Sonntag, 15. April 2012
Kein richtiges Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 7. Januar)

Das ist doch jetzt echt vier Monate her, dass ich Christian meine Visitenkarte im Club gegeben hatte. Er hatte ja dann versucht, sich mit mir zu verabreden, aber vor Weihnachten hatte ich so überhaupt keine Zeit. Und so umgehauen hatte mich der Typ auch nicht. Ich hatte eher Interesse daran, ihn zu kontaktieren um meinem Bekanntenkreis zu erweitern. Männer haben ja üblicherweise auch Freunde und Kollegen.

Mittwoch kam dann nach etwa drei Monaten wieder eine Mail von Christian, wo ich kurz überlegen musste, wer das überhaupt ist. Er floskelte das übliche „lange nichts voneinander gehört“ und fragte dann, ob wir uns mal auf einen Drink treffen könnten. Außerdem sei er Freitag im Club und das wäre doch auch eine Möglichkeit. Na, das passte ja wieder, wir wollten eh mit den Mädels in den Club, um Frances‘ Geburtstag nachzufeiern. Ich antwortete ihm dann Freitagmittag, dass wir auch mit ein paar Mädels da sein würden.
Als klassisches Date würde ich das nun nicht bezeichnen.

Wir waren dann also mit dem Mädels im Club. Irgendwann tauchte Alex auf, den hatte ich vor einem knappen Jahr dort kennengelernt. Damals zuerst ganz viel Blickkontakt, dann ein paar Drinks bei guter Unterhaltung und eine kleine Knutscherei zum Abschied.

Alex wollte mich gerne wieder sehen, aber da ich zu der Zeit gerade dabei war, mich von Roland zu trennen, hatte ich keine Lust auf Beziehungschaos und habe ihn auf August vertröstet. Im Sommer hatten wir dann lediglich auf facebook Kontakt, kleine Flirt-lastige Messages und ab und an der Versuch von Alex, sich mit mir zu verabreden, aber ich wollte (noch) nicht. Bis es August und ich bei Roland ausgezogen war, war der Kontakt dann aber nahezu eingeschlafen, so dass es dann auch nicht zu einer Verabredung gekommen ist.

Alex erkannte mich gleich wieder und kam mit „hallo Lilli, schön dich wieder zu sehen“ auf mich zu. Er hatte einen Freund dabei, den er mir auch gleich vorstellte. Wir unterhielten uns erst bei einer Runde Drinks zu Dritt, doch dann kamen andere Freunde von Alex vorbei. Ich verbrachte die nächsten zwei Stunden mit Flo, das war so richtig nett. Wir waren im Winter beide in Kapstadt gewesen und hatten dadurch viel zu erzählen. Später kamen wir auf andere Themen und hatten gar kein Interesse daran, uns mit anderen Freunden zu beschäftigen.

Flo musste dann gehen, da er Samstag früh einen Termin hatte, er addete mich noch mit seinem I-Phone auf facebook und wir verblieben, dass wir uns auf jeden Fall wieder treffen sollten. Er hat zwar eine Freundin, dass hatte er beiläufig erwähnt, aber wir waren beide der Meinung, dass es prima war, dass wir uns hier kennengelernt haben. Zum Abschied gab es eine innige Umarmung.

Die Stimmung im Club war inzwischen sehr ausgelassen, ich tanzte mit den Mädels und hatte schon ganz vergessen, dass Christian ja eigentlich auch kommen wollte. Irgendwann stand er dann vor mir, noch in dicker Jacke, da die Garderobe voll war. Er erzählte, er hätte zwei Stunden angestanden. Das hätte ich ja nicht gemacht, aber er meinte, er wolle mich unbedingt sehen. Das schien echt keine Floskel zu sein, denn der Typ wich mir nicht mehr von der Seite.

Ich hatte ihn irgendwie anders in Erinnerung, fand ihn nun gar nicht mehr interessant. Seine Einladung auf einen Drink nahm ich aber gern an, in der Hoffnung, dass ich an der Bar vielleicht einen anderen Mann treffen würde, den ich kannte. So machten uns auf den Weg zur Bar. An der Bar stand zum Alex, juhu! Ich bin also zu Alex und gab ihm zu verstehen, dass er mich retten müsse. Alex grinste mich an und zog mich in seine Arme, was ich sehr gern mit mir machen ließ. Er bestellte mir einen Aperol-Sprizz und ließ mich nicht mehr los. Der DJ wechselte zu Latin und wir fingen an zu schwofen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Christian immer noch fast neben uns stand. Wie blöd ist der denn? Er verzog sich dann aber, als ich das erste Mal mit Alex knutschte.

Später kamen Freunde von Alex dazu und ich wechselte wieder rüber zu den Mädels. Dort fand ich Christian wieder, im Gespräch mit einer Freundin von Frances, die er sicher vorher noch nicht gekannt hatte. Anscheinend steht Christian auf blonde Locken, die hat Steffi ebenso wie ich.

Es war inzwischen fast zwei Uhr und wir vermissten Corinna. Wir hatten vorher zusammen gekocht und waren gemeinsam her gekommen und wollten uns auch zurück ein Taxi teilen. Maja meinte, wir sollten langsam gehen und so machten wir uns auf die Suche nach Corinna. Die hatte inzwischen schon heftig viel getrunken, da sie sich den Club schön trinken musste, wie sie meinte. Sie war nur mitgekommen, da Frances Geburtstag hatte, eigentlich ist der Club nicht so ihr Ding. Aber jetzt war sie nur mit Anstrengung dazu zu bewegen, heim zu fahren. Netterweise hat uns der Typ, mit dem sie schon eine Weile getanzt hatte, dabei geholfen. Der hatte wohl auch den Eindruck, dass sie zu viel getrunken hatte und dringend heim musste.

Alex war nicht mehr zu entdecken, also ging ich ohne mich zu verabschieden.

Ich lag im Bett, war gerade am Einschlafen, da klingelte mein Handy. Alex: „Hey, wo steckst du denn, ich finde dich nicht mehr.“ An seiner Aussprache war deutlich zu merken, dass er einiges getrunken hatte.
„Ich bin schon zuhause im Bett.“

„Du hast dich gar nicht verabschiedet und ich wollte doch mitkommen. Du kannst doch nicht einfach so gehen…“ Der Rest war nicht so ganz zu verstehen, da es zu laut im Hintergrund war. Ich war hundemüde und dadurch entsprechend unkonzentriert beim Zuhören. Er hat noch ähnliche Dinge von sich gegeben, ich habe dann einfach nur gesagt „In deinem Zustand hätte ich dich eh nicht mitgenommen.“ und aufgelegt. Danach hat noch zweimal das Handy geklingelt, aber ich bin nicht mehr ran gegangen.

Alex war an dem Abend genau richtig gewesen, die Knutscherei war okay, aber mehr will ich nun wirklich nicht von ihm. Der trinkt mir einfach zu viel. Auch als wir uns vor einem Jahr kennengelernt hatten, war er ziemlich angetrunken und seine Posts auf facebook sprechen auch dafür, dass er eher heftiger ausgeht.

Samstag gen Mittag bekam ich dann eine SMS von ihm „na wieder nüchtern?“. Ich musste grinsen und antwortete „wer, du? wie läuft das tennis?“ Er hatte Freitag noch gesagt, dass er am Samstag ein Tennisspiel hat. Auf seine Antwort „fahren gleich los… spiele aber nicht – meine schulter tut weh, kuss“ habe ich dann nicht mehr geantwortet.

