Die männliche Schlampe
Frauen bezeichnet man oft als Schlampen. Und wie bezeichnet man die – doch deutlich häufiger vorkommende – männliche Schlampe?

Corinna ist Flugbegleiterin für Fernflüge, somit ist sie immer mal ein paar Tage am Stück unterwegs. Als sie noch alleine gelebt hat, hat sie, wenn sie wieder weggeflogen ist, die angebrochene Milch weggeschüttet, den Geschirrspüler laufen lassen, den Müll runtergebracht, die Pflanzen gegossen und ihre Wohnung aufgeräumt zurückgelassen. Sie konnte zurückkommen und den 1. Tag zuhause ganz entspannt verbringen.

Dann hat sich Corinna verliebt, schwer verliebt, und Ernesto ging es ebenso. Nach einem Jahr entschlossen sie sich, zusammen eine Wohnung zu nehmen. Sie fanden eine hübsche Maisonette, nur ein wenig renovierungsbedürftig. Sie hatten Glück, konnten ein paar Tage vor Mietvertragsbeginn in die neue Wohnung und mussten somit nicht doppelt Miete zahlen. Dafür hatten sie dann aber auch wenig Zeit, die Wohnung zu renovieren.

Jetzt nach etwa einem halben Jahr, konnte ich Corinna endlich mal besuchen. Irgendwie war es vorher immer schwierig einen Termin zu finden, da wir beide immer viel unterwegs sind. Es war klar, dass wir eine Wohnungsbesichtigung machten. Ich versuchte die vielen kleinen Baustellen zu übersehen, keine Kommentare dazu zu geben. Doch Corinna und ich kennen uns gut genug. Wir standen im Gästezimmer, neues schickes Laminat, doch die Sockelleisten guckten unterm Bett vor. Corinna stieß mich lachend in die Seite. „Es sollte eigentlich schon alles fertig sein.“ Ich guckte sie an, so ganz nach Lachen war ihr doch nicht. „Allein macht er nix, auch wenn er gesagt hat, dass wir das schon schnell hinkriegen. Langsam nervt es. Er ist doch der Handwerker im Haus.“ sagte sie. „Hey Schnecke, so sind Männer halt, bei uns sind die Sockelleisten auch noch nicht alle montiert.“

Ja, es ist nicht so einfach, mit einem Mann zusammenzuziehen.

Wenn Corinna von Ihren Flügen zurückkommt, möchte sie einfach nur erst einmal entspannen. Jetzt geht das nicht mehr. Der Mülleimer müffelt vor sich hin, die Pflanzen lassen ein wenig traurig die Blätter hängen, im Kühlschrank ist nur noch ein Rest saurer Milch zu finden. Das Geschirr in der Spülmaschine ist zwar sauber, doch auf der Spüle stapeln sich benutzte Gläser und Tassen. Auf dem Couchtisch steht eine leere Bierflasche und die Handtücher im Bad riechen auch nicht mehr frisch.

Ernesto nimmt schon auch den Müll mit runter, wenn sie ihm den Beutel vor die Tür stellt, bevor er geht. Er räumt auch die Spülmaschine aus, wenn sie ihn darum bittet. Und wenn sie gemeinsam Einkaufen gehen, trägt er auch das Leergut, das sie vorher zusammengesucht hat.

Werden Männer bequem, wenn sie mit einer Frau zusammenleben? Als er noch allein gelebt hat, ist er auch nicht im Müll erstickt. Allerdings, die Pfandflaschen füllten manchmal schon einige Tüten, bevor sie dann noch ein paar Wochen im Kofferraum spazieren gefahren wurden.

Corinna findet nicht, dass sie besonders ordentlich oder gar penibel ist. Sie ist ganz normal, wie Frauen üblicherweise sind. Sie will sich einfach wohlfühlen und dafür ist ein gewisses Maß an Sauberkeit und auch Ordnung eben notwendig. Doch Männer sehen manche Sachen anscheinend einfach nicht.

Wie bringt man ihnen das bei? Oder sind sie gar genervt von unserem „Ordnungswahn“?