsere Blicke sich trafen. Eine sanfte Berührung von deiner Hand, ließ mich zerfließen. Ich danke dir für diese Stunden. Wünsche dir einen schönen Valentinstag! Claus.“

Wenn er meine Adresse hätte, hätte er sicher Blumen geschickt. So kam nur Poesie. Ich konnte es nicht lassen und musste doch mal antworten, allerdings erst gegen 9 Uhr „Du kannst ja richtig poetisch sein.“ Das war mehr ironisch als sachlich gemeint, kam aber wohl nicht so an.

„Welcher Mann würde bei dir nicht poetisch werden. Du berührst einfach meine Seele und dann funktioniert es auch mit der Poesie.“

Nachdem ich darauf nicht geantwortet hatte, schrieb er eine Stunde später „Ich würde mich freuen, wenn du Zeit und Muße hast, mich zu sehen. Ich weiß, du musst das erstmal mit deinem Freund klären und ich bin dir nicht böse, wenn es etwas dauert.“ und etwa eine weitere Stunde später „Ich hoffe, es geht gut aus für mich … Das ist gemein, oder? Dafür werde ich bestimmt bestraft und auf den Mond geschossen.“

Dann war ein Tag Ruhe, Samstag schickte er dann ein Foto von einer Postkarte. Auf der Karte war ein Kuscheltier zu sehen, so ne Art Teddy, auf dem Rücken liegend, dazu der Text „Ich sterbe, wenn du nicht bald kommst. Guck ... tot!!!“

Am Sonntag kam die hoffentlich letzte Nachricht von Claus „Ich bin immer noch tot und fühle mich wie der Teddy. Ich werde verrückt, wenn ich nicht von dir höre ... Süße, ich vermisse dich total!“

Oh Mann! Der Typ nervt so richtig. Ich weiß nicht, soll ich einfach meinen Account für seine Nachrichten und ggf. Anrufe (aber er ruft ja nicht an, immerhin!) sperre oder ihm netterweise einfach mal schreibe. Männer wären in dem Fall cool und würden nichts tun. Aber ich bin eine Frau. Hm!