Kurz darauf kam noch eine andere SMS, von Christian „hi lilli, noch schön gefeiert gestern? heute abend auch wieder auf tour? gruss. christian.“ Unglaublich, der Kerl hat echt nichts gelernt!



Haare schneiden
Wie intim ist das eigentlich, Haare schneiden?

Ich schneide ja gerne Haare, Kurzhaarschnitte eben. Das macht Spaß, ab und zu habe ich da Lust drauf, aber es sollte eben nicht in Arbeit ausarten. Das mache ich üblicherweise bei meinem Freund und vielleicht noch bei guten Freunden. Da die meisten nicht wissen, dass ich das kann, ist die Nachfrage danach nicht groß.

Mein Ex-Freund, Roland, hat aber wieder nachgefragt. Nachdem er nach der Trennung letzten Sommer zu Anfang wieder zu seinem Friseur gegangen ist, hatte er mich Anfang dieses Jahres dann das erste Mal gefragt, ob ich ihm nicht wieder die Haare schneiden könnte. Er sah – wie ich fand – auch echt schlimm aus und meinte „du kannst das besser“. Ich weiß ja nicht, zu wem er da geht und 34 Euro finde ich jetzt für einen Herrenhaarschnitt auch nicht wirklich billig. Also brachte ich mein Werkzeug mit, als ich das nächste Mal zu ihm zum Arbeiten kam.

Es machte richtig Spaß, ihm wieder eine passende Frisur zu seiner beginnenden Pleete zu verpassen. Ich hatte vorher schon angekündigt, dass die Haare deutlich kürzer werden würden und er wirkte sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ihm den Nacken auszurasieren fand ich dann nicht so toll. Er musste sein Shirt ausziehen, da sich der Haarwuchs ziemlich weit runter zieht. Als Gegenleistung wollte er mich dann mal zum Essen einladen.

Vor etwa sechs Wochen hatte er dann das nächste Mal gefragt, ob ich ihm wieder die Haare schneiden würde. Da hab ich ihn – mangels Zeit – zum Friseur geschickt, ich meinte, er könne ja mal den ausprobieren, zu dem ein Freund von uns geht. Wenn er sagen würde, dass der letzte Schnitt fünf Wochen her sei, wäre das ja nicht so schwer, das wieder genauso hinzukriegen. Danach war er dann auch recht zufrieden und ich fand auch, dass es gut aussah.

Nun hat er wieder gefragt, ob ich ihm die Haare schneide. Ich hätte heute zwar Zeit, aber echt keine Lust, ihm wieder den Nacken auszurasieren. Außerdem hatte er mich wegen des letzten Haarschnitts noch nicht zum Essen eingeladen. Ich habe auch nicht wirklich Lust, mit ihm Essen zu gehen, so viel zu sagen haben wir uns nun nicht mehr. Also schob ich erst einmal mangelnde freie Termine vor und sagte ihm, er solle besser zum Friseur gehen. Auf das Thema Essengehen hatte ich jetzt keinen Nerv. Vielleicht sollte er besser mein Fahrrad warten, als Ausgleich für den letzten Haarschnitt. Ja, das ist eine gute Idee.



Donnerstag, 12. April 2012
Das Wiedersehen
"Schläfst du nur bei ihm oder auch mit ihm?", ich konnte Majas Grinsen schon fast durch den Telefonhörer spüren.

Ich hatte mir die Frage auch schon gestellt und musste ebenso grinsen: "Die Antwort lass ich mal offen, wir werden sehen. Geflirtet haben wir aber nicht bei unseren Telefonaten."

Maja kennt Ritchy nur von ein paar Begegnungen und das ist auch schon etwa zehn Jahre her, sie fand immer, dass wir ein smartes Paar waren. Ritchy und ich waren damals fünf Jahre zusammen, es war eine heftige Beziehung. So viel Streit und so viel richtig guten Sex habe ich mit keinem anderen Partner erlebt.

Ich sage auch heute noch, dass Ritchy der beste Lover war, den ich jemals hatte. Der Mann fürs Leben war er aber letztendlich doch nicht, Sex ist eben nicht alles. Aber wegen der heftigen körperlichen Anziehung brauchten wir dann auch fünf Anläufe innerhalb eines Jahres, um uns endgültig zu trennen. Geholfen hat dabei dann auch, dass Ritchy eine Versetzung nach Köln angeboten bekommen und angenommen hat.

Vor einem guten Jahr hatte sich Ritchy auch auf facebook angemeldet und seitdem haben wir wieder häufiger Kontakt. Als ich letzten Herbst das Projekt in Düsseldorf hatte, wollten wir uns auch mal zum Essen treffen, fanden allerdings keinen Termin.

Über Ostern hatte ich nun geplant, meine Freundin Ramona in Düsseldorf zu besuchen und kam dabei auf den Gedanken, in Köln vorbei zu schauen. Ritchy schien begeistert von der Idee und so planten wir, dass ich direkt nach Köln fliege und er mich am Tag darauf nach Düsseldorf bringt.

Ich war gespannt auf meinen 1. Eindruck, immerhin hatten wir uns etwa fünf Jahre nicht gesehen. Und das letzte Treffen war auch eher flüchtig gewesen, auf einer Geburtstagsfeier von gemeinsamen Freunden, als Ritchy mal wieder in Berlin war. Ritchy hat zwar ein, zwei aktuellere Fotos auf facebook eingestellt, aber das sind Schnappschüsse, die ihn nicht wirklich vorteilhaft zeigen.

Ritchy war auf Anhieb zu erkennen, als er mich abholte. Mit Ende 30, Anfang 40 verändert man sich eben nicht mehr so sehr. Aber man kann sich trotzdem noch genug verändern. Ritchy war dünner geworden, hm, nein, das trifft es nicht so ganz. Sein Körper schien immer noch muskulös und durchtrainiert, das war trotz dicker Jacke zu erahnen. Aber sein Gesicht war deutlich schmaler geworden, er hatte leichte Schatten um die Augen. Schade, er sah nicht so aus, wie der Mann, den ich einmal geliebt hatte. Außerdem war ihm anzumerken, dass er gerade geraucht und ein Bier getrunken hatte. Das finde ich auch nicht sexy.

Wir fuhren kurz zu ihm, um mein Gepäck abzustellen. In seiner Wohnung erkannte ich einiges wieder, vor allem das was noch von mir geplant und gestaltet war. Ich hatte ihm damals beim Umzug geholfen und seine Küche geplant. Und ich war ja auch ein paar Mal bei ihm gewesen, in unserem "Trennungsjahr". Er hatte nicht viel verändert, lediglich inzwischen eine größere Couch und deutlich mehr Unordnung. Er war damals schon nicht der Typ, der seine Umgebung organisiert und gerne aufräumt. Ritchy sagte entschuldigend, er hätte versucht aufzuräumen, hatte es dann aber doch nicht für so unbedingt notwendig gefunden, da ich ja nur eine Nacht bleiben würde. Immerhin waren Küche, Bad und Schlafzimmer in einem - für mich - akzeptablen Zustand.

Ich hatte schon vorher angekündigt, dass ich gerne zum Italiener essen gehen würde. Da es so kalt war, hatten wir aber keine Lust auf einen langen Fußweg und sind nicht zu unserem damaligen Lieblings-Italiener gegangen. Ritchy hatte einen neuen aufgetan, bei dem war es warm und gemütlich und die Pizza schmeckte fast genauso lecker. Wir verbrachten einen schönen Abend, hatten viel zu erzählen und tranken mehr Wein, als ich mir vorgestellt hatte.

Inzwischen war es noch kälter geworden, also hieß es zügig nachhause laufen und nicht gemütlich bummeln. Ritchys Wohnung hatte genau die Temperatur, wie ich sie mag. "Das Thermostat für die Gasetagenheizung ist immer noch genau so eingestellt, wie du es damals programmiert hast. Ich denke, inzwischen würde ich es auch hinbekommen, es zu programmieren, aber ich bin noch nicht dazu gekommen." Ich musste lachen, das war so typisch Ritchy. Er hat sich noch nie etwas daraus gemacht, dass ich mich mit technischen Dingen besser auskenne als er. Er ist in der Sache sogar stolz auf seine Freundin gewesen und hat das auch vor seinen Kumpels vertreten.

Wir machten es uns noch mit einem Wein auf seiner Couch gemütlich. Ritchy hatte chillige Musik aufgelegt und die verfehlte bei mir dann irgendwann die Wirkung nicht. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Nicht weil ich schmusen wollte, sondern einfach weil ich müde war. Ritchy hat das auch richtig interpretiert "Ich denke, du musst langsam ins Bett. Ich habe dir das Bett frisch bezogen. Ich weiß, dass ich mit dir auch als Kumpel das Bett teilen kann, aber ich bin noch nicht müde und so schlafe ich dann einfach besser auf der Couch. Dann kannst du dich auch morgen früh in Ruhe fertig machen, ohne mich zu stören.".

Oh, das war eine lange Ansage, hatte er sich die im Vorfeld schon überlegt? Ich kann mir schon vorstellen, dass auch er sich Gedanken darüber gemacht hat, wie unser Wiedersehen sein würde. Möglicherweise war er auch zu dem Ergebnis gekommen "alles kann, nichts muss" und hatte jetzt - wie ich auch - festgestellt, dass da keine erotische Anziehung mehr ist. Wir verstehen uns gut und langweilen uns nicht miteinander, aber das war es dann auch.

Am nächsten Morgen schlief ich aus und konnte mir auch so richtig Zeit im Bad lassen. Meist geht es im Bad ja immer hektisch zu, wenn ich irgendwo zu Besuch bin, aber Ritchy schlief ja noch. Als ich fertig war, war er auch gerade wach geworden. Er brauchte natürlich nicht so lange Zeit im Bad und machte dann Frühstück. Wie in alten Zeiten gab es unsere Lieblings-Aufbackbrötchen, frisch gepressten Orangensaft, französische Salami, schweizer Emmentaler, Cocktail-Tomaten und natürlich Lätta.

Ich freute mich, auch wenn ich inzwischen statt Lätta lieber Butter esse.



Mittwoch, 11. April 2012
Er hat abgesagt
(Fortsetzung zum Eintrag vom 10. April)

Besonders aufgeregt war ich letzte Woche Montag nicht, wegen des bevorstehenden Abends bei Malte. Ich würde endlich Sex mit ihm haben, darauf freute ich mich. Wenn ich auch - wie immer - ein bisschen Schiss hatte, dass es mit dem Mann nicht passen könnte. Er ist immerhin schon 46! Die Erfahrung hat gezeigt, dass es mit Männern in der Altersklasse unter Umständen nicht mehr so einfach geht. Rein biologisch gesehen.

Im Büro ging die Arbeit gut voran und ich freute ich erst einmal aufs BodyCombat. Nach einem BodyCombat-Training fühle ich mich mit dem frisch gestählten Körper so richtig sexy, wenn ich dann einem Mann gegenübertrete. Irgendwann nachmittags fiel mir dann aber ein, dass ich Malte ja noch nach seinem Nachnamen fragen musste. Er hatte mir seine Adresse gegeben, aber seinen Nachnamen hatte er dabei nicht erwähnt.

Von mir hatte er ja eine Visitenkarte bekommen und ernsthaft angenommen, ich würde "Berlin" mit Nachnamen heißen. Als wir verabredeten, dass er mich abholt, hatte ich noch zu ihm gesagt "du brauchst noch meinen Nachnamen". Darauf reagierte er mit "ich hab doch deine Karte" und nachdem ich es ihm erklärte hatte, sagte er "also doch ein Künstlername, wie ich bereits am Freitag vermutet hatte".

Bevor ich Malte anrufen konnte, erhielt ich eine SMS von ihm "hallo lilli. ich hoffe dein arbeitstag ist oder war nicht zu stressig. ich muss unser treffen heute leider absagen, weil ich ganz vergessen habe, dass ich mich heute schon mit okan zum essen und quatschen verabredet habe. gruß. malte."

Eine Absage per SMS! Das finde ich nicht gut! Die Absage nicht und das Kommunikationsmittel dafür auch nicht. Andererseits: wir hatten nicht darüber gesprochen, ob ich im Büro von einem privaten Anruf gestört werden kann und es war klar, dass ich nachmittags um halb fünf üblicherweise im Büro bin. Somit war in anbetracht der Uhrzeit eine SMS schon okay. Der Inhalt war eben für eine SMS nicht passend. Außerdem hatte ich mich darauf eingestellt, endlich mit dem Kerl ins Bett zu gehen! Hmpf!

Ich bin dann erst nach dem BodyCombat dazu gekommen, Malte anzurufen, hatte keine Lust, mit einer SMS auf seine Nachricht zu reagieren. Leider ist er aber mal wieder nicht ans Telefon gegangen. Okay, das mache ich auch oft nicht, wenn ich mich mit Maja oder so zum Reden treffe. Okan hatte ich Freitag auch kurz kennengelernt, er ist wohl einer seiner besten Freunde, somit ist das in Ordnung.

Am Dienstag habe ich dann am Vormittag noch einmal versucht, Malte telefonisch zu erreichen, bevor er zu seinem Job los muss. Ich war wieder erfolglos. Somit entschied ich mich dann doch dazu, eine SMS zu schreiben "schade, dass ich dich nicht ans fon kriege. sms ist nicht so wirklich mein kommunikationsmittel. wär schön, wenn du mal anrufst, wenn's dir passt. bussi. lilli."

Ich bin ja nun echt kein SMS-Typ (mehr), besonders seitdem ich eine Lesebrille benötige. SMS zu lesen und zu schreiben erfordert eben immer die Brille aufzusetzen, und das nervt mich! Also telefoniere ich lieber, was einfacher ist und für so kurze Informationen auch schneller und sicherer. Dann weiß man eben, dass man denjenigen auch erreicht hat. Es kommt ja immer wieder mal vor, dass SMS verspätet oder vielleicht auch gar nicht ankommen.



Dienstag, 10. April 2012
Das 1. Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 9. April)
Um 18:30 Uhr wollte Malte zu mir kommen, es kam aber erst einmal nur eine SMS „komme etwas später!“.
Irgendwie hat der Kerl es nicht so mit den Terminen, oder wie? Okay, es war jetzt kein Problem, da ich nicht extra früher heim gekommen bin, weil ich mit ihm verabredet war, aber so ganz passend fand ich das jetzt nicht. Immerhin konnte ich die Zeit nun nutzen, um meine restlichen Urlaubsfotos ins Album zu kleben. Ich war gerade damit fertig, da klingelt es. Es war bereits 19 Uhr.
Die Begrüßung fiel mit einer Umarmung und mit einem kleinen Kuss weniger heftig aus, als der Abschied am Abend davor. Meine geplante ironische Bemerkung zum Einhalten von Terminen konnte ich nicht anbringen, da Malte gleich sagte, dass er meine Wohnung kennen würde und fragte, ob ich eine Bekannte von Katja sei. Die Welt ist wieder mal so klein. Meine Vormieterin und ihr Freund, wegen dem sie die Wohnung aufgegeben hatte, sind Freunde von Malte. Ich hatte die Wohnung ja über einen Makler angeboten bekommen und kannte Katja nur flüchtig, weil ich die Wohnung vermessen hatte, als sie noch darin wohnte.
Malte bekam seinen Kaffee und wir verquatschten über eine halbe Stunde mit Themen wie Wohnung, Radfahren, Klettern, Lieblingsessen etc. Er sagte, es käme nicht so darauf an, dass wir wie verabredet um 19:30 Uhr beim Italiener seien. Da konnte ich dann doch noch anbringen, dass er es wohl mit der Pünktlichkeit nicht so habe. Das hatte ich nicht vorwurfsvoll sondern eher mit einem Smile von mir gegeben. Malte entschuldigte sich nun doch noch, dass er kurzfristig noch etwas zu erledigen hatte.
Er war heute etwas gediegener angezogen. Nein, das trifft es nicht wirklich. Die Jeans war nur nicht ganz so geschreddet und er trug dazu ein hellgraues (gut sitzendes) Hemd, sogar in die Jeans gesteckt und eben auch Lederschuhe (stylisch mit Schnalle) statt Sneaker. Ich fragte, nicht ganz ernst gemeint, ob ich mich noch umziehen müsse, da ich ja deutlich legerer angezogen sei als er. Er schaute mich an und sagte „du siehst gut aus so“.
Wir fuhren dann mit unseren Rädern zum Italiener, um festzustellen, dass der wegen Umbau geschlossen hatte. Nun war die Frage, wohin. Malte schlug libanesisch vor, nicht das Baharat um die Ecke, sondern ein richtiges Restaurant. Wir wollten uns gerade auf den Weg machen, da kamen uns die Freunde von Malte entgegen, genau so erstaunt, dass der Italiener geschlossen hatte. Die beiden hatten allerdings keine Lust auf libanesich und schlugen japanisch vor. Malte hatte mir gut zugehört und sagte gleich, dass wir dabei bleiben würden, zum Libanesen zu gehen. Ich mag nämlich weder Sushi noch japanische Suppen. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit den Beiden und machten uns dann in getrennte Richtungen auf den Weg.
So hatten wir doch unser Essen nur zu zweit, somit ein klassisches Date. Malte war schon häufiger in dem Restaurant gewesen und ich nahm seine Empfehlungen gerne an. Den Wein durfte allerdings ich aussuchen, da er sich damit nicht so gut auskennt. Wir teilten uns zwei Vorspeisen und naschten beim Hauptgericht vom Teller des anderen. Dazu tranken wir eine Flasche Rotwein und Wasser.
Als ich Malte so direkt gegenüber saß, hatte ich den Eindruck, er würde vielleicht doch älter sein als ich. Er hat auch jetzt Ende Winter leicht gebräunte Haut und ein schon recht faltiges Gesicht. Als er vom 75. Geburtstag seiner Mutter erzählte und dabei seine Geschwister erwähnte, merkte er, dass ich anfing zu rechnen. Ich fragte dann auch ganz frech, wie alt er sei. 46, oh doch jünger, das hatte ich nicht gedacht, aber ich war ganz froh darüber.
Mit einem Grinsen fragte er dann „… und du? Aber Frauen fragt man ja so etwas nicht.“. Ich grinste zurück „Stimmt, Frauen über 28 fragt man nicht nach dem Alter. Ich feiere in sechs Wochen einen runden Geburtstag.“. Jetzt guckte er etwas irritiert und als ich „den 50.“ Hinterher schob, guckte er noch irritierter. „Alle Achtung! Das hätte ich nicht gedacht, da hast du dich echt gut gehalten.“ Ich habe ihn nicht gefragt, für wie alt er mich gehalten hat, aber anscheinend noch nicht einmal für 40.
Es war echt schön, mit Malte im Restaurant zu sitzen, zu essen, zu reden und zu flirten. Uns gingen irgendwie gar nicht die Gesprächsthemen aus. Zwischendurch klingelte 2x sein Handy, was er mit der Bemerkung „jetzt nicht“ weg drückte. Beim 3. Klingeln sagte er „jetzt muss ich aber mal ran gehen“. Es waren Freunde von ihm, die immer aus Süddeutschland zu Sonderprojekten nach Berlin kommen und gerade angekommen waren. Nachdem er aufgelegt hatte, fragte er, ob ich noch kurz mitkommen würde, in die Kneipe am Hotel, wo die beiden immer wohnen, wenn sie hier sind.
Es war inzwischen schon nach elf, aber eine halbe Stunde konnte ich mir vorstellen.
Dann kam die Rechnung. Ich war mir nicht sicher, ob er mich einladen würde. Er hat zwar einen guten Job, aber Unterhalt für drei Kids im Teenie-Alter zu zahlen, somit sicher deutlich weniger Geld als ich. Ich schlug also vor, die Rechnung einfach zu teilen. Er schaute mir in die Augen und sagte "Ich lade dich ein.". Dazu konne ich dann nur "Danke" sagen.
Zum Hotel war es nicht weit und so lernte ich die beiden Süddeutschen auch noch kennen, die sehr nett fanden, dass Malte mich mitgebracht hatten. Gegen Mitternacht wollte ich dann aber heim und verabschiedete mich von den beiden.
Malte brachte mich noch zum Fahrrad. Zum Abschied gab es wieder eine recht heftige Knutscherei und seine Frage „Magst du morgen Abend zu mir kommen, ich habe morgen noch frei und du bist ja danach erst mal nicht da?“. Die Antwort war einfach „Nach dem Sport so gegen 20:30 Uhr?!“ Er sagte noch, dass er sich darauf freuen würde und dann fuhr ich mit dem Rad nachhause.
Ich hatte ja schon fast damit gerechnet, dass ich an diesem Abend mit Malte im Bett landen würde, aber da kamen ja dann seine süddeutschen Freunde dazwischen.



Montag, 9. April 2012
Auf dem Weg zum 1. Date
(Fortsetzung zum Eintrag vom 3. April)
Sonntag wollte ich endlich mal in die Masterclass-Ausstellung, bevor sie zu Ende ist, ohne dass ich sie gesehen habe. So geht es mir leider oft, ich will irgendwohin und wenn ich endlich wieder daran denke, weil ich Zeit habe, hat das Programm schon wieder gewechselt.
Da ich Samstag ja nicht so spät im Bett war, war ich entsprechend früh wach und kam auf den Gedanken, Malte zu fragen, ob er mit in die Ausstellung will. Ich war mir zwar nicht sicher, ob 9:30 Uhr für eine SMS an ihn vielleicht doch zu früh ist, doch wenn er nicht gestört werden will, kann er ja sein Handy aus lassen, dachte ich mir. Also schrieb ich „haste lust heute mittag mit ins c/o berlin zu kommen? bussi. lilli.“. Ich nahm an, dass er wissen würde wovon ich rede, da wir uns schon ein wenig über die Kunstszene unterhalten hatten.
Trotz der frühen Uhrzeit – er hatte sicherlich noch länger gefeiert – kam sofort seine Antwort „immer gerne, wann denn?“. Da ich gerade noch im Bad beschäftigt war, versuchte ich erst nach etwa 20 Minuten ihn anzurufen. Er ging nichts ans Handy, hm, also schickte ich eine SMS „so gegen 12, ich hab nur bis 15 uhr zeit“.
Es kam keine Antwort, also bin ich alleine in die Ausstellung gegangen. Das hatte ich ja eh vor gehabt, somit war ich nicht enttäuscht, aber etwas verwundert. Gegen eins schickte ich dann noch eine SMS hinterher „hej, biste wieder eingeschlafen? wie sieht’s denn mit heut abend aus? cheers. lilli.“
Entweder hatte ich recht mit meiner Vermutung oder ich hatte ihm mit meiner SMS eine Vorlage für die passende Ausrede geliefert. Ich konnte mir aber schon gut vorstellen, dass ihn meine SMS heute Morgen geweckt hatte. Seine Antwort kam etwa eine halbe Stunde später „sorry, du hattest mich geweckt und ich bin wirklich wieder eingeschlafen, die nacht war kurz. wollte mich heute abend mit freunden treffen und etwas essen gehen, so gegen 19:30 uhr. wenn du lust hast, komm doch mit! gruss malte“.
Hm, so nach einem Date in trauter Zweisamkeit klang das jetzt nicht. Aber warum nicht mit ihm und seinen Freunden etwas Essen gehen. Ich hatte ja eh noch nichts für den Abend geplant. Außerdem finde ich es gut, sich anfangs nicht unbedingt allein zu treffen und sich dann vielleicht doch nichts zu sagen zu haben. Daher hatte ich auch vorgeschlagen zusammen in die Ausstellung zu gehen.
Zu einfach wollte ich es ihm jetzt aber nicht machen, also ließ ich mir mit der Antwort Zeit und rief ihn erst kurz vorm Zumba-Kurs an. Ich fragte, mit wem er denn Essen gehen wolle – ein Pärchen, mit dem er gut befreundet ist, die aber Samstag nicht dabei waren. Sie würden sich häufiger zum Essen treffen, wenn er frei habe, er freue sich auch immer darauf und ich würde gut dazu passen. Na denn, kein Thema, ich würde mitkommen. Wir verabredeten, dass er etwa eine Stunde vorher bei mir auf einen Aperitiv oder Kaffee vorbei kommt und wir dann gemeinsam zum Restaurant radeln.
Beim Zumba war ich schon ein wenig abgelenkt und am Überlegen, was ich am Abend anziehen sollte. Klar irgendwelche süße Underwear, nicht zu sexy, aber ein bisschen, vielleicht die mit schwarzen Punkten auf rotem Grund. Mit den richtigen Dessous, fühle ich mich auch angezogen mehr sexy. Außerdem würde ich ja schon mehr aus dem Abend machen wollen, wenn sich mein Eindruck von Malte bestätigt. Und da muss frau ja entsprechend vorbereitet sein.
Malte trägt ja genau die Sachen, die ich an Männern mag. Auch wenn er sicher um die 50 ist, trug er die beiden letzten Tage leicht zerschlissene Jeans, genau richtig auf der Hüfte, dazu Sneaker und z. B. ein verwaschenes rotes Surf-T-Shirt. Das T-Shirt natürlich lose über der Jeans, nicht in den Bund gesteckt. Ich kann es ja gar nicht leiden, wenn Männer zu enge Jeans tragen und die dann auch noch ewig weit hoch ziehen, dass die Hose im Schritt schon fast kneift und die Genitialen so richtig betont. Die richtigen Schuhe sind auch wichtig, darüber hatte ich mich am Freitag mit Corinna unterhalten, Cowboystiefel gehen z. B. gar nicht.
Also würde ich hüftige, leicht baggy Jeans, die Booties aus Kapstadt und ein türkises figurnahes Snowboard-Longsleeve anziehen. Das würde passen, im Style ähnlich wie seine Outfits. Außerdem war es zu kalt zum Radfahren im Minirock. Sicherlich gehört Malte auch zu den Männern, die Miniröcke und Stiefel an Frauen mögen, aber es muss ja auch noch Steigerungsmöglichkeiten geben. Kennengelernt hat er mich ja auch in shreddigen Jeans und frechem Pussy-de-Luxe-T-Shirt.
Auch wenn ich nur an einer Affäre interessiert bin, will ich den Kerl schon vorher besser kennenlernen. Und ein bisschen Verliebtheit schadet auch einer Affäre nicht.



Mittwoch, 4. April 2012
Der Flirt geht weiter
(Fortsetzung zum Eintrag vom 2. April)

Anscheinend wollte mich Malte am Freitag doch nicht nur für die Nacht abschleppen, Samstagmittag bekam ich eine SMS „der smarte typ von gestern klopft an. hast du heute schon was vor oder sollen wir uns treffen?“

Ich musste grinsen, da meldet er sich prompt, aber ohne Namen. Will er damit testen, ob ich mich noch an seinen Namen erinnere oder ob ich vielleicht mehreren Typen meine Karte gegeben habe und nun nicht weiß, wer sich da meldet?

Für den Abend war ich schon für irgendwann mit Jules verabredet, wir wollten in den Green Door, da einer von ihren Freunden dort Geburtstag feiern wollte. Also konnte ich nur antworten „hej, haste nicht gesagt, du musst arbeiten? bin schon vage mit ner freundin verabredet… aber vielleicht… bussi, lilli.“

Die Antwort die kam, konnte ich kaum glauben „bin ab 22:30 im green door, komm rum wenn du zeit hast. würde mich freuen!“ Anscheinend treibt sich der Typ in ähnlichen Locations rum wie ich, komisch, dass ich ihn vorher noch nie gesehen hatte.

Ich wollte ihm aber nicht sagen, dass wir da eh hingehen wollten, also antworte ich „das mach ich doch glatt, freu mich! lilli.

Samstag sind Jules und ich dann gegen zehn im Green Door aufgeschlagen. Außer Jules Freunden waren auch noch einige Leute da, die ich kannte, so dass ich keine Langeweile hatte. An der Bar lernte ich dann sogar noch den Besitzer kennen, mit dem ich mich gut unterhalten hatte, so dass ich gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Gegen elf fiel mir auf, dass Malte immer noch nicht da war.

Etwa eine halbe Stunde später tauchte Malte dann zusammen mit einem Freund auf. Er entschuldigte sich, er hätte sich mit der Zeitangabe vertan, er müsse ja bis 22:30 Uhr arbeiten. Ich wollte den Typen, mit dem ich an der Bar stand nun auch nicht gleich stehen lassen und setzte erst einmal die Unterhaltung fort bis jemand vorbei kam, der ihn kannte. Dann ging ich rüber zu Malte und seinem Kumpel, den er mir auch gleich vorstellte.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie war ich schon wieder verdammt müde. Malte meinte, Frischluft würde mir gut tun und so gingen wir vor die Tür. Draußen war es aber doch verdammt kalt und munterer wurde ich auch nicht. Von Malte ging schon eine gewisse Anziehung aus, so dass ich Lust bekam, ihn zu berühren oder sogar mich an ihn zu schmiegen. Da hatte er auch gar nichts dagegen, doch als ich zum wiederholten Male gähnen musste, meinte er „du gehörst wohl schon wieder ins Bett“. Ich musste grinsen und meinte, es wäre wohl besser, wenn ich heim gehen würde. Diesmal versuchte er nicht, mich zu überzeugen, dass er mitkommen könnte. Zum Abschied knutschen wir heftig, so dass ich ihn fast doch mitgenommen hätte.

Vernünftig wie ich war, bin ich dann aber doch alleine gegangen. Er fragte noch, ob wir uns Sonntag sehen könnten, da er frei und somit Zeit hätte. Er ist Bühnenmeister oder so etwas beim Theater, da hat er etwas andere Arbeitszeiten als ich. Klar, nach dem Zumba hätte ich Zeit, sagte ich, ich würde mich melden.

Das war ein nettes Wiedersehen, ich war gespannt, wie es weitergehen würde.



Montag, 2. April 2012
Ein Flirt, aber kein One-Night-Stand
Freitag hatten wir mal wieder Mädels-Abend. Wir waren zu sechst, es war wie immer prima, und genug Mumm mit Aperol gab es auch. Gegen halb eis fand der Abend ein Ende, da fast alle müde waren. Fast alle, aber eben Corinna nicht. Wir haben ja den selben Heimweg und auf ihr scherzig quengelndes "ich will aber noch nicht nach hause", schlug ich vor, doch mal wieder ins Screwy zu gehen.

"Oh coole Idee, da waren wir ja ewig nicht, vielleicht treffen wir ja alte Bekannte." sagte Corinna darauf und hüpfte ausgelassen über den Gehweg. Zum Screwy war es zwar nicht weit, aber trotzdem machte die kalte Nachtluft wieder munterer und nüchterner. Als wir die Tür öffneten, wurde das "vielleicht" aus Corinnas Aussage sofort bestätigt. Ein paar Jungs waren da, mit denen wir früher häufiger auf Konzerte gegangen waren. Wir waren sofort im Gespräch und hatten kurz darauf die ersten Margaritas in der Hand.

Irgendwann tauchte dieser recht smarte Typ gegenüber an der Bar auf und schmiss ein paar Blicke zu mir rüber, die ich gerne mit einem Lächeln erwiderte. Als mein aktueller Gesprächspartner mal eben verschwand kam der Typ zu mir rüber. Das Gespräch begann mit dem üblichen Small-Talk "kommst öfter her, wo gehste sonst so hin?" und wurde dann ein wenig persönlicher. Malte gefiel mir, nicht nur weil ich den Namen so sehr mag, er hatte die passende Größe, wahrscheinlich das passende Alter (mal nicht 10, 15 Jahre jünger), anscheinend einen interessanten Job und überhaupt die richtige Ausstrahlung.

Aber auch dieser interessante Typ half nicht gegen die Müdigkeit, es war fast zwei Uhr und ich wollte nach hause. Genug getrunken hatte ich auch. Ich fühlte mich zwar nicht betrunken, aber durch den Alkohol und die Müdigkeit unkonzentriert. Malte fand gar nicht gut, dass ich gehen wollte. Oder wenn ich schon gehen wollte, dann sollte ich ihn mitnehmen. Ich lachte ihn an (oder aus?), das käme nicht in Frage. Darauf drückte er mir einen Kuss auf den Mund und guckte mir dann tief in die Augen. Bei der nächsten Annäherung wich ich etwas zurück. Er lachte und fragte "warum denn nicht?" Ganz einfach, weil ich zu müde bin, versuchte ich ihm zu erläutern. Das ließ er irgendwie nicht gelten, begriff aber letztendlich, dass ich ihn nicht mitnehmen würde.

Gerade als er sagte "dann lass uns wenigstens Nummern tauschen", hatte ich auch schon meine private Visitenkarte aus der Tasche genommen und drückte sie ihm nun in die Hand. "Du kannst dich gerne bei mir melden, ich würde mich freuen, aber jetzt muss ich alleine schlafen gehen." Ich wandte mich zu Corinna und den anderen und verabschiedete mich, was ein wenig dauerte. Dann ging ich zurück zu Malte, zog meine Jacke an und wollte mich von ihm verabschieden. Er wagte einen letzten Anlauf "du willst mich wirklich nicht mitnehmen?". Lächelnd schaute ich ihm in die Augen, antwortete "nein, ich bin echt zu müde" und gab ihm noch einen Kuss auf den Mund. Er versuchte zwar mit seiner Zunge meine Lippen zu öffnen, aber damit hatte ich schon fast gerechnet, dass ich direkt zurück schob. Dann bin ich gegangen.

Ich hüpfte schon fast nach hause, es war ein schönes Gefühl, mal wieder angebaggert zu werden. Einerseits auf eine nette Art, andererseits wohl klar mit dem Ziel, die Nacht mit mir zu verbringen. Was aber in jedem Fall bedeutet, attraktiv und interessant für jemanden zu sein. Vielleicht hätte ich den Kerl auch mit heim genommen, aber eben nicht in dieser Nacht. Ich war zu müde und hatte vielleicht doch etwas zu viel getrunken. Dann hätte mir die Nacht mit ihm nicht viel gebracht. Außerdem konnte ich nicht einschätzen, ob das ein genereller One-Night-Stand hätte werden sollen oder ob da Chancen auf eine Affäre bestehen. Auf One-Night-Stands stehe ich ja nicht so.



Sonntag, 1. April 2012
Wen lade ich ein? - die Zweite
Gestern sprach ich mit meiner Freundin Corinna darüber, dass ich unsicher bin, wen ich alles zu meinem 50. Geburtstag einladen sollte. Sie war auch ein bisschen hin- und hergerissen. Sie meinte, zu sechst wäre natürlich schöner als zu zwölft.

Aber alte Freundinnen, die ich lange nicht gesehen habe, einzuladen, schafft die Möglichkeit, den Kontakt wieder zu verstärken. Da hat sie sicher recht. Da sollte ich dann darüber nachdenken, ob es mir wichtig ist, den Kontakt wieder aufleben zu lassen.

Die Bekannte, die mich zu ihrer großen Hochzeit eingeladen hat, der ich aber sowieso bereits mangels Urlaubstag abgesagt hatte, würde Corinna nicht einladen. Weil sie eben mehr eine Bekannte ist und noch nicht richtig zu meinem Freundeskreis gehört.

Also werde ich doch besser zu jeder einzelnen Freundin überlegen, ob ich sie einladen will und nicht pauschal entscheiden, ob ich die Freundinnen aus alten Zeiten auch einladen will.



Samstag, 31. März 2012
Wen lade ich ein?
Nur noch sechs Wochen, und ich habe noch keine Einladungen für den geplanten Mädelsabend zum 50. Geburtstag verschickt! Meine Freundin Maja drängelt schon, da sie das Geschenk organisieren wird.
Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich nur mit meinen aktuell besten Freundinnen oder auch mit nicht ganz so dicken Freundinnen und alten Freundinnen, die ich schon länger nicht gesehen habe, feiern will. Bei diesen Überlegungen sind dann auch solche Sachen wie zwei Hochzeitseinladungen zu berücksichtigen.
Eine Freundin, die ich eher als gute Bekannte betiteln würde, heiratet richtig groß mit allem Pompom und hat mich zur kirchlichen Trauung an einem Freitag im Juni in die Nähe von Brandenburg eingeladen. Das fand ich total übertrieben, mich dazu einzuladen und ich bin auch nicht bereit in ein großes Geschenk zu investieren, da ich sie gar nicht so gut kenne. Also habe ich mit der Begründung, dass ich keinen Urlaub dafür nehmen kann, abgesagt. Lade ich sie nun zu meinem runden Geburtstag ein?
Eine andere Freundin, mit der ich früher häufiger Klettern gegangen bin und mit der (und anderen Freunden) ich auch schon in 2009 zusammen im Kletterurlaub war hat mich zur Hochzeitsparty an einem Samstagabend im Juli eingeladen. Sie wohnt in Wittenberg, daher haben wir uns sowieso nie häufig gesehen und in das letzte Mal waren wir vor knapp zwei Jahren zusammen Klettern. Auch hier war ich etwas erstaunt über die Einladung, aber es wird wohl einfach eine große Hochzeitsparty abends und zur Trauung werde ich wohl nicht eingeladen. Jennifer würde ich einladen, wenn ich die große Variante, auch mit den nicht ganz so dicken Freundinnen, wähle.
Schwierig. Ich muss mir auch noch die passende Location aussuchen. Bei der Variante mit den besten Freundinnen wären wir etwa acht Mädels, bei der anderen etwa doppelt so viel. Eigentlich finde ich es zu acht schöner, aber es ist ein großer runder Geburtstag! Hm, ich muss mich wohl doch noch mal mit Maja oder Corinna beraten.
Mit meinen besten Freunden, das sind vier, werde ich auch noch ausgehen, ein paar Tage nach meinem Geburtstag. Auch da fehlt mir noch die passende Kneipe/Bar. Eigentlich würde ich mit den Jungs nämlich gerne Karaoke singen gehen, aber das wird schwierig mit dem Termin.



Montag, 26. März 2012
Italienisches Eis
Heute in der Mittagspause wollte ich mir mal ein Eis gönnen. Ich bin also zu dem italienischen Eisladen gegangen, an dem ich ständig vorbei komme. Den ganzen Winter lang hatte ich den netten italienischen Eisverkäufer mit einem Lächeln gegrüßt. Heute musste ich etwas anstehen, bevor ich meine Kugel Schoko-Mint ordern konnte. Als ich bezahlen wollte, schob er mein Geld zurück und sagte „ist schon okay“. Ich konnte nur „oh, danke“ sagen, dann war auch schon der nächste Kunde dran.

Ich war echt perplex und zog mit einem Smile mit meiner Eistüte von dannen. Ich hätte mich ja gerne noch ein wenig mit ihm unterhalten, aber leider war ein Ende der Schlange nicht abzusehen.



Sonntag, 25. März 2012
Endlich zuhause!
Endlich etwas Entspannung, auch wenn zuhause sein nicht eine Garantie dafür ist, dass ich ausspannen kann. Aber immerhin kann ich jetzt nach dem Zumba meine Beine ausstrecken, während ich mich in einen Sitzsack gekuschelt habe. Doch auch diese Zeit nutze ich natürlich, ich lasse mein Bleaching einwirken.
Seitdem ich aus dem Urlaub zurück bin ist jeder Tag schon fast überfüllt mit Aktivitäten. Im Büro habe ich mehr zu tun, da zwei Mitarbeiterinnen nun ausgeschieden ist. Darüber mache ich mir dann auch schon auf dem Hinweg ins Büro Gedanken. Dann liegt auch noch gerade bei meinem Nebenjob eine Menge an, dass da auch schon wieder 14 Stunden Arbeit notwendig waren. Die habe ich auf die Samstage, einen Sonntag und einen Abend verteilt.
Morgens, zumindest an Arbeitstagen, mache ich mein kleines 12minütiges Workout. Abends geht’s dann zum Zumba oder BodyCombat, fünfmal die Woche.
Dann hatte ich auch noch einen Kosmetik- und einen Arzt-Termin. Ich habe mir einen neuen Englischkurs hier in Berlin gesucht und wieder einen auf Malta gebucht. An zwei Tagen hatte ich morgens Handwerker da, weil der Balkon neu gemacht werden muss. Und 20 kg Wäsche vom Urlaub waren natürlich auch noch zu waschen.
Zwei Mädels-Abende gab es, dann noch zwei drei Treffen mit Freundinnen sowie eins mit meinem besten Freund und gestern haben wir bei Freunden die Grillsaison eröffnet.
Mit zwei meiner Freundinnen muss/will ich im Moment auch etwas häufiger telefonieren. Inas Vater ist gerade gestorben und ihre Mutter ins Pflegeheim gekommen, und das so kurz vor ihrem Sabbat-Jahr! Und Mona, die erst im November nach Italien zu ihrem Freund gezogen ist, muss verkraften, dass sich ihr Freund von ihr getrennt hat. Zwar ohne Streit, aber sie ist so enttäuscht, weil es nicht geklappt hat und muss nun gut überlegen, was sie weiter tun wird.
Dann noch der Technik-Stress mit dem neuen Netbook und dem UMTS-Ausfall! Und die neue Kamera zu kaufen und mich in diese einzuarbeiten kostet auch echt Zeit, die ich mir erst einmal nur kurz genommen habe.
Vorhin hatte ich in dem netten griechischen Feinkostladen wieder ein Stück von dem leckeren Hartkäse aus Schafs- und Ziegenmilch gekauft. Zuhause musste ich dann feststellen, dass das eingeschweißte Stück schon Schimmelstellen hatte. Also musste ich noch einmal zu dem Laden radeln, um den Käse gegen ein einwandfreies Stück umzutauschen. Das war auch wieder eine halbe Stunde, die ich besser anders genutzt hätte.
Und meine Steuererklärung müsste ich auch langsam mal in Angriff nehmen.
Immerhin kann ich mich freuen, meine Putzfrau ist gesund und erledigt ihre Sache weiter gut.
Und jetzt muss ich auch schon gleich wieder los. Bin mit Freunden zum Essen verabredet, irgendwo am Winterfeldtplatz, wir haben noch nicht entschieden. Auswärts zu essen hat auch Vorteile…



Samstag, 24. März 2012
Stress hausgemacht?
Na, nicht ganz. Klar habe ich die Kündigungen für meine Kolleginnen geschrieben, aber es war nicht so gedacht, dass die ganze Arbeit nun an mir hängen bleibt. Die Kollegen müssen sich erst einmal daran gewöhnen, dass sie auch ein paar administrative Aufgaben übernehmen müssen.
Verantwortungsbewusst wie ich nun einmal bin und gewohnt alles gut zu organisieren, sehe ich eben schnell wo es hakt und kümmere mich darum. Ggf. eben auch darum, dass ein Kollege sich um die Angelegenheit kümmert. Das bedeutet aber in jedem Fall, dass ich mich damit erst einmal auseinandersetzen muss. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis sich das eingespielt hat. Ich hoffe, dass bis dahin mein Schreibtisch und mein E-Mail-Postfach nicht vor unerledigter Arbeit überquillt. Momentan komme ich nämlich oft nicht zu meinen eigentlichen Aufgaben. Und das artet dann am Spätnachmittag oft in Hektik aus.
Am Freizeit-Stress bin ich aber selbst schuld. Dass ich mich jetzt mit meiner neuen Digitalkamera auseinandersetzen muss, das habe ich ja selbst so gewollt. Ich hätte ja keine neue kaufen müssen, die so viel mehr kann, als die alte. Aber ich will eben bestimmte Möglichkeiten nutzen, deshalb habe ich mich ja genau für das Modell entschieden. Schnappschüsse kann die Kamera auch einfach so, wie andere Kameras auch. Doch mir geht es um mehr, um speziellen Umgang mit Licht. Also muss ich da wohl etwas Zeit investieren.
Ich bin so gar nicht so die Frau, die sich von Technik so richtig faszinieren lässt. Es war eher nervig, letztens das neue Netbook einzurichten. Dann noch der Stress mit dem UMTS-Ausfall letztes Wochenende! Stunden über Stunden, die ich lieber mit Freunden verbringen würde. Oder mit Telefonieren, oder Lesen, oder Schreiben oder eben Fotografieren. Was das Fotografieren angeht, muss ich mich jetzt wohl richtig einarbeiten, aber das macht ja auch Spaß, weil man dann auch schöne Ergebnisse sieht.



Freitag, 23. März 2012
Die Technik eben...
Da will man nur eben mal kurz ins Internet, eine Galerie-Adresse checken und …. keine Verbindung möglich. Ich mag es gar nicht, wenn das, was ich gerade tun will an so blöden technischen Problemen scheitert. Das war Freitagabend. Ich hatte schon einmal eine UMTS-Störung gehabt, die war aber nach einer Stunde oder so wieder behoben. Diesmal war es nicht so, ich hatte noch einige Male versucht die Verbindung aufzubauen, war aber nicht erfolgreich. Also musst ich den klassischen Stadtplan raussuchen, das geht immerhin auch noch.

Samstag gab es immer noch keine UMTS-Verbindung, also habe ich 1und1 angerufen und hing erst einmal bestimmt zehn Minuten in der Warteschleife. Auf meine Nachfrage, ob es eine Störung gebe, konnten sie mir nichts sagen, sie hätten keine Info von Vodafone. Ich hatte gerade das Datenvolumen von 1GB erreicht und vorige Woche auf 5MB umgestellt. Meine Frage, ob das vielleicht noch nicht umgesetzt sei, verneinten sie.

Als Samstagabend immer noch keine Verbindung möglich war, rief ich wieder an. Netterweise wurde ich gleich zum technischen Support durchgestellt. Die Dame kam auf den Gedanken, es läge an meinen Einstellungen. Ich fand das zwar unwahrscheinlich, da ich mit Notebook wie auch neuem Netbook keine Verbindung bekam, aber ich verbrachte, dann bestimmt eine halbe Stunde mit ihr, die Einstellungen durchzugehen und andere zu probieren. Leider ohne Erfolg. Mein Gedanke war ja, dass Vodafone oder 1und1 eine Störung hat.

Ich hasse es, wenn ich so meine Zeit damit vergeuden muss, irgendwelche technische Dinge zu konfigurieren, besonders wenn sie dann nicht erfolgreich sind.

Sonntag ging immer noch nichts, also habe ich das Netbook mit ins Studio genommen. Nach dem Zumba klappte die Verbindung ohne Probleme, ich war ja auch in einem anderen Bezirk. Daheim ging dann wieder nichts. Also habe ich wieder angerufen. 1und1 fragte dann doch mal bei Vodafone nach und bekam die Antwort, dass es eine Störung gebe und dass es wohl noch etwas dauern würde, diese zu beheben, es sei ja gerade Wochenende. Hmpf! Um diese Info zu bekommen, hatte ich bestimmt zwei Stunden vergeudet.

Also musste ich mich weiter in Geduld üben, immerhin konnte ich gestern im Studio eben E-Mails checken und mal kurz in facebook rein schauen.

Und heute Abend geht's endlich wieder!!!



Samstag, 17. März 2012
Für immer Leidenschaft
Erica Jong schreibt in „Keine Angst vor Fünfzig“ „Leidenschaft darf nicht vom gewöhnlichen Leben berührt werden, wenn sie Leidenschaft bleiben soll. Sex hat Geheimnis, Magie, einen Hauch von Verbotenem. Der Feind sind Nettigkeit, Manieren, der Versuch gut zu sein.“
In der Verliebtheitsphase kommt man üblicherweise nicht aus dem Bett, hat daneben Sex an den ungewöhnlichsten Orten und immer Lust aufeinander. So habe ich das bereits mehrfach erlebt.
Wenn wir uns auch sonst gut verstanden haben und es einfach passte, sind wir nach einer Weile zusammengezogen. Ganz einfach, weil wir ständig Sehnsucht nacheinander hatten und uns vorgestellt haben, dass es noch schöner wird, wenn wir zusammenleben.
In meiner Ehe hatten wir unser gemeinsames Projekt, wir hatten einen Laden aufgemacht. Wir hatten ganz klein angefangen und unser Baby (der Laden) wuchs und gedieh prächtig. Das Geschäft aufzubauen hat richtig Spaß gemacht. Das hat uns verbunden, unsere Beziehung gefestigt, doch die Leidenschaft verschwand. Irgendwann war es nur noch Geschwisterliebe.
Als mir bewusst wurde, dass das, was am Anfang die Anziehung ausgemacht hat, auf der Strecke geblieben war, habe ich versucht daran zu arbeiten. Natürlich habe ich versucht, mit Tony darüber zu reden. Doch das war nicht möglich, denn Tony ist generell kein Typ, der über Probleme reden mag und andererseits hatte ich auch den Eindruck, dass er das Problem gar nicht richtig sah.
Wir hatten es richtig nett miteinander. Eine schöne Wohnung, viel, zu viel gemeinsame Zeit. Wir machten es uns einfach schön, taten in der Freizeit das, was Paare üblicherweise miteinander tun. Wir kochten mit- und füreinander, machten zusammen Sport und Ausflüge. Doch es fehlte die Fremdheit, das Ungewisse, was die Sache interessant macht. Wir kannten uns einfach zu gut und waren zu nett zueinander, dadurch wurde es langweilig. Gemeinsame Langeweile ist auch ein Feind der Leidenschaft.
Ich hatte mir ein paar Bücher von Anne West gekauft, versuchte mich etwas zurückzuziehen, nicht mehr so offen Tony gegenüber zu sein und damit sein Interesse wieder zu wecken.
Gerade gemeinsame Schlafzimmer sind tödlich für die Erotik, hatte ich festgestellt. Dieses gemeinsame Schlafengehen und der damit verbundene Sex nach Terminkalender lassen die Leidenschaft einschlafen. Oft ist es so, dann zumindest einem Partner in dem Moment gar nicht nach Sex ist. Vielleicht weil er müde ist oder noch andere Sachen im Kopf hat. Wenn man getrennte Schlafzimmer hat, muss man bewusster entscheiden, ob man Sex haben will und kann sich dann darum kümmern, den anderen zu verführen.
Außerdem sollte Schlaf der Erholung dienen und die fällt aus, wenn es der andere von Temperatur und Frischluft ganz anders mag als man selbst. Oder wenn er unruhig oder gar lautstark schläft. Als wir es uns leisten konnten, zogen wir in eine größere Wohnung mit zwei Schlafzimmern. Das führte dann zwar zu mehr Erholung aber leider nicht zu mehr Sex. Tony ließ sich zwar ab und zu verführen, doch von sich aus blieb er weiter träge und uninteressiert. Irgendwann stellte ich dann auch meine Aktivitäten ein. Es war zu spät.
Eine Ehe, die auf Geschwisterliebe beruht, wollte ich nicht. Ich wollte weiter Liebe, Lust und Leidenschaft. So habe ich dann nach langem Überlegen zu Tony gesagt „Ich denke wir sollten uns trennen.“. Seine Antwort darauf war „Das ist eine gute Idee.“. Ich war froh, dass es so einfach ging, aber irgendwie war ich auch entsetzt.
Wir hätten die Beziehung ganz anders anfangen bzw. nach der ersten Verliebtheit anders fortsetzen müssen, vielleicht wären wir dann noch zusammen. Wir waren happy, dass alles so harmonisch lief, dass wir uns prima ergänzten und so viele gemeinsame Interessen hatten. Wir kamen nicht auf die Idee, dass wir mit unserer ständigen Zusammensein und der absoluten Vertrautheit die Leidenschaft vertreiben würden.
Mit dieser Erfahrung habe ich versucht, es die nächsten Male besser zu machen. Aber zu einer Beziehung gehören ja immer zwei